18.03.2013 11:34 |

Cyberterror-Test

Pumpstation bereits nach 18 Stunden Opfer von Angriffen

Über die Sicherheit von industriellen Steuerungssystemen, wie sie in der Öl- und Gasproduktion, in der Wasserwirtschaft und in Elektrizitätswerken Verwendung finden, ist seit Bekanntwerden von Spionage-Trojanern wie Stuxnet, Duqu oder Flame zuletzt viel diskutiert worden. Der Sicherheitsanbieter Trend Micro hat nun in einem Modellversuch untersucht, wer derartige Systeme mit welchem Ziel angreift - und war überrascht: Bereits nach 18 Stunden hagelte es die ersten Angriffe auf eine fiktive Pumpstation.
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Für den Praxistest wählten die Sicherheitsexperten eine Kleinstadt in den USA mit 8.000 Einwohnern. Dort erstellten sie in einer - fiktiven - Pumpstation ein Wasserdruck-Kontrollsystem, das im Internet sichtbar ist. Lediglich die Wasserpumpen selbst existieren nicht, alle anderen Komponenten hingegen schon, wie der Anbieter in einer Mitteilung erklärte. Dazu zählten demnach neben den Steuerungseinheiten für die Wasserpumpen sowie den Computern auch die online abrufbaren technischen Dokumentationen der Pumpstationen, die entsprechend präpariert waren und angeblich von der Stadtverwaltung stammten.

Erste Angriffe 18 Stunden nach Beginn des Modellversuchs
Anschließend erstellten die Experten als Köder eine sogenannte Honeypot-Architektur, die typische Steuerungssysteme nachahmte, die meistens mit dem Internet verbunden sind. Um eine realistische Umgebung abzubilden, enthielt diese herkömmliche Schwachstellen, wie sie in den meisten Systemen dieser Art vorkommen. Konkret ging es den Forschern darum, zu prüfen, wer welche Teile der mit dem Internet verbundenen Anlagen angreift und wozu dies geschieht. Zudem wollte das Team herausfinden, ob die Angriffe auf diese Systeme zielgerichtet ausgeführt werden.

Meisten Angriffe aus China und den USA
Das Ergebnis: Innerhalb eines knappen Monats verzeichnete Trend Micro 39 Angriffe aus 14 Ländern. Aus China kamen mit 35 Prozent die meisten, gefolgt von den USA mit 19 Prozent und Laos mit zwölf Prozent. Zwölf Angriffe ließen sich als "gezielt" klassifizieren, 13 wurden von einem oder mehreren Absendern an mehreren Tagen wiederholt ausgeführt. Sie könnten als "gezielt" und/oder "automatisiert" beschrieben werden, so das Unternehmen. Die restlichen 14 Angriffe, allesamt ebenfalls gezielt, würden derzeit noch weiter untersucht.

"Vorstufe zum Cyberterrorismus"
"Über die Motive der Angreifer können wir nur spekulieren. Es zeigt sich aber, dass ein buchstäblich weltweites Interesse an einer so harmlosen Sache wie Wasserpumpen besteht. Während manche Angreifer vor allem an den technischen Details interessiert waren, versuchten andere, die Systeme zu beeinflussen oder zu zerstören. Die Angreifer kommen nicht nur aus China, sondern auch aus den USA und Ländern wie Laos", kommentierte Udo Schneider von Trend Micro den Modellversuch.

Der oft beschworene Cyberwar sei dies zwar noch nicht, aber eine Vorstufe zu Cyberterrorismus: "Wer industrielle Steuerungssysteme ausspioniert und sie zu manipulieren versucht, lässt die Grenzen zwischen Wirtschaftsspionage und destruktiven Aktionen verschwimmen. Das ist nicht nur wirtschaftlich schädlich, sondern unter Umständen sogar lebensgefährlich", so Schneider.

Systeme nicht mehr vom Internet abgeschnitten
Dass derartige Steuerungssysteme zuletzt vermehrt ins Visier von Cyberkriminellen geraten sind, ist dem Experten nach einfach zu erklären. Ursprünglich hätten sich die Systeme "in einer eigenen Welt proprietärer Protokolle auf speziellen Plattformen und einer darauf zugeschnittenen Kommunikationsinfrastruktur" befunden und seien "von anderen Netzwerken vollkommen abgeschnitten" gewesen - einschließlich Internet.

"Weil nun immer häufiger Standard-Hard- und -Software eingesetzt wird und sie mit externen Netzwerken verbunden sind, sind die Netzwerke auch den aus der IT bekannten Gefahren ausgesetzt", erläuterte Schneider.

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