"Tut mir sehr leid"

Drei Monate bedingt für falschen Arzt in Niederösterreich

Österreich
23.10.2012 18:47
Ein 34-Jähriger ist am Dienstag am niederösterreichischen Landesgericht der Urkundenfälschung für schuldig befunden worden. Laut Anklage hatte sich der Wiener beim Roten Kreuz in St. Pölten als Arzt ausgegeben, ohne ein Medizinstudium absolviert zu haben. Er bekannte sich schuldig und wurde nicht rechtskräftig zu drei Monaten bedingt verurteilt.

Nach der Matura 1997 habe er ein Medizinstudium in Wien begonnen, erzählte der aus dem Bezirk St. Pölten stammende Angeklagte. Das sei aber "wenig erfolgreich gelaufen": In den ersten zwei Jahren habe er eher ausschweifend gelebt und dadurch den Anschluss an seine Kollegen verloren.

Da seine Eltern aber "sehr streng" seien, gab er vor, "brav" zu studieren. Erst als sie sein Taschengeld streichen wollten, beschloss der Beschuldigte, Dokumente zu fälschen. Diese sollten ihn als "Doktor" ausweisen und seine Eltern überzeugen. Das dafür notwendige Wissen habe er sich im Internet angeeignet, berichtete der 34-Jährige. Er betonte, dass ihm das alles sehr leid tue.

Mehr als zehn Jahre Freiwilliger beim Roten Kreuