Monika Rathgeber

Die zerrissene “Perle der Finanzabteilung”

Österreich
03.02.2013 09:42
Ein Versuch, sie zu verstehen: Monika Rathgeber, eine Frau zwischen allen Fronten, die es schaffte, ein Bundesland politisch völlig aus der Bahn zu werfen.

Es mutet fast so an: Diesen Schlag Mensch wie Monika Rathgeber gibt es in der heutigen Zeit kaum mehr. Vielleicht auch deswegen, weil solche Menschen in der Regel nie in der Öffentlichkeit stehen. Vielmehr arbeiten sie anderen zu, stets gewissenhaft, pflichtbewusst, das große Ziel und nicht das eigene Ego vor Augen.

Der Eindruck entsteht, beobachtete man Rathgeber am Freitag vor dem Arbeitsgericht (siehe Infobox). Sie lächelt, weiß jede Zahl aus den Millionen von Buchungszeilen aus dem Stegreif. Als David Brenner und Eduard Paulus sprechen, folgt sie konzentriert jedem Wort. Sie bewegt die Lippen dazu, als ob sie schon wissen würde, was kommt. Mit scharfem Blick mustert sie den Anwalt der Gegenseite, etwas will aus ihr mit aller Kraft heraus, doch sie bleibt ruhig - selbst auferlegte Disziplin möchte man intuitiv anmerken.

Die "Perle der Finanzabteilung"
Das Landesbudget hat sie über alles gestellt, auch über ihr Privatleben. Sie hat es kontrolliert, vorangetrieben, Gewinne eingefahren - die "Perle der Finanzabteilung". Sie funktionierte ohne zu protestieren, sie verzichtete auf Prämien. "Das Land hatte ja Schulden, da hätte ich ja ein schlechtes Gewissen, wenn ich das Geld genommen hätte", sagt sie.

Es klingt glaubwürdig. Alles für das Land, immer und jederzeit: "Mein Baby." Sogar Protokolle hat sie geschönt, um ihre Chefs Brenner und Paulus vor dem Rechnungshof besser dastehen zu lassen. Selbst Unterschriften hat sie in Verträge kopiert, um Geschäfte schnell und - wie sie sagt - zum Vorteil des Landes abschließen zu können. Der zweite, zeichnungsberechtigte Mitarbeiter war ihr zu langsam oder privat verhindert, Paulus immer auf irgendwelchen Terminen.

Und wieder der Eindruck: Böswilligkeit oder Bereicherungsabsichten sind nicht zu erkennen. Viel mehr die bedingungslose Auferlage, es richtig machen zu wollen - und wenn es sein muss, eben mit strafrechtlich relevanten Tricks. Der Zweck heiligt die Mittel.

Machtstatus wurde offenbar unheimlich
Problematisch wurde es, als alle anderen um sie herum nicht mehr "verstanden", was für das "Wohl des Landes" gut sei. Auch weil Rathgeber durch ihr Wissen und Gespür einen Machtstatus aufgebaut hatte, der unheimlich wurde. Die komplizierten Geschäfte, die Risiken, die sie nach eigenen Angaben im Griff hatte, wurden den Finanzbeiratsmitgliedern zu brenzlig. Auflösen, minimieren, hieß es.

"Egal, wenn das Land dadurch Verluste von 25 bis 30 Millionen macht. Hauptsache, die Empfehlungen des Finanzbeirates werden befolgt", schluchzt sie. "Ich konnte das nicht. Deswegen habe ich mich widersetzt. Es hat mich innerlich zerrissen." Was bleibt, ist eine in ihrem eigenen Gerechtigkeitssinn zutiefst gekränkte Frau. Eine Frau, die nun auf der Anklagebank sitzt und in die Räder eines politischen Systems geriet, das sie wiederum nicht verstand.

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