Frauen sind stärker von Armut betroffen als Männer. Vor allem Alleinerzieherinnen und Pensionistinnen laufen Gefahr, sich ein normales Leben nicht leisten zu können. Am Freitag findet dazu ein Symposium der VinziWerke im Grazer Rathaus statt.
Eine Trennung mit Kind – nicht nur emotional ist das belastend, sondern auch ein Risikofaktor für Frauen, in der Armut zu landen, weiß Karin Heitzmann, Sozioökonomin an der WU Wien. Am Freitag ist sie beim Symposium „Warum ist Armut weiblich?“ der VinziWerke in Graz zu Gast.
„Sobald sich Paare trennen, gibt es einen vulnerablen Teil – jenen mit weniger Einkommen.“ Wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat, ist armutsgefährdet – in Österreich sind das etwa 1600 Euro. „Rund 14 Prozent der Bevölkerung sind betroffen“, erklärt Heitzmann. Anders gemessen wird die sogenannte erhebliche soziale und materielle Deprivation. Man fragt danach, was sich ein Haushalt leisten kann: Eine warme Hauptspeise alle zwei Tage? Die Wohnung warmzuhalten? Einen Urlaub? „Die Deprivation hängt von vielen Faktoren ab. Armut ist sehr unterschiedlich“, sagt Heitzmann.
Jede dritte Pensionistin lebt unter der Armutsgefährdungsschwelle.
Karin Heitzmann, Sozioökonomin an der Wirtschaftsuniversität Wien
Bild: WU
Menschen, die nur einen Pflichtschulabschluss haben und in der Stadt leben, sind statistisch eher armutsgefährdet, aber auch das Geschlecht spielt eine Rolle. „Betreuungsarbeit hat einen großen Einfluss darauf, wie man Geld verdienen kann.“ So sind nur 71 Prozent der Frauen mit Kindern unter 15 Jahren erwerbstätig, drei Viertel davon in Teilzeit.
Arbeitssuchende bekommen schwer Betreuungsplatz
Die Suche nach Arbeit ist ein Teufelskreis: Wer keinen Job hat, bekommt keinen Kinderbetreuungsplatz, weil Berufstätige vorgezogen werden. Und wer keinen Kinderbetreuungsplatz hat, bekommt keinen Job. Wer keinen Job suchen kann, steht dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung und hat keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Das letzte Auffangnetz ist die Sozialhilfe: Der Höchstsatz für Alleinerziehende liegt in der Steiermark bei etwa 1200 Euro, mit einem Kind kommen 145 Euro dazu.
Jede dritte Pensionistin betroffen
Dazu kommt ein „Gender Pay Gap“ von 18 Prozent. „Das summiert sich und wirkt sich auf die Pension massiv aus“, sagt Karin Heitzmann. „Jede dritte Pensionistin lebt unter der Armutsgefährdungsschwelle.“ Was man tun kann? „Infrastruktur in der Pflege und Kinderbetreuung ausbauen. Und politisch über eine Grundversorgung mit Wohnen, Essen und Heizen nachdenken.“
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