"Arbeit macht frei"

Diebe stehlen Tür aus KZ-Gedenkstätte Dachau

Ausland
02.11.2014 17:16
Unbekannte haben am Wochenende in der deutschen KZ-Gedenkstätte Dachau die historische Tür am Haupteingangstor mit dem Schriftzug "Arbeit macht frei" gestohlen. "Das ist eine neue Qualität der Schändungsenergie", sagte die Leiterin der Gedenkstätte, Gabriele Hammermann, am Sonntag. Die Tür sei "das zentrale Symbol für den Leidensweg der Häftlinge".

Die schwarze schmiedeeiserne Tür misst knapp einen mal zwei Meter und ist Bestandteil eines größeren Tores in der Nähe des Haupteingangs. Der Sicherheitsdienst habe den Diebstahl am frühen Sonntag festgestellt, wie die Polizei mitteilte. Kurz vor Mitternacht sei die Tür demnach noch da gewesen.

Polizei ermittelt "in alle Richtungen"
Der oder die Täter mussten ein Flügeltor übersteigen, um auf das Gelände zu gelangen. Möglicherweise wurde das Tor mit einem Fahrzeug abtransportiert. Eine Suche in der näheren Umgebung der Gedenkstätte verlief erfolglos. Ob Neonazis oder ein "Sammler" hinter dem Diebstahl stecken, konnte ein Polizeisprecher vorerst nicht sagen. Man ermittle "in alle Richtungen", hieß es.

Durch das 1936 errichtete Tor am sogenannten Jourhaus mussten während des Nationalsozialismus die Insassen jeden Tag ins Dachauer KZ und hinaus gehen. Die Inschrift "Arbeit macht frei" verdeutliche die verharmlosende NS-Propaganda, welche die Konzentrationslager als bloße Arbeitslager darstellen wollte, sowie den Zynismus der Nazis, für die Zwangsarbeit das zentrale Instrument zur Peinigung und Kontrolle ihrer Gegner war.

Gedenkstätte immer wieder im Visier von Rechten
Die KZ-Gedenkstätte Dachau ist immer wieder Ziel krimineller Taten mit rechtem Hintergrund. Das umzäunte Gelände der Gedenkstätte werde seit 2001 von einem privaten Sicherheitsdienst überwacht, sagte Hammermann. Die ganze Nacht über kontrolliere ein Mitarbeiter die Umgebung in unregelmäßigen Abständen. Gegen eine Überwachung mit Videokameras habe man sich in den KZ-Gedenkstätten entschieden, weil man aus ihnen "keinen Hochsicherheitstrakt" machen wollte. "Diese Entscheidung muss nun aber möglicherweise auf den Prüfstand", so die Leiterin der Gedenkstätte.

Ähnlicher Fall in Auschwitz: Auftraggeber verurteilt
Im Dezember 2009 war aus der Gedenkstätte des Vernichtungslagers Auschwitz ebenfalls der Schriftzug "Arbeit macht frei" gestohlen worden. Der Diebstahl des bekannten Symbols für den Holocaust rief weltweit Empörung hervor. Die Diebe zersägten den Schriftzug in drei Teile und vergruben ihn in einem Wald. Der schwedische Auftraggeber des Diebstahls wurde später zu knapp drei Jahren Haft verurteilt.

Dachau war das erste große, dauerhaft angelegte KZ der Nazis und wurde zum Modell für die vielen später errichteten Konzentrationslager. Nach Angaben des Deutschen Historischen Museums kamen in Dachau mindestens 30.000 Gefangene ums Leben. Die KZ-Gedenkstätte geht von etwa 41.500 Ermordeten aus.

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