Zwei Wochen Aufschub

Plötzlich zögert er: Trumps großes Iran-Dilemma

Außenpolitik
20.06.2025 21:53

Die Lage im Nahen Osten hat sich in den vergangenen Tagen drastisch verschärft. US-Präsident Donald Trump erweckte dabei den Eindruck, direkt in den Konflikt zwischen Israel und dem Iran eingreifen zu wollen. Doch jetzt scheint alles anders. Was ist passiert?

Trump stilisiert sich gerne als starker Führer. Als einer, der sich nicht herumschubsen lässt. Doch seine Taten lassen einen Wankelmut erkennen, der von anderen Staatenführern immer wieder ausgenutzt wird.

Was dem US-Präsidenten bereits im Krieg um die Ukraine zum Verhängnis wird, könnte ihm nun auch im Nahen Osten gefährlich werden: Trump scheut in Wahrheit Konflikte. Denn er war angetreten, um sie beenden. Seit seiner Übernahme werden die USA jedoch immer tiefer in diese hineingezogen.

Das kommt vor allem bei seiner Basis schlecht an. Tote US-Soldaten im Ausland bringen ihm innerhalb seiner MAGA-Bewegung keine Sympathien. Das bekam Trump bereits zu spüren. So ist es auch zu erklären, dass Trump dem geistlichen Führer Irans, Ayatollah Chamenei, in einem Moment mit dem Tod droht – und im nächsten den Kriegseintritt der USA um „zwei Wochen“ verschiebt. Es gebe nun „beträchtliche Chancen“ auf Verhandlungen.

Bannon gilt als wichtiges Sprachrohr der MAGA-Bewegung.
Bannon gilt als wichtiges Sprachrohr der MAGA-Bewegung.(Bild: APA/AP)

Der Kehrtwende war ein Mini-Aufstand innerhalb seiner Bewegung vorangegangen. Einige Trump-Anhänger, darunter sein früherer Chefberater Steve Bannon und der rechtsgerichtete Moderator Tucker Carlson, hatten sich öffentlich gegen eine Einmischung der USA in den Krieg zwischen dem Iran und Israel ausgesprochen. Zuletzt war es zwischen Trump und Carlson zu einem ungewöhnlich offenen Schlagabtausch gekommen.

Trump kämpft um das Vertrauen seiner Basis
Der ultra-rechte Bannon gilt seinerseits als einflussreicher Polit-Stratege in Teilen der politischen Rechten in den USA, vor allem durch seinen Podcast mit dem Titel „The War Room“ (Die Kommandozentrale). Bei Trumps Präsidentschaftswahlkampf 2016 hatte er eine zentrale Rolle gespielt.

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Vertrauen Sie Präsident Trump. Präsident Trump hat unglaubliche Instinkte.

Trump-Sprecherin Leavitt

Mit seinem Versprechen, die USA aus ihren „ewigen Kriegen“ im Nahen Osten herauszuziehen, hatte Trump bei seinen Wahlsiegen 2016 und 2024 gepunktet. Jetzt heißt es panisch aus dem Weißen Haus: „Vertrauen Sie Präsident Trump. Präsident Trump hat unglaubliche Instinkte“, erklärte seine Sprecherin Karoline Leavitt jüngst in Reaktion auf zunehmende Kritik.

Israel hält sich zurück und ist enttäuscht
Dass ein Aufschub um zwei Wochen die Erwartungen der israelischen Führung enttäuscht, ist kein Geheimnis. Ein israelischer Offizieller erklärte Stunden vor Trumps vorübergehenden Rückzug gegenüber der „Times of Israel“, dass er mit einer Entscheidung der Amerikaner binnen zwei Tagen gerechnet habe. Auch wenn niemand die USA dränge, sei die Erwartung, „dass sie sich anschließen werden“.

Denn für die Israelis geht es vor allem um Ressourcen. Nur die USA verfügen über die Bomber und Bunkerbrecher, die für Luftangriffe auf die tief unter der Erde gelegene iranische Atomfestung Fordo entscheidend wären. 

Frist-Strategie versagte schon einmal
Was Trump mit seiner Frist bezweckt, ist – wie so häufig – unklar. Denn diese hat bereits in der Vergangenheit nicht funktioniert. Denselben Zeitraum nannte er Russen-Diktator Wladimir Putin, wenn dieser seine Aggressionen in der Ukraine nicht zurückfahren würde – und zwar mehrmals. Gebracht hat die Androhung von Konsequenzen nach „zwei Wochen“ wenig bis nichts. Putin erhob am Freitag bei seinem Wirtschaftsgipfel in St. Petersburg völlig unbeeindruckt erneut Anspruch auf die „gesamte Ukraine“.

Laut dem US-Portal „Axios“ will sich Trump im Nahen Osten nun ganz sicher sein, ob ein Eingreifen der USA auch wirklich notwendig ist. Nicht die gesamte US-Regierung teilt die Einschätzung Israels, dass der Iran an einer Atombombe arbeitet.

Die Geheimdienst-Koordinatorin Tulsi Gabbard, der eine Kreml-Nähe vorgeworfen wird, gilt als Kritikerin Israels innerhalb der Regierung. Sie hatte Ende März im Geheimdienstausschuss des US-Senats erklärt, dass der Iran derzeit keine Atombombe baue.

Trump will ein „echtes Ende“
„Es ist mir egal, was sie gesagt hat“, erklärte hingegen Trump vor wenigen Tagen. Er selbst denke, der Iran sei „sehr nah dran“ gewesen, eine Atombombe zu haben. Laut „New York Post“ sei der „Commander-in-Chief“ jedoch wiederholt von Teilen seiner Regierung gewarnt worden, dass ein Angriff auf den Iran ähnliche Instabilität wie die US-Angriffe auf den Irak oder Syrien verursachen könnte.

Es gibt auch andere Stimmen, die hinter Trumps temporärer Kehrtwende eine militärische List sehen. Vielleicht versuche Trump, die Iraner einzulullen, um möglichst bald loszuschlagen, heißt eine Theorie. Denn nur eines scheint wirklich klar: Der US-Präsident will ein „echtes Ende“ des iranischen Nuklearprogramms. Das Wie scheint jedoch noch nicht geklärt: „Wenn es eine Chance für Diplomatie gibt, wird der Präsident sie immer ergreifen, aber er hat auch keine Angst davor, Stärke zu zeigen“, ließ seine Sprecherin mitteilen.

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