Der längste Fluss Frankreichs ist weltberühmt für die vielen Schlösser, die hier vor allem in der Renaissance gebaut wurden – in der Adventzeit erstrahlen einige davon im weihnachtlichen Lichterglanz und üben einen ganz besonderen Zauber aus!
Wir beginnen unsere Reise am Pariser Flughafen Charles de Gaulle, werden dort von Stéphanie abgeholt. Sie ist für die nächsten Tage unsere Chauffeuse und Reiseführerin zugleich. Der erste Stopp Richtung Loire lässt uns in Maintenon halten, wo im gleichnamigen Wasserschloss im 17. Jahrhundert Françoise d’Aubigné, die Mätresse und heimliche Ehefrau Ludwigs XIV., residierte. Jetzt in der Adventzeit ist das Anwesen liebevoll dekoriert und entführt in die Welt der Märchen. Im Park fallen vor allem die Ruinen des nie fertiggestellten Aquädukts auf, das Wasser für die vielen Brunnen für Versailles liefern sollte.
„MAN SIEHT NUR, WAS MAN WEISS“ – MAGIE IN BLAU
Vor der gewaltigen Kathedrale von Chartres treffen wir Félicité. Die gebürtige Deutsche sprüht vor Leidenschaft: „Wir stehen hier an der Wiege der Gotik.“ Ich bin begeistert von der Führung – es gibt in dem unter UNESCO-Welterbe stehenden Gotteshaus derartig viel zu entdecken, dass die Zeit definitiv zu kurz wird. Wichtig ist, dass es Tageslicht gibt – denn dann wirken die wundervollen Glasmalereien der Fenster (176!) in ihrer vollen Pracht.
Bis heute verzaubert vor allem das berühmte „Chartres-Blau“, wirkt nahezu magisch, wenn sich die Sonne bricht. Wer sich für die Kunst der Glasmalerei näher interessiert, kann in Workshops mehr darüber erfahren und sich sogar selbst darin versuchen.
Weitere Gründe, die einen Besuch rechtfertigen: der Boden des Kirchenschiffs, der ein beeindruckendes Labyrinth aus 272 weißen Steinplatten ist, sowie eine Reliquie, ein Schleier, der der Jungfrau Maria zugeschrieben wird. 2025 wird zudem noch das Jubiläum des 1000-jährigen Bestehens der Krypta gefeiert. Insgesamt – unbedingt ansehen, am besten mit Führung, damit man kein Detail verpasst!
VON 1000 SCHLÖSSERN SIND 300 ZU BESICHTIGEN!
Heute nähern wir uns dem 300 Kilometer langen „Filetstück“ der Loire, wo die Schloss-Dichte besonders hoch ist – von etwa 1000 Schlössern sind übrigens 300 zu besichtigen. Wir starten mit Chambord, eines von jenen, von denen es heißt, man sollte sie auf keinen Fall versäumen. Es ist nicht nur das größte, sondern vor allem auch überaus beeindruckend. Was es wohl auch sein sollte, möglicherweise auch der wichtigste Baugrund, glaubt man Spekulationen, nachdem keine Dokumente zur Baugeschichte mehr erhalten sind.
Franz I., bei der Kaiserwahl seinem spanischen „Kollegen“ Carlos unterlegen, war der Bauherr. 1539 bereitete er dem Kontrahenten, inzwischen Karl V., hier einen pompösen Empfang. „Ein Inbegriff dessen, was menschliche Kunst hervorzubringen vermag“, urteilte der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, als er das noch unvollendete Chambord sah. Ohne Zweifel, ein Ort der Superlative: 32 Kilometer Mauer umgrenzen den Park mit 5433 ha (so groß wie Paris), 440 Räume, die faszinierende doppelte Wendeltreppe im Herzen des Donjon, auf der zwei Personen gleichzeitig das Stockwerk wechseln können, ohne sich jemals zu begegnen.
Bei all den Zahlen, die zweifelsohne beeindrucken, ist noch eines überraschend, nämlich dass Franz I. nur – je nach Quelle – 73 (Stéphanie), 50 (Homepage) oder 40 (Reiseführer) Tage im Schloss Chambord verbrachte. 1670 führte Molière erstmals vor dem König „Der Bürger als Edelmann“ auf, das viermal wiederholt werden musste, weil es den Zuschauern so gut gefiel. Im Advent ist das Schloss, das heute dem Staat gehört, herrlich geschmückt und allein schon deswegen interessant.
