Malta

Wo der Teufel stets zu spät ist

Reisen & Urlaub
27.12.2025 12:00

Auf Malta und Gozo spielt Zeit eine große Rolle. Nicht nur weil hier viele Kirchtürme zwei Uhren mit verschiedenen Zeiten haben. Dieses Rätsel werden Besucher rasch lösen – und zur Erkenntnis gelangen, dass es keinen besseren Ort gibt, um sich selbst einmal Zeit zu lassen.

Schon die Hauptstadt Valletta ist eine Wucht aus Geschichte: goldgelber Kalkstein, Festungen aus der Ritterzeit, Palazzi und Kirchen dicht an dicht. Die Stadt ist zu Recht UNESCO-Weltkulturerbe. Bereits die Aussicht von den Upper Barrakka Gardens über den Grand Harbour reicht, um den Speicher der Handykamera ernsthaft herauszufordern. Täglich um 12 Uhr mittags und noch einmal um 16 Uhr wird hier die alte „Saluting Battery“ unterhalb der Gärten abgefeuert – mit einem lauten Kanonenschuss, der über den Hafen hallt.

die Kanonen in Valletta
die Kanonen in Valletta(Bild: ViewingMalta)

Was früher nur ein Zeitsignal für die Schifffahrt war, ist heute ein Publikumsmagnet. Wer den Touristenmassen bei dem beliebten Spektakel aus dem Weg gehen will, sollte sich zu dieser Zeit am besten gerade auf dem Wasser befinden: Vom Wassertaxi aus lässt sich das Schauspiel besonders eindrucksvoll verfolgen – samt Rauchwolke, Echo und perfektem Blick auf die historischen Bastionen. Und das ganz ohne Gedränge.

Nur einer von vielen schönen Hauseingängen in Mdina: ruhig, grün und typisch für die Stadt.
Nur einer von vielen schönen Hauseingängen in Mdina: ruhig, grün und typisch für die Stadt.(Bild: Ed Ricker)

Mdina, die Stadt, in der die Zeit stehen blieb Dabei wirkt Malta selbst nie überladen. Vielmehr kompakt, klar, kraftvoll. Wie gemacht für Filmszenen – was Regisseure längst erkannt haben. Hier entstanden unter anderem Szenen aus „Game of Thrones“, „Gladiator“ und „Troja“. Die steinernen Mauern sind keine Kulisse – sie sind das Original.

Die Ġgantija-Tempel auf Gozo zählen zu den ältesten frei stehenden Bauwerken der Welt.
Die Ġgantija-Tempel auf Gozo zählen zu den ältesten frei stehenden Bauwerken der Welt.(Bild: ViewingMalta)

Besonders eindrucksvoll zeigt sich das in Mdina, der alten Hauptstadt. Schon das Stadttor ist bekannt aus „Game of Thrones“, wo einst Catelyn Stark und Eddard durchritten. Wer hier hindurchgeht, fühlt sich schlagartig in eine andere Zeit versetzt. Die „stille Stadt“, wie sie genannt wird, ist umgeben von hohen Mauern und barocker Architektur. Kein Autolärm, keine Hektik – nur das Knirschen von Schuhen auf dem Kopfsteinpflaster und das gelegentliche Schlagen einer fernen Glocke.

Stadttor von Mdina
Stadttor von Mdina(Bild: Ed Ricker)

Rabat und der Blick unter Maltas OberflächeGleich nebenan liegt Rabat, wo man in die frühchristlichen St.-Paul’s-Katakomben hinabsteigen kann. Es ist ein Labyrinth aus unterirdischen Gängen und Grabstätten. Wer es lieber über der Erde mag, besucht die Wignacourt-Kirche oder setzt sich in eines der kleinen Cafés an der Piazza und beobachtet das langsame Treiben.

Ein paar Kilometer weiter öffnet sich Malta noch einmal ganz anders. An der Steilküste von Dingli fällt die Insel abrupt ins Meer ab. Bei Ta’ Dmejrek, Maltas höchster natürlicher Erhebung, brechen die Dingli Cliffs schroff zur See hin ab. Besonders zum Sonnenuntergang, wenn das Licht den Kalkstein rosa färbt und unten die Wellen tosen, versteht man, warum Malta trotz der Größe nie einengt.

Ed Ricker am Rande Maltas: Die Dingli Cliffs sind einer der spektakulärsten Aussichtspunkte.
Ed Ricker am Rande Maltas: Die Dingli Cliffs sind einer der spektakulärsten Aussichtspunkte.(Bild: Ed Ricker)

Wer es lebendiger mag, taucht in die Three Cities ein: Vittoriosa, Senglea und Cospicua. Gegenüber von Valletta gelegen, aber touristisch oft übersehen, erzählen sie vom echten Malta. Enge Gassen, Wäscheleinen über den Köpfen, kleine Bars am Wasser. Hier sitzen Menschen abends vor ihren Haustüren, diskutieren laut, lachen noch lauter.

Weiter südlich liegt Marsaskala, ein gemütlicher Ort mit einer langen Uferpromenade, bunten Booten und kleinen Lokalen, die fangfrischen Fisch servieren. Hier baden eher die Malteser als die Touristen – ein Ort, um mal durchzuatmen.

