Wegen Juden-Mord
Frankreich demonstrierte gegen Antisemitismus
An der Demonstration des jüdischen Dachverbandes CRIF nahmen auch Innenminister Sarkozy und Außenminister Douste-Blazy sowie Führer aller großen Parteien und Konfessionen teil. Überschattet wurde die Kundgebung vom Streit um eine Beteiligung der Rechtsradikalen. Der Präsident der Bewegung für Frankreich, de Villiers, wurde von Ordnern mit dem Ruf "Rassist, Rassist" vertrieben. Mehrere Menschenrechtsgruppen und islamische Vereinigungen boykottierten die Demonstration wegen der angekündigten Teilnahme der Nationalen Front. Die Kommunisten spalteten sich vom Zug ab.
"Wichtige Demonstration"
"Diese Demonstration ist wichtig, weil das ganze französische Volk die antisemitische Gewalt aufs Schärfste verurteilen muss", sagte der Großrabbiner Frankreichs, Joseph Sitruk. Eine Reaktion von Politikern reiche nicht. Kardinal Lustiger sagte: "Ich bin für Frankreichs Ehre gekommen." Bei der Ermordung Ilan Halimis sei "eine Grenze der Menschlichkeit und Würde überschritten" worden.
Nach einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage glauben sieben von zehn Franzosen, dass der Rassismus im Lande zunimmt. 57 Prozent registrieren speziell einen wachsenden Antisemitismus.
Der jüdische Telefonverkäufer Ilan Halimi war von einer Vorstadt- Erpresserbande um den 25-jährigen Youssouf Fofana wochenlang als Geisel gefangen gehalten, gequält und getötet worden. Fofana wurde in Cote d'Ivoire gefasst. Fofana bestätigte, Halimi wegen seiner Religion für reich gehalten zu haben, bestritt aber antisemitische Beweggründe. Die Bande hatte der Polizei zufolge auch nichtjüdische Gutverdiener erpresst.
Die Gewalttat hatte in Frankreich Entsetzen ausgelöst und im verunsicherten jüdischen Milieu den Ruf nach Selbstverteidigung aufkommen lassen. Auf der Pariser Demonstration riefen viele "Rache für Ilan".
Symbolbild
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