LEONARDO DA VINCI IN AMBOISE
Franz I. lud Leonardo da Vinci nach Frankreich ein, wo er im Schloss Clos Lucé in Amboise seine letzten Lebensjahre verbrachte. Ein Besuch der Kleinstadt lohnt sich aus vielen Gründen – hoch über der Loire thront das Königsschloss mit der Hubertuskapelle, wo das Grabmal von Leonardo zu finden ist. Auch Clos Lucé ist zu besichtigen, und unbedingt sollte man Zeit für die Pâtisserie Chez Bigot einplanen.
Eine Ausstellung im Schloss widmet sich dem Weihnachtsthema (Spielzeug), aber auch in der Konditorei werden köstliche Kunstwerke kreiert, die es nur in der kalten Jahreszeit um Weihnachten gibt, süße Geschenke sowieso und eine exquisite heiße Schokolade mit Orangengeschmack. Am Sonntagmorgen (!) lohnt sich auch ein Besuch am Markt, wo herrliches Gemüse, Fisch, Käse, Würste, einfach alles, was gut schmeckt, zu attraktiven Preisen angeboten wird – das würde ich mir auch bei uns in Österreich wünschen!
DER BLUMENMAGIER IM SCHLOSS DER FRAUEN
Chenonceau ist das Schloss der Damen, es verkörpert weibliche Grazie in Perfektion, denn fast immer waren es Frauen, die seine Geschicke lenkten, eine große Leidenschaft dafür hegten. Zuerst ist es Diane de Poitiers, die Favoritin von Heinrich II. Ihr Glück endete mit dem Tod des Königs, als dessen Gemahlin – Katharina von Medici – ihre nun schutzlose Nebenbuhlerin zwang, Chenonceau gegen das unwirtliche Chaumont einzutauschen.
ALLGEMEINE AUSKÜNFTE
Atout France: www.france.fr
Tourismusverband Loiretal: www.loiretal-frankreich.de
Loire-Schlösser im Advent: Die teilnehmenden Schlösser sind heuer von 29. November bis 4. Jänner festlich geschmückt.
AUF DEM WEG INS LOIRE-TAL
CHARTRES:
IM LOIRE-TAL
CHAMBORD:
SCHLOSS CHENONCEAU: (www.chenonceau.com)
AMBOISE:
COUR-CHEVERNY:
Sie war es, die eine unglaubliche zweigeschoßige Galerie auf der den Fluss Cher überquerenden Brücke errichtete. Bei unserem Besuch ist genau da eine 40 Meter lange Tafel mit Limoges-Porzellan und einem weihnachtlichen Schmuck, der schlichtweg begeistert. Man weiß kaum, wohin man die Augen lenken soll – so viele großartige Details ergeben ein Ganzes, das einfach nur zum Staunen ist. Für die herrlichen Blumenarrangements, die es überall im Schloss zu sehen gibt, ist Jean François Boucher – manchmal auch als der Blumenmagier bezeichnet – verantwortlich. Prachtvoll das ganze Jahr über, geradezu unübertrefflich vor Weihnachten!
In Workshops kann man hier lernen, wie man mit Moos, Pilzen, Blättern, was auch immer, herrliche Dekorationen herstellt. In der Orangerie ist ein Restaurant untergebracht, im Weinkeller können die ausgezeichneten Loire-Weine verkostet werden. Nach Versailles in der Nähe von Paris ist Chenonceau das meistbesuchte Schloss Frankreichs, der Loire sowieso, mit etwa einer Million Besucher im Jahr.
5 AUS 300
Die Reise geht dem Ende zu. Am vierten Tag ist unser Schloss Nummer 5 von den 300 an der Reihe. Besucher haben die Qual der Wahl, denn alles zu besichtigen, ist schier unmöglich. Wir entscheiden uns für Schloss Valençay im Süden des Loiretales. Das ehemalige Anwesen des großen Diplomaten Charles-Maurice de Talleyrand verdient einen Besuch.
Die Geschichte ist interessant, streift natürlich auch den Wiener Kongress, ebenso wie es sich auszahlt, in Orléans, einer der ältesten Städte Frankreichs, haltzumachen und sich mit Jeanne d’Arc zu beschäftigen, an die ein großes Reiterstandbild auf dem Place du Martroi erinnert – rundum erstreckt sich der Weihnachtsmarkt. Andere Länder, andere Bräuche, aber eines bleibt gleich und erfreut das Herz: Überall wird „Stille Nacht, heilige Nacht“ gesungen!
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