„Gefährlicher Moment“

Chaos droht: Iran lobt Gespräche mit Europäern

Außenpolitik
20.06.2025 20:45

Die Chefdiplomaten von Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben in Genf knapp vier Stunden lang mit ihrem iranischen Kollegen Abbas Araqchis über ein Einlenken Teherans im Atomkonflikt beraten. Dabei zeichnete sich ein Entgegenkommen des Iran ab.

Der britische Außenminister David Lammy appellierte an den Iran, weiter mit den USA über eine Begrenzung des Atomprogramms zu verhandeln. „Wir (...) fordern den Iran dringend auf, seine Gespräche mit den Vereinigten Staaten fortzusetzen“, sagte Lammy nach den Gesprächen in Genf.

„Dies ist ein gefährlicher Moment, und es ist äußerst wichtig, dass wir keine regionale Eskalation dieses Konflikts erleben“, fügte er hinzu. Der deutsche Außenminister Johann Wadephul sprach danach von „ernsthaften Gesprächen“. Der Iran sei bereit, über alle grundsätzlichen Fragen weiterzureden, sagt Wadephul. Für Deutschland sei dabei vor allem wichtig, dass die Sicherheitsinteressen Israels gewahrt blieben. Zudem müssten die USA an weiteren Verhandlungen beteiligt sein, sagte Wadephul.

Araqchi sagte, sein Land sei bereit, weiter auf Diplomatie zu setzen. Ein erneutes Treffen in naher Zukunft sei möglich. Die Diskussionen am Freitag seien ernsthaft und von Respekt geprägt gewesen. Er betonte aber: „Solange die Angriffe Israels andauern, werden wir mit keiner Partei verhandeln.“ An den Gesprächen in einem Hotel nahmen auch Jean-Noël Barrot (Frankreich) und die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas teil.

Der deutsche Außenminister Wadephul (Mitte)
Der deutsche Außenminister Wadephul (Mitte)(Bild: AFP/FABRICE COFFRINI)

Teheran macht Israel schwere Vorwürfe
Araqchi nannte die israelischen Angriffe auf Atomanlagen im Iran bei seinem Eintreffen schwere Kriegsverbrechen: „Diese Nation ist einer unerhörten Aggression ausgesetzt.“ Der Iran sei aber entschlossen, mit aller Kraft seine territoriale Integrität und Souveränität zu verteidigen. Israels Angriff sei ein Verrat an der Diplomatie gewesen, fügte er mit Blick auf die für 15. Juni angesetzten weiteren Verhandlungen mit den USA über das iranische Atomprogramm hinzu.

Im UNO-Menschenrechtsrat, der in Genf seinen Sitz hat, rief Araqchi die internationale Gemeinschaft auf, die Angriffe Israels auf sein Land zu verurteilen. „Jede Rechtfertigung dieses ungerechten und verbrecherischen Krieges käme einer Komplizenschaft gleich“, sagte der Minister kurz vor dem geplanten Treffen mit den Außenministern von Deutschland, Frankreich und Großbritannien sowie der EU-Außenbeauftragten. Er wolle jedes Mitglied des Gremiums an seine Verantwortung erinnern, „um dieser schweren Ungerechtigkeit die Stirn zu bieten“.

Auch im Hinblick auf den Krieg in Gaza warf Araqchi Israel ebenfalls Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Der UNO-Menschenrechtsrat hält aktuell seine mehrwöchige Sommersitzung ab.

Guterres warnt vor Chaos 
UNO-Generalsekretär António Guterres sieht die Welt im Licht des Iran-Konflikts in einem entscheidenden Moment für die Zukunft der Menschheit. Man befinde sich in einer Situation, „in der die eingeschlagene Richtung nicht nur das Schicksal von Nationen, sondern möglicherweise auch unsere gemeinsame Zukunft prägen wird“, sagte Guterres vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Man steuere mit rasender Geschwindigkeit auf Chaos zu: „Die Ausweitung dieses Konflikts könnte ein Feuer entfachen, das niemand mehr kontrollieren kann.“

Diplomatie sei die einzige Chance, um dies zu verhindern. „Lassen Sie uns verantwortungsvoll und gemeinsam handeln, um die Region und unsere Welt vor dem Abgrund zu bewahren“, so Guterres. Der UN-Sicherheitsrat mit seinen 15 Mitgliedern, darunter die USA, ist das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen und trifft sich regelmäßig, um über Krisen und Kriege wie die Eskalation zwischen Israel und dem Iran zu beraten.

Von einem Insider hieß es, der Iran sei grundsätzlich bereit, mit den Europäern über eine Begrenzung der Urananreicherung in seinem Atomprogramm zu sprechen, eine Reduzierung auf null komme aber nicht infrage.

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