Streit um Leitspital

Neuer „Plan B“: Bad Aussee als großer Verlierer

Steiermark
18.06.2025 15:43

Jetzt liegen die Karten auf dem Tisch: Anstelle des Leitspitals in Stainach-Pürgg kommt ein „Plan B“. Die Krankenhaus-Standorte Bad Aussee und Schladming werden deutlich heruntergeschraubt – Rottenmann wird im Gegenzug gestärkt. Das neu präsentierte Konzept bedeutet allenfalls die Streichung zahlreicher Betten. Kritik ist vorprogrammiert.

Die Spitalsstruktur im Bezirk Liezen wird, wie berichtet, neu geordnet. Weil aber das von der Vorgängerregierung geplante Leitspital in Stainach-Pürgg von Blau-Schwarz abgesagt wurde, musste eine Alternative her. Daher wurde eine achtköpfige Kommission beauftragt, einen „Plan B“ zu erarbeiten. Dieser liegt nun vor, Details sind bereits im Vorfeld durchgesickert.

„Mein Dank gilt diesen acht Personen, die einen Lösungsvorschlag erarbeitet haben“, betont Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) bei der Präsentation. Und er lobt die bestehende Gesundheits-Infrastruktur im Bezirk: So gebe es abseits der drei Spitäler 55 Fachärzte, 43 Hausarztstellen, drei Notarztstützpunkte, zwei Gesundheitszentren und einen Hubschrauberstützpunkt.

Von links: Herwig Ostermann und Michael Thalhammer (Sprecher der Expertenkommission)
Von links: Herwig Ostermann und Michael Thalhammer (Sprecher der Expertenkommission)(Bild: Land Steiermark)

Hinzu kommen eben drei Krankenhäuser, die jetzt doch (mit Einschränkungen) erhalten werden sollen. Bis voraussichtlich 2030 will man diese adaptieren – während der Standort Rottenmann gestärkt werden soll, müssen jene in Bad Aussee und Schladming abspecken. Außerdem neu: bundesländerübergreifende Kooperationen, etwa im Fall von Bad Aussee mit dem Salzkammergut-Klinikum (Bad Ischl) für die chirurgische und internistische Versorgung. „Damit betreten wir Neuland“, sagt Kornhäusl.

Die Zukunft der Gesundheitsversorgung muss in der Vielfalt liegen – von der Telemedizin über Hausärzte bis zu den Spitälern. Mit der bundesländerübergreifenden Zusammenarbeit betreten wir Neuland.

Karlheinz Kornhäusl

Gesundheitslandesrat (ÖVP)

LKH Rottenmann als neuer „Leuchtturm“
Volker Knestel (NÖ Gesundheits- und Sozialfonds), Herwig Ostermann (Gesundheit Österreich GmbH) und Michael Thalhammer (Chirurgischer Leiter des Zentrums für Akutmedizin am Uniklinikum Graz) erklären als Mitglieder der Expertenkommission die Neuerungen: Das LKH Rottenmann (künftig 149 Betten statt 147) legt unter anderem einen Fokus auf Orthopädie und Traumatologie sowie die ambulante Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Außerdem wird es vier neue Hospizbetten geben.

Der neue Plan für die Gesundheitsversorgung im Bezirk Liezen
Der neue Plan für die Gesundheitsversorgung im Bezirk Liezen(Bild: Land Steiermark)

Bad Aussee (24 Betten statt 32) spezialisiert sich auf Akutgeriatrie und Remobilisation – Chirurgie und Innere Medizin sind bekanntlich Geschichte. Proteste werden nicht ausbleiben.

Das Diakonissenkrankenhaus Schladming (52 Betten statt 102) soll die Kooperation mit dem LKH Rottenmann vertiefen und bekommt ein neues Hebammenzentrum. Letzteres dient allerdings nur als Trostpflaster dafür, dass die Geburtenstation aufgelassen und das Spital insgesamt um etwa 50 Betten verkleinert wird.

Und wie wirkt sich der Strukturumbau auf das Personal aus? Mit Fragen wie diesen wird nun die Kages beauftragt, erklärt Kornhäusl. Auch Kosten und Zeitplan müssen erst über den Sommer hinweg erarbeitet werden. Auf die Frage hin, ob der „Plan B“ nun besser oder schlechter für die Bevölkerung sei, antwortet Experte Thalhammer: „Die medizinische Versorgung wird gleich gut sein.“

Erste Kritik von Bürgermeister
Im Ausseerland fällt die erste Reaktion erwartbar verheerend aus. „Das geht gar nicht“, sagt Thomas Schönauer, Bürgermeister von Bad Aussee. „Wir sind eine Region mit 1,1 Millionen Nächtigungen. Wir wollen die beste klinische Versorgung.“ Schönauer kündigt an, sich „auf die Füße zu stellen“.

Zufrieden ist hingegen Hermann Trinker, Bürgermeister von Schladming. „Der Plan B ist das Wunschergebnis für unsere Gemeinde und Region. Die Ortho-Trauma, die Interne, die Dialyse und die Intensivstation bleiben erhalten.“ Den Verlust der vielen Betten könne man verschmerzen, immerhin „muss das Gesundheitssystem auch leistbar bleiben“. 

Der Plan B entspricht genau dem, was unsere Region braucht.

Hermann Trinker, Bürgermeister von Schladming

Opposition hat offene Fragen
Die Grünen kritisieren, dass es nach wie vor zu viele Fragezeichen gebe. „Unterm Strich bleiben zentrale Punkte offen – vom Personalbedarf über Investitionskosten und Zeitplan bis hin zu einem exakten Überblick über das gesamte Leistungsspektrum“, sagt Klubobfrau Sandra Krautwaschl. Neos sehen das ähnlich: „: Kleine Adaptierungen am Status quo sind für den größten Bezirk Österreichs nicht genug“, sagt Niko Swatek. Und Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ) kritisiert: „Was hier als Kompromiss verkauft wird, bedeutet de facto die Schwächung der Gesundheitsversorgung.“

Auch SPÖ Klubobmann Hannes Schwarz zeigt sich nicht begeistert gegenüber den neuen Plänen: „Während die FPÖ vor der Landtagswahl noch die Weiterentwicklung aller drei Spitalsstandorte gefordert hat, sieht die Welt ein halbes Jahr später völlig anders aus. Der heute präsentierte Plan B zeigt, dass die FPÖ ihr Wahlversprechen gebrochen hat und tausende Wählerinnen und Wähler im Regen stehen lässt. Die Schließung des LKH Aussee als Akutspital, Verschlechterungen in Schladming und nur geringfügige Anpassungen in Rottenmann sind ein Schlag ins Gesicht für viele Menschen, die mit ihren Beiträgen täglich das System finanzieren.“

Porträt von Steirerkrone
Steirerkrone
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