Auf Polizeiquartier
Ägypten: Blutiger Anschlag fordert zahlreiche Tote
Sicherheitskreisen zufolge brachte die Detonation von mehreren Dutzend Kilogramm Sprengstoff einen Teil des Polizeigebäudes in der etwa 100 Kilometer nördlich von Kairo gelegenen Provinzhauptstadt zum Einsturz. Selbst in 20 Kilometern Entfernung sei die Druckwelle der Explosion noch zu spüren gewesen. Auf Fernsehbildern waren zerstörte Gebäudefassaden und zahlreiche Rettungswagen zu sehen. Unter den Verletzten befindet sich nach Angaben aus seinem Umfeld auch der Chef der Sicherheitskräfte der Provinz, Sami el-Mihi. Zwei seiner Assistenten seien demnach getötet worden.
Regierung zeigt Härte gegen Muslimbrüder
Dass Ministerpräsident Hazem al-Beblawi die Muslimbruderschaft laut der staatlichen Nachrichtenagentur Mena prompt als "Terrororganisation" bezeichnete, ließ Beobachter aufhorchen: Sie werteten dies als Hinweis darauf, dass die Behörden vor dem bevorstehenden Verfassungsreferendum möglicherweise noch härter gegen die Organisation vorgehen werden.
Der Muslimbruderschaft, der auch Mursi entstammt, sind durch ein Gerichtsurteil bereits alle Aktivitäten untersagt worden. Die vom Militär eingesetzten Übergangsbehörden werfen der ältesten islamistischen Bewegung der Welt auch vor, bewaffnete Aufständische auf der von andauernden Unruhen erschütterten Sinai-Halbinsel zu finanzieren und auszubilden.
Nahezu die vollständige Führungsriege der Muslimbruderschaft und Tausende andere Islamisten wurden nach Mursis Absetzung verhaftet. Bei der Niederschlagung der Proteste gegen Mursis Entmachtung wurden landesweit Hunderte seiner Anhänger getötet. Parallel dazu nahm die Zahl der Attentate gegen Ägyptens Sicherheitskräfte massiv zu.
Muslimbruderschaft verurteilte Anschlag
Die Bruderschaft selbst verurteilte nunmehr den blutigsten Anschlag in Ägypten seit Monaten und wies jede Urheberschaft von sich. In einer Stellungnahme hieß es, die Regierung wolle "Blut unschuldiger Ägypter" dazu missbrauchen, "mit aufrührerischen Worten noch mehr Gewalt und Chaos" zu verursachen.
USA "tief besorgt" über menschenrechtliche Situation
Die US-Regierung äußerte sich am Montag "tief besorgt" über die "verschlechterten Bedingungen für Versammlungs- und Meinungsfreiheit in Ägypten". "Die Umsetzung des verschärften Demonstrationsrechts hat zu vermehrten Festnahmen, Verhaftungen und Anschuldigungen gegen Oppositionelle, Menschenrechtler und friedliche Demonstranten geführt", kritisierte Außenamtssprecherin Jennifer Psaki. Erst am Sonntag waren drei Aktivisten nach Protesten gegen das neue Demonstrationsrecht zu dreijährigen Gefängnisstrafen verurteilt worden.
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