Hypo-Geständnis

“Alles vergeblich” – Kulterers Beichte im Detail

Wirtschaft
23.01.2014 12:56
Wie eine Lebensbeichte mutet das siebenseitige Geständnis an, das der ehemalige Hypo-Vorstandschef Wolfgang Kulterer Anfang der Woche dem Gericht übermittelt hat. Am Donnerstag wurden alle Details bekannt. Kulterer bleibt dabei, stets das Wohl der Bank im Auge gehabt zu haben, und gibt zu, zu weit gegangen zu sein. Er habe versucht, nach der Swap-Affäre "das Ruder wieder herumzureißen. Leider war alles vergeblich".

Kulterer schreibt, es wäre für ihn "ein Leichtes und auch besser gewesen, die Bank ihrem Schicksal zu überlassen und nach der SWAP-Affaire (!) zu gehen. Zum damaligen Zeitpunkt konnte ich das nicht, da ich mich den Mitarbeitern und Aktionären verpflichtet fühlte". Enttäuschung über seine Mitstreiter ist in dem Schreiben ebenfalls zu finden: "Ich habe den falschen Leuten vertraut und wurde von vielen - auch engsten Mitarbeitern - hintergangen, weil jeder nur auf sich selbst und nicht auf die Bank schaute."

"Mut im Gerichtssaal verlassen"
Dass er seine Beichte nicht im Gerichtssaal, sondern handschriftlich abgelegt hat, begründet Kulterer damit, dass er wohl die Absicht gehabt hätte, dies im Gerichtssaal zu tun, doch habe ihn dabei "der Mut verlassen". "Ich habe es in der Öffentlichkeit nicht über die Lippen gebracht, mein Fehlverhalten einzugestehen und zuzugeben, dass ich entscheidende Fehler gemacht habe und mich auch schuldig fühle."

Es sei ihm klar gewesen, "dass das Kapital nicht auf Dauer, unbefristet, der Bank frei verfügbar war und damit echte Probleme entstehen könnten. Um die Bank zu stabilisieren bzw. zu retten, habe ich aber dieses Risiko in Kauf genommen". Ob nun tatsächlich eine Eigenmittelschädlichkeit vorliegt, werde im Gerichtsverfahren "wohl auf Expertenebene" geklärt werden.

"Bin erleichtert und befreit"
Kulterer weiter: "Ich habe mir die obigen Zeilen gewissenhaft und lange überlegt und bin erleichtert und befreit. Ich habe dieses Geständnis freiwillig und ohne meine Verteidiger zu informieren, abgegeben." Kulterer kündigte in dem Schreiben auch an, er werde "das Mandatsverhältnis mit der Kanzlei (von Ex-Justizminister Dieter) Böhmdorfer morgen (also am vergangenen Dienstag) auflösen und ihn über meine weitere Vorgangsweise informieren. Am liebsten würde ich meine Verteidigung selbst übernehmen, was aber leider nicht möglich ist".

Abschließend ersuchte der Ex-Bankchef Richter Christian Liebhauser-Karl noch, ihm die Fortsetzung seiner Therapie aufgrund seiner Schulterverletzung zu ermöglichen, damit er nicht während seiner Haftstrafe zum Invaliden werde. Gezeichnet ist das Schreiben mit "Hochachtungsvoll, Wolfgang Kulterer".

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