Der neue Audi Q3 trägt dick auf. Viel Lametta an der Karosserie, ein völlig neues Bedienkonzept statt Lenkstockhebeln, faszinierende Scheinwerferfunktionen. Man könnte ihn glatt für einen Blender halten. Bis man einfach losfährt – oder den Video-Fahrbericht hier ansieht.
In Sachen Bedienkonzept scheint Audi die Konkurrenz rechts außen überholen zu wollen – vielleicht haben die Ingolstädter deshalb zur Fahrpräsentation nach Schottland eingeladen, wo sich die Überholspur bekanntlich rechts befindet.
Aber sagen wir so: Der Linksverkehr (galt bis 1938 auch in Österreich) wird sich bei uns nicht mehr durchsetzen – für das neue Bedienkonzept dürfte das Gleiche gelten. Zu verspielt, zu unpraktisch ist der Balken hinterm Lenkrad, der viele Funktionen auf engstem Raum zusammenfasst (Näheres siehe Video!).
Alles andere als langweilig
Das Design des Q3 soll offenbar all diejenigen Lügen strafen, die Audi als langweilig bezeichnen, speziell mit S-Line-Ausstattung: Riesiger Plastikkühlergrill, überhaupt einiges an Plastik, am Heck ein durchgehendes Leuchtenband, das allerdings von den Heckleuchten abgesetzt ist, und auch hier Plastik. Sogar die Audi-Ringe sind jetzt nur noch auf eine Plastikplatte aufgedruckt und deshalb von Weitem kaum noch erkennbar – es sei denn, das Licht ist eingeschaltet, weil dann sind sie beleuchtet. Na ja. Wenigstens gibt es sie überhaupt noch, nicht wie bei der A-U-D-I-Marke in China. Aber eben nicht mehr so prägnant.
Auch in der dritten Generation gibt es den Audi Q3 als SUV und als Sportback, also als SUV mit Coupé-artiger Dachlinie. An Front und Heck unterscheiden sich die beiden Versionen praktisch nicht, beide haben in der S-Line die gleiche Aggressivität hineingezeichnet bekommen, die sich je nach Wunsch in Silber oder Schwarz variieren lässt. Die Karosserieflanken sind die Schokoladenseite des Q3, fließend geformt, bullig-muskulös über den Hinterrädern (Größe von 17 bis 20 Zoll). Was die Seitenansicht auch interessant macht, beschreibt das Audi-Marketing so: „Die obere Seite fängt das Licht und die untere Seite den Schatten.“
Im Vergleich zum Vorgänger ist der Neue mit 4,53 Meter ganze vier Zentimeter länger, die vor allem vorn zu finden sind. In den angenehm variablen Kofferraum passen bei den Verbrennern 488 bis 1386 Liter (Sportback 1289 Liter), beim Plug-in-Hybrid jeweils rund 100 Liter weniger. Schiebt man die Rückbank nach vorn (serienmäßig!), bekommt man bis zu 575 Liter Standardvolumen. Bleibt die Rückbank hinten, ist das Platzangebot in der zweiten Reihe für die Fahrzeugklasse sehr gut.
Sehr verbindliches Fahrverhalten
Wer gern Auto fährt, ist beim Audi Q3 richtig, auf jeden Fall, wenn das adaptive Fahrwerk mit den Zwei-Ventil-Dämpfern verbaut ist, mit dem wir unterwegs waren. Die Härte lässt sich in drei Stufen variieren, wobei sich „balanced“ als idealer Kompromiss für wechselnde Anforderungen erwiesen hat. „Comfort“ und „dynamic“ bieten, was sie versprechen, die Spreizung ist deutlich spürbar. Basis ist ein normales Stahlfahrwerk, das man auch als Sportfahrwerk bestellen kann.
Die Lenkung ist ein Gedicht, mit dem Audi im Segment ganz vorn dabei ist. Auch hier war am Testwagen nicht das Basisteil verbaut, sondern die Progressivlenkung, die beim Sportback serienmäßig ist.
Die Bremsen beißen bei den Verbrennern auffallend giftig zu, sind aber dennoch nach etwas Eingewöhnung gut dosierbar. Beim Plug-in-Hybrid reagieren sie deutlich verhaltener und vermitteln ein harmonischeres Gefühl. Das Überblenden zwischen Rekuperation und Bremsanlage funktioniert gut.
Insgesamt ist das Fahrverhalten sehr erfrischend in einer Zeit, da viele Autos, die auf den Markt kommen, den Fahrer scheinbar vom Fahren entkoppeln wollen.
Viel Unterstützung für den Fahrer
Auch wenn der Audi Q3 einen starken Schwerpunkt auf dem Fahren hat, bietet er doch auch viel Unterstützung, um dem Fahrer die Arbeit abzunehmen. So kann er sich gegen Aufpreis fünf Parkmanöver merken, die jeweils bis zu 50 Meter lang sein dürfen und mit Namen abzuspeichern sind. Die kann er dann abrufen und mit bis zu 10 km/h abfahren. Einmal muss man jedes Manöver aber selbst meistern.
Eine aktive Unterstützung während der Fahrt bieten die optionalen digitalen Matrixscheinwerfer, die Linien und Symbole direkt auf den Asphalt projizieren können und dadurch z.B. bei der Spurführung helfen oder den Totwinkelwarner unterstützen. Bei mittelstarkem Regen kam das System aber an seine Grenzen.