Tempel aus einer Zeit vor Pyramiden und MythenEin absolutes Muss für Geschichtsinteressierte sind aber die prähistorischen Tempelanlagen von Haġar Qim und Mnajdra. Sie zählen zu den ältesten frei stehenden Bauwerken der Menschheit und sind mit einem Alter von mehr als 5000 Jahren noch älter als Stonehenge oder gar die Pyramiden. Wer am frühen Morgen kommt, kann sie fast für sich allein erleben. Die massiven Steine erzählen von einer Zeit, in der hier schon Hochkultur herrschte, lange bevor Malta auf der Weltkarte auftauchte.

INFOS

ALLGEMEINE AUSKÜNFTE:
www.visitmalta.com/de und www.visitgozo.com

  • Malta erfreut sich auch bei Österreichern großer Beliebtheit: 2024 reisten 63.199 Gäste aus Österreich auf die Mittelmeerinsel.
  • Angeflogen wird Malta ganzjährig täglich mit KM Malta Airlines. Die Flugdauer beträgt rund zwei Stunden, die Abflugzeiten variieren je nach Wochentag. Buchungen sind im Reisebüro oder direkt unter www.kmmaltairlines.com möglich.
  • Kulinarisch lohnt Gozo besonders mit geführten Touren von tasteofgozo.com mit Leanne: Die Food and Culture Walking Tour sowie die Sunset Walking Food and Drink Tour dauern jeweils rd. 4 Stunden, kosten ca. 70 € pro Person und sind absolut empfehlenswert.

Und dann ist da noch die benachbarte Insel Gozo. Gozos Landschaft war lange durch ein Naturwunder geprägt, das bis 2017 noch alle Reiseführer zierte: das Azure Window – ein gewaltiger Felsbogen mit Durchblick auf das offene Meer bei Dwejra. Doch es stürzte während eines Sturms ein. Was blieb, ist eine Lücke – und ein Mythos. Denn unter Wasser entstand ein neuer Spot für Taucher. Ein Fenster, das sich schloss – und ein Tor, das sich öffnete.

Viele besuchen die Insel nur für ein paar Stunden und fahren wieder zurück. Ein Fehler. Gozo ist keine Postkarte, sondern ein Lebensgefühl. Die Luft riecht hier anders, die Menschen sprechen langsamer, der Himmel scheint tiefer. In Victoria, der Inselhauptstadt, erhebt sich die Zitadelle wie ein steinerner Wächter über roten Feldern und barocken Kirchenkuppeln. Drumherum Stille, weiter unten am Hauptplatz plaudernde Menschen und Düfte, die richtig Appetit machen.

Gozo sehen, schmecken und richtig verstehen
Wer den Puls der Stadt wirklich verstehen, erleben und auch schmecken will, sollte sich Leanne anvertrauen. Die gebürtige Gozitanerin führt unter dem Namen „Taste of Gozo“ die Besucher auf eine genussvolle Entdeckungstour durch versteckte Innenhöfe, Familienbetriebe, duftende Bäckereien und Lokale, die man alleine nie gefunden hätte. Ihre Touren sind bei Weitem keine Standardrouten, sondern Begegnungen mit Menschen, Geschichten und Aromen, die die Insel prägen.

Auch sehenswert: die Basilika Ta’ Pinu bei Gharb auf Gozo inmitten weiter Felder.
Auch sehenswert: die Basilika Ta’ Pinu bei Gharb auf Gozo inmitten weiter Felder.(Bild: Dado Daniela)

In Dörfern wie Nadur oder Xewkija sind sie dann richtig auffällig: Kirchen mit zwei Zifferblättern, deren Uhrzeiten nie übereinstimmen. Was zunächst wie ein Baufehler wirkt, entpuppt sich als alter und tief verwurzelter Volksglaube. Die falsche Uhrzeit soll den Teufel verwirren, damit er die Messe verpasst. Dabei erkennt man meist schnell, welche Uhr die echte Zeit zeigt: In der Regel funktioniert nur eine der Uhren, während die andere oft gar nicht weiterläuft oder sogar nur aufgemalt ist. Verlässlich ist sie jedenfalls nicht – aber vielmehr ein Sinnbild für das gesamte Inselgefühl: Hier steht die Zeit meist still.

Zurück auf der Hauptinsel Malta lockt Marsaxlokk – ein Fischerdorf wie aus einem Bilderbuch. Bunte „Luzzu“-Boote schaukeln im Wasser, auf dem Markt duftet es nach gegrilltem Fisch, Kapern und Meer. Die aufgemalten Augen auf den Bootsbugen sollen Böses fernhalten. Und wenn man in die Gesichter der Menschen blickt, glaubt man sofort, dass das funktioniert.

Valletta lässt sich vom Wasser aus besonders entspannt erleben.
Valletta lässt sich vom Wasser aus besonders entspannt erleben.(Bild: Ed Ricker)

Fazit: Malta und Gozo sind keine Destinationen für das schnelle Abhaken. Wer hierher kommt, sollte Zeit mitbringen – und sie großzügig verlieren. Zwischen Felsen und Festungen, Mythen und Märkten, Uhren und Unsinn. Und wenn man am Ende das Gefühl hat, man hätte noch nicht alles gesehen, dann hat man alles richtig gemacht. Denn genau hier beginnt der Zauber.

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