Da die Fixkosten enorm gestiegen sind, finden die Menschen mit dem Existenzminimum nicht mehr das Auslangen – selbst, wenn nur die Minimalkosten anfallen.
Während der neu erhobene finanzielle Regelbedarf für eine Einzelperson bei 1.787 Euro pro Monat liegt, ist das Existenzminimum derzeit mit 1.484 Euro festgelegt. Es fehlen 300 Euro. Das für Sozialleistungen maßgebliche Existenzminimum liegt daher weit unter dem tatsächlichen finanziellen Bedarf für ein angemessenes Leben mit einem Minimum an sozialer und kultureller Teilhabe, geht aus einer aktuellen Berechnung der Referenzbudgets der ASB Schuldnerberatungen GmbH (asb) hervor.
Mit den Referenzbudgets würden aktuelle Ereignisse, wie starke Preissteigerungen durch eine hohe Inflation, „gut und zeitnah“ abgebildet, betonte die asb am Montag in einer Aussendung. „Daher sollten Referenzbudgets neben der Armutsgefährdungsschwelle als offizielles Armutsmaß herangezogen werden“, schlug Schuldnerberaterin Marlene Ecker vor. Sie seien die österreichweit einzige Erhebung, die anhand nötiger Ausgaben errechne, wie viel man für ein einfaches, aber angemessenes Leben brauche. Wohnen ist besonders teuer.
Weiters solle das Existenzminimum angehoben werden. „Eine Orientierung des Existenzminimums an die Referenzbudgets könnte dabei helfen, überschuldete Personen und ihre Familien nicht in die Armut zu treiben“, so Ecker. Derzeit liegt es um rund 300 Euro unter den tatsächlichen monatlichen Kosten.
Folgen: Sozialer Rückzug und Isolation
Bei einem Ein-Personen-Haushalt entfallen laut asb derzeit drei Viertel der erhobenen Durchschnittsausgaben von monatlich fast 1.800 Euro alleine auf Wohnen, Essen und Mobilität. Familien treffen die generell gestiegenen Kosten den Angaben zufolge besonders hart: „Zu den monatlichen Fixkosten kommen Ausgaben für Schule und Nachmittagsbetreuung sowie die für Heranwachsende besonders wichtige soziale Teilhabe hinzu“, erklärte Ecker. Besuche im Freibad und ein kleines Geschenk für eine Geburtstagsparty können zum Problem werden. „Die Folgen sind oft sozialer Rückzug und Isolation.“
Je mehr Kinder eine Familie hat, desto größer ist laut Schuldnerberatung die Diskrepanz zwischen realen Kosten und Armutsgefährdungsschwelle, die derzeit für eine Einzelperson mit 1.661 Euro pro Monat definiert ist. Ein Paar mit einem Kind habe im Schnitt monatliche Kosten von 3.672 Euro, die Armutsgefährdungsschwelle liege mit 2.990 Euro deutlich darunter. Bei einem Paar mit drei Kindern betrage das tatsächliche Referenzbudget 5.437 Euro monatlich, die Armutsgefährdungsschwelle liege bei 4.319 Euro – das ergibt über 1.100 Euro Differenz. Als Armutsmaß werde derzeit aber die Armutsgefährdungsschwelle herangezogen, kritisiert die Schuldnerberatung asb.
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