Dacia verzichtet bei seinem neuen Allradantrieb auf die Kardanwelle, stattdessen treibt ein E-Motor die Hinterachse an. Die „Krone“ machte den Härtetest in Marokkos Wüste.
Mit seinem Sparefroh-SUV Duster hat Dacia vor 15 Jahren den Nerv getroffen, insgesamt 2,8 Millionen Stück sind bereits verkauft worden. Jeder vierte davon als 4x4, in Österreich sogar jeder dritte. Dabei fehlte eigentlich die Wunsch-Kombination vieler Kunden: Allrad und Automatik. Das ändert sich im Sommer.
Dafür haben die Rumänen ihren Allradler gleich ganz neu erfunden – mittels E-Motor an der Hinterachse. Die Allrad-Versionen des Duster und des größeren Bigster kommen ab Sommer als Hybrid-G 150 4x4. Keine Sorge, Anstecken ist nicht nötig. Vorne werkt ein 1,2-l-Dreizylinder-Benziner mit 140 PS, erstmals bei Dacia gekoppelt an ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe.
Dazu gesellt sich nun ein 48-Volt-Startergenerator. Der unterstützt den Verbrenner mit seinen 16 PS und versorgt gemeinsam mit Energie aus der Rekuperation auch einen 0,8-kWh-Akku. Der wiederum dient als Speicher für einen 31-PS-Elektromotor. Fertig ist der hybride Allrad-Antrieb mit 155 PS Systemleistung. Mehrgewicht? 70 kg gegenüber dem bisherigen TCe 130 4x4, allein 25 kg davon entfallen allerdings auf das Doppelkupplungsgetriebe.
Dafür kann nun auch rein elektrisch gefahren werden, zumindest für ein paar Kilometer. Laut Dacia wird damit im Stadtverkehr bis zu 60 Prozent mit Strom gefahren, im Mix wird ein Verbrauch von 6,0 l/100 km angegeben.
Wir surren in Marrakesch elektrisch los, zwischen Mopeds aus China und Dacia-Taxis. Man merkt, die Rumänen betreiben ein Werk in Marokko, der Duster wird jedoch im Stammwerk gebaut. Und das unglaublich solide. Denn kaum lassen wir die Stadt hinter uns, ist es vorbei mit dem guten Asphalt – es geht über ruppige Schotterpisten mit tiefen Löchern, durch ausgetrocknete Flussbetten, tiefe Querrinnen. Trotzdem knarzt nichts. Außer der abnehmbaren Handy-Halterung neben dem Infotainment.
Dabei dominiert auch im Innenraum der dritten Generation des Duster schlichtes Plastik. Angesichts des Wüstenstaubs kein Nachteil. Hinter dem Lenkrad sitzen erstmals bei Dacia Schaltwippen fürs 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe.
Nicht das einzige Getriebe: Auch an der Hinterachse wird zwischen zwei Gängen geschaltet. Darüber entscheidet der Fahrer mit dem Drehregler für die fünf Fahrmodi. Im Normalfall (Auto, Eco) ist der zweite Gang eingelegt, das reicht elektrisch für bis zu 140 km/h (Spitze ist 180 km/h). Wählt man Schnee, Matsch/Sand oder den Lock-Modus, so ist meist die kürzere Übersetzung im Heckgetriebe aktiv.
Kaum Aufpreis
Damit kraxeln wir in der Agafay-Wüste über wilde Verschränkungen und steile Rampen. Die 87 Nm des E-Motors und 230 Nm des Benziners leisten Erstaunliches, nur unter Volllast klingt der Dreizylinder bis in den Innenraum. Bergauf soll auch das Anfahren mit einem 1500-kg-Anhänger problemlos klappen. Talwärts werkt auf Knopfdruck eine Bergabfahrhilfe bis Tempo 30.
Ob der 0,8 kWh kleine Akku im Allrad-Dauereinsatz nicht leer wird? Hier geben die Dacia-Ingenieure das Versprechen, dass das eigentlich nie der Fall ist. Falls doch, kann der 48-V-Startergenerator den E-Antrieb auch direkt mit Strom versorgen. So wühlen wir uns zwei Tage problemlos durch die Agafay-Wüste, ehe wir zurück auf die Asphaltstraße Richtung Marrakesch einbiegen.
Mit erstaunlichen Erkenntnissen: Dass die serienmäßigen Ganzjahres-Reifen enormen Grip bieten. Und dass kein Dacia-Kunde die Kardanwelle vermissen wird. Auch, weil der Hybrid-G 4x4 nur ein wenige Hundert Euro mehr kosten soll als der mechanische, obwohl es eine Automatik obendrauf gibt. Damit kann es im Sommer also für etwas mehr als 28.000 (Duster) bzw. 34.000 Euro (Bigster) ins Gelände gehen.
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