Killer im Schnee

So blutig ist Stefan Ruzowitzkys US-Debüt “Cold Blood”

(Bild: Studio Canal)

Der Thriller "Fargo" (1996) von den Coen-Brüdern gehört zu den Kultfilmen der 90er-Jahre. Allerhand Leichen und literweise Blut im Neuschnee: Das kann ich auch, hat sich wohl der österreichische Regisseur Stefan Ruzowitzky (Oscar für "Die Fälscher") gedacht und mit "Cold Blood" (Kinostart: 23. November) sein Debüt in Hollywood gefeiert.

"Ich hoffe, Sie können mir vergeben", spricht er, zückt seine Pistole und schießt den bemitleidenswerten Dorfpolizisten über den Haufen. Addison (Eric Bana) ist ein knallharter Ganove, der gerade mit seiner Schwester Liza (Olivia Wilde) und einem Freund ein Casino überfallen hat. Auf dem Weg zur kanadischen Grenze kommen dem Trio ein Unfall - dabei stirbt Addisons Kumpel - und ein Cop in die Quere.

Die Geschwister versuchen nun getrennt ihr Glück, jeder bahnt sich seinen Weg durch die Schneehölle von Michigan, wo ein Sturm den nächsten jagt. In Kanada wollen sich die beiden wieder treffen. Liza wird auf ihrer Flucht von Jay Mills (Charlie Hunnam) aufgelesen, einem ehemals erfolgreichen Boxer, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde und auf dem Weg zu seinen Eltern Chet (Kris Kristofferson) und June (Sissy Spacek) ist.

Addison kämpft sich durch die weiße Wildnis und pflastert seinen Weg mit jeder Menge Leichen. Macho-Sheriff Becker (Treat Williams) und seine Tochter Hanna (Kate Mara), die denselben Beruf wie ihr Vater eingeschlagen und sich damit alles andere als beliebt bei ihrem Erzeuger gemacht hat, sind dem Casino-Räuber dicht auf den Fersen, doch Addison ist ein anderes Kaliber als die Möchtegern-Ganoven, mit denen sich die Dorfcops normalerweise herumschlagen müssen.

Während die Mutter von Jay das Thanksgiving-Essen vorbereitet und sich auf den Besuch ihres Sohnes freut, nimmt das Unheil seinen Lauf. Denn nicht nur Jay macht sich auf den Weg zur Familienfeier, auch Liza und Addison finden sich im Hause Mills ein. Und damit steht eines fest: Nicht alle werden diesen blutigen Abend überleben...

Nur das Finale macht Spaß
Einen "hochspannenden und charakterstarken Crime-Thriller im Stil eines modernen Western", verspricht der Filmverleiher Studio Canal. Bezüglich des finalen Akts im Haus von Jays Eltern kann man dem mit Abstrichen zustimmen. Die sich aufbauende Spannung zum blutigen Ende hin und die interessanten Dialoge trösten jedoch nur ein wenig über die zuvor zähe Handlung und blassen Darsteller hinweg.

Olivia Wilde ist mal das naive Farmergirl, dann der verführerische Vamp - beides nimmt man der darstellerisch arg limitierten Schönheit nicht ab. Eric Bana, in dessen Repertoire die Bezeichnung "Rolle schlecht gespielt" eigentlich nicht vorkommt, zeigt erst beim finalen Showdown sein großes Können. Und wenn die zierliche Kate Mara als Deputy Sheriff von ihren Kollegen gehänselt wird und sich Tampon-Witze anhören muss, sie aber eigentlich doch die Fähigste des verblödeten Haufens ist, lässt das Klischee laut grüßen.

Ihr Filmvater Treat Williams, eine feste Größe in Kino ("Hair", "Flashpoint", "Nach eigenen Regeln") und Fernsehen ("Everwood"), spielt den Macho-Sheriff so überzeugend wie ein Sumoringer Geige. Einzig der britische Schauspieler Charlie Hunnam ("Hooligans", "Sons of Anarchy") erfüllt die Rolle des Ex-Knackis Jay mit Leben und stiehlt seinen Mitstreitern die Show.

Fazit: Dass es Stefan Ruzowitzky kann, bewies er mit dem grandiosen Werk "Die Fälscher". Sein Debüt in Hollywood kann jedoch nicht überzeugen, bis auf das gute Finish serviert uns der Wiener lahme Kino-Kost, garniert mit falsch besetzten Schauspielern.