Das LED-Tagfahrlicht kann mehrere Signaturen darstellen und die digitalen OLED-Heckleuchten komplettieren den Audi Q3 vollends zur Lichtgestalt.
Breite Motorenpalette von Anfang an
Anders, als ursprünglich angekündigt, soll die gesamte Motorenpalette von Beginn an verfügbar sein. Sie umfasst drei Benziner, einen Diesel und einen Plug-in-Hybrid.
Der 150-PS-Basis-Benziner (der einzige Mildhybrid im Programm) treibt ebenso wie der gleich starke Diesel über ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe die Vorderräder an. Die stärkeren Benziner (204 oder 265 PS) verfügen über Allradantrieb. Der Plug-in-Hybrid kommt auf eine Systemleistung von 272 PS und eine elektrische WLTP-Reichweite von 118 (Sportback) bzw. 119 Kilometer (SUV). Seine Batterie speichert 19,7 Kilowattstunden netto und lässt sich mit bis zu 50 kW Gleichstrom oder 11 kW Wechselstrom aufladen.
Schon der Basis-Benziner ist stark genug für das nach DIN 1560 kg schwere Fahrzeug, arbeitet gut gedämmt und unaufdringlich. Der Diesel gleicht sein 65 kg höheres Gewicht mit seinem höheren Drehmoment aus (360 Nm ab 1600/min. statt 250 Nm ab 1500/min.), sodass beide in knapp über neun Sekunden auf Tempo 100 sprinten und gleichermaßen 207 km/h laufen. Mit 5,3 l/100 km ist der genügsamste Diesel fast einen Liter sparsamer als der knickrigste Benziner.
Auch den Plug-in-Hybrid konnten wir antesten. Er ist gut abgestimmt und wirkt nur im Dynamic-Modus etwas hektisch. Er spielt über die Lautsprecher einen künstlichen Motorsound aus, wenn der Elektromotor aktiv ist - ein Feature, das leider nicht abschaltbar ist.
Ansonsten ist hervorzuheben, dass es im Audi Q3 grundsätzlich sehr leise zugeht, egal mit welcher Motorisierung.
Neues Bedienkonzept sorgt für Stirnrunzeln
Der Innenraum wirkt hochwertig und bietet teils auch schöne Materialien. Leider auch das beinahe obligatorische Klavierlackplastik. Ein großes Doppeldisplay dominiert den Innenraum, der Touchscreen ist gut erreichbar, eine Kante davor erleichtert das Tippen. In der Übersicht findet man neu gestaltete, große Kacheln mit Symbolen und Beschriftung, die gut zu erkennen sind. Nach dem Q3 werden sie auch in die Bediensysteme der anderen einziehen.
Echte Tasten gibt es kaum noch, aber immerhin zum Beispiel für Fahrmodi, ESP und Start-Stopp, außerdem sitzt ein echter Lautstärkeregler auf der Mittelkonsole. Am Lenkrad tippt man auf Touchflächen statt Tasten.
Im besten Fall unnötig ist das neue Bedienkonzept, das die sonst üblichen Lenkstockhebel ersetzt: An einem Balken hinter dem Lenkrad sind seitlich Tasten bzw. Rädchen angebracht, mit denen man rechts Fahrstufen einlegt, links Licht, Blinker und Scheibenwischer steuert. Das ist natürlich erlernbar, wird aber nie so reibungslos ablaufen wie mit klassischen Hebeln, schon gar nicht, wenn man einen Q3 etwa als Mietwagen lenkt. Viel Spaß bei einer nächtlichen Übernahme!
Die Preise
Ab 46.900 Euro steht der Audi Q3 in der Preisliste. Als Sportback kostet er 1600 Euro mehr, bringt allerdings 18-Zoll-Räder und Progressivlenkung mit. Grundsätzlich serienmäßig sind elektrische Heckklappe, 3-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung vorn, das komplette MMI mit Navi & Co, induktives Handy-Laden oder auch Einparkhilfe vorne & hinten. Sonderausstattungen sind zum großen Teil in Paketen zusammengefasst.
Diesel und Plug-in-Hybrid kosten jeweils 49.900 Euro. Der 204-PS-Allradler startet bei 50.900 Euro, das Topmodell bei 65.900 Euro.
Fahrzit
Der Audi Q3 ist in zweierlei Hinsicht eine Lichtgestalt: bei den Lichtfunktionen und beim Fahrverhalten. Beim Design haben sie in Ingolstadt vor allem bei der S-Line vielleicht eine Spur übertrieben, das neue Bedienkonzept hätten sie sich überhaupt sparen können. Das muss jemanden, der sich das Auto kaufen möchte, allerdings nicht belasten, denn er kann sich ja daran gewöhnen. Es wäre jedenfalls schade, sich Fahrwerk und Lenkung entgehen zu lassen.
Warum?
Fährt sich ganz hervorragend
Feine Motorenpalette
Warum nicht?
Neues Bedienkonzept statt Lenkstockhebeln
Oder vielleicht …
… BMW X1, VW Tiguan, Volvo XC40, Mercedes GLA

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