Am Samstag jährte sich einer der blutigsten Terroranschläge in der Zweiten Republik. Drei schwer bewaffnete junge Palästinenser rollten am 27. Dezember 1985 Handgranaten in die Menschenmenge und feuerten mit Kalaschnikow-Sturmgewehren auf die wartenden Passagiere am Flughafen Wien-Schwechat. Die blutige Bilanz: vier Tote und Dutzende Verletzte. Einer der Attentäter machte auch danach noch jahrzehntelang Schlagzeilen in Österreich.
Zwei Passagiere – ein Wiener und ein Israeli – wurden bei der Schießerei vor dem Check-In-Schalter der israelischen Fluggesellschaft „El Al“ getötet. Über 40 Personen erlitten teils schwere Verletzungen, als fast 200 Schüsse fielen und vier Handgranaten explodierten. Eine weitere Passagierin aus Österreich erlag nach Wochen ihren schweren Verletzungen. Die Terroristen der sogenannten Abu-Nidal-Gruppe wollten mit den überlebenden Passagieren als Geiseln eigentlich die Maschine entführen und über Israel sprengen, hatten jedoch die Sicherheitsmaßnahmen unterschätzt. Diese waren unvergleichlich weniger streng als heute.
Flucht endete in der Nähe von Fischamend
Die verletzten Attentäter flüchteten und rasten mit einem vor dem Flughafengebäude geraubten Auto los. Nach einer wilden Verfolgungsjagd auf der Bundesstraße 9 wurden die Terroristen schließlich in der Nähe von Fischamend von der Polizei gestellt. Bei einem erneuten Feuergefecht wurde ein Terrorist, der 25-jährige Abdel Aziz Merzoughi, getötet. Die beiden anderen schwer verletzten Palästinenser, der ebenfalls 25-jährige Tawfik Ben Ahmed Chaovali und der 26-jährige Mongi Ben Saadaoui, gaben auf. 1987 wurden beide von einem Wiener Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt.
Saadaoui verhielt sich in der Haft unauffällig und durfte nach 22 Jahren Österreich verlassen. Chaovali machte dafür noch weitere Schlagzeilen: 1995 flüchtete er aus der oberösterreichischen Strafanstalt Garsten, wurde jedoch bereits nach zwei Stunden wieder gefasst. Nach einem weiteren Fluchtversuch 1996, wo er mit einem Komplizen auch drei Frauen als Geiseln genommen hatte, wurde der weiterhin als gefährlich geltende Mann zu weiteren 19 Jahren Haft verurteilt. Er starb im September 2024 in der Justizanstalt Stein.
Im Libanon ausgebildete palästinensische Flüchtlinge
Bei den drei Terroristen handelte es sich um palästinensische Flüchtlinge aus den libanesischen Lagern Sabra und Shatila. Die palästinensischen Flüchtlingslager im südlichen Stadtgebiet von Beirut erlangten 1982 nach einem grausamen Massaker an Zivilisten durch christliche Milizen während des libanesischen Bürgerkriegs traurige Berühmtheit. Für ihren Einsatz in Wien waren die jungen Männer im Libanon ausgebildet worden.
Die Abu-Nidal-Gruppe verübte zeitgleich mit dem Attentat in Wien-Schwechat einen ähnlichen Anschlag auf den Flughafen Rom-Fiumicino. Beim bewaffneten Angriff auf die Check-in-Schalter von El Al und der US-Fluggesellschaft TWA werden 16 Menschen getötet und rund 70 verletzt. Israelische und italienische Sicherheitskräfte können drei der vier Attentäter erschießen und den vierten verletzt gefangen nehmen.
Die Terrorgruppe Abu Nidal wurde 1974 von dem palästinensischen Top-Terroristen Sabri al-Banna (1937-2002) alias Abu Nidal („Vater des Kampfes“) gegründet, als dieser selbst von Yasser Arafats Palästinensischer Befreiungsorganisation (PLO) ausgeschlossen wurde. Abu Nidal zählte zu den grausamsten Terroristen des arabischen Raumes. Insgesamt 900 Menschen starben durch Attentate seiner Handlanger, die sich oftmals in Wien ausruhten. 2002 wurde Abu Nidal in seiner Wohnung in Bagdad erschossen. Die irakischen Behörden sprachen damals offiziell von „Selbstmord während eines Polizeiverhörs“.
Terrorgruppe verübte drei Anschläge in Österreich
In Österreich verübte die Organisation drei Anschläge: Im Mai 1981 ermordete sie den Wiener Stadtrat Heinz Nittel (SPÖ); im August des gleichen Jahres wurden bei einem bewaffneten Angriff auf den jüdischen Stadttempel in der Wiener Innenstadt zwei Menschen getötet. Der dritte war der Angriff im Dezember 1985 am Flughafen Wien-Schwechat.
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