Wie kriminell ist die Jugend von heute? Diese bange Frage wirft die aktuelle Anzeigenstatistik auf. Den Durchblick hat der Verein Neustart, tätig in der Straffälligenhilfe und Prävention.
Mehr als 200 Anzeigen wegen schwerwiegender Straftaten hat ein 13-Jähriger ausgefasst, mit 14 klickten für den Intensivtäter die Handschellen – solche „Problembubis“, wie sie in der Szene genannt werden, machen derzeit Schlagzeilen. „Sie zeichnen ein schlechtes Bild von der Gesellschaft“, wird gewarnt.
Überfälle häufen sich
In Österreich vermelden die Behörden eine starke Zunahme bei der Jugendkriminalität. Auf dem Land gibt es zwar keine Hotspots wie in größeren Städten, dennoch soll es öfters zu Angriffen unter Jugendgruppen kommen als früher.
Im Gegensatz zum Bundestrend handelt es sich bei den Angezeigten im Burgenland nicht um Wiederholungstäter wie in Wien. Vorrangig sind Delikte wie Körperverletzung und Raub mit Diebstahl von E-Zigaretten, Handys und Geld.
1000 Gefährder im Jahr
Im Burgenland wurden 2024 vom Verein Neustart 1000 Gefährder im Auftrag der Justiz und der Polizei betreut. 200 davon waren Jugendliche. „Im Alter von 14 bis 25 Jahren besteht das höchste Risiko, Delikte zu begehen. Die Pubertät spielt eine große Rolle, die Jugendlichen haben eingeschränkte Problemlösungsfähigkeiten, wollen Grenzen ausloten und neigen generell leicht zu unüberlegtem Risikoverhalten“, sagt Neustart-Leiter Alexander Grohs.
Die Gründe sind vielschichtig
Die Anzeigenstatistik listet einen Anstieg von Tatverdächtigen bei den bis zu 18-Jährigen auf. Wird die Jugend krimineller? „Auf den ersten Blick kann dieser Eindruck entstehen, nur gibt es einiges zu beachten“, macht Grohs aufmerksam. Dank der sehr guten Arbeit der Polizei nehme die Aufklärungsquote zu, mehr Tatverdächtige werden ermittelt.
Auf den ersten Blick drängt sich der Eindruck auf, dass der Ton unter den Jugendlichen rauer geworden ist. Doch die gestiegenen Zahlen der Tatverdächtigen sind zu hinterfragen.
Alexander Grohs, Leiter des Vereins Neustart
Weiters steige die Anzeigebereitschaft in der Gesellschaft, was ebenfalls zur Erhöhung beitrage, erklärt der Neustart-Leiter. Zudem habe sich 2018 die Art der Registrierung geändert – von Personen- auf Mehrfachzählung. Das heißt: Begeht ein Jugendlicher 300 Delikte, wird dies als 300 Tatverdächtige angeführt.
Die Antwort ist klar
„Im Burgenland ist bei den sogenannten Systemsprengern von einer einstelligen Zahl im Jahr die Rede“, so Grohs. Die Zahl der verurteilten Jugendlichen sei seit Jahren rückläufig. „Alles in allem bedeutet das ein klares Nein zur ursprünglichen Frage. Wir haben es demnach nicht mit krimineller werdenden Generationen zu tun“, stellt der Neustart-Leiter klar.
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