"Es geht ihm gut"

Ägypten: Ashton traf eingesperrten Mursi

Ausland
30.07.2013 12:19
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hat sich in Ägypten mit dem vom Militär abgesetzten und nun offiziell in Untersuchungshaft weilenden Präsidenten Mohammed Mursi getroffen. "Wir hatten ein zweistündiges Gespräch, ein freundliches und offenherziges Gespräch", erklärte Ashton nach dem Treffen. Zu den konkreten Inhalten der Unterredung machte sie keine Angaben. Die Diplomatin erklärte lediglich, dem Ex-Präsidenten gehe es soweit gut.

Zum Aufenthalt Mursis sagte Ashton: "Ich habe die Einrichtung gesehen, aber ich weiß nicht, wo sie ist." Mursi könne fernsehen und Zeitungen lesen, er hätte daher Zugang zu Informationen.

Der aus der Muslimbruderschaft stammende Mursi war vor gut einem Monat nach Massenprotesten gegen ihn vom Militär abgesetzt worden. Die Armee hält ihn an einem geheimen Ort fest. Seit Freitag sitzt er offiziell in Untersuchungshaft. Die Muslimbruderschaft wirft dem Militär einen Putsch gegen das gewählte Staatsoberhaupt vor. Ashton hatte wiederholt die Freilassung Mursis gefordert.

Gespräche auch mit Regierungsmitgliedern und Islamisten
Ashton hatte am Montag auch Gespräche mit den neuen Machthabern geführt, darunter Übergangspräsident Adli Mansour und sein Stellvertreter Mohamed El-Baradei sowie Armeechef Abdel Fattah al-Sisi. Die EU-Chefdiplomatin unterhielt sich auch mit Vertretern der Mursi unterstützenden Islamisten sowie mit Mitgliedern der Bewegung Tamarod. Diese hatte mit Unterschriftensammlungen und Massendemonstrationen Mursis Sturz in Gang gesetzt.

Weiterhin Unklarheit über blutiges Wochenende
Am Wochenende waren in Ägypten bei Zusammenstößen zwischen Mursi-Anhängern und Sicherheitskräften mindestens 80 Menschen ums Leben gekommen und Hunderte weitere Personen verletzt worden. Die Muslimbrüder sprachen sogar von mindestens 120 Toten. Laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch seien viele der Opfer durch Schüsse in den Kopf oder in die Brust getötet worden. Das sei demnach auf Videos zu sehen und zudem von Augenzeugen bestätigt worden.

Zu den Zusammenstößen war es gekommen, nachdem sich Demonstranten aus ihrem Protestcamp auf den Weg gemacht hatten, um eine Stadtautobahn zu blockieren. Einheiten der Bereitschaftspolizei stellten sich ihnen daraufhin in den Weg. Nach Augenzeugenberichten schossen die Sicherheitskräfte zunächst mit Tränengasgranaten, dann mit scharfer Munition auf die Islamisten. Ob unter den Demonstranten auch Bewaffnete waren, ist nicht klar.

NGO: "Viele Menschen an Schusswunden gestorben"
Das ägyptische Innenministerium wies umgehend zurück, scharfe Munition eingesetzt zu haben - eine Darstellung, an der die Menschenrechtsorganisation Amnesty International "ernsthafte Zweifel" anmeldete. Die Organisation habe Zeugenaussagen von Verletzten, Beobachtern, medizinischem Fachpersonal und Videoaufnahmen ausgewertet und komme "zu dem Schluss, dass die Aussagen des Innenministers ernsthaft in Zweifel gezogen werden müssen", hieß es in einer Aussendung vom Dienstag. 51 der insgesamt 63 Getöteten, bei denen eine Autopsie durchgeführt worden sei, seien "ohne Zweifel an Schusswunden gestorben", beim Tod von elf anderen Personen hätten Schussverletzungen eine Rolle gespielt.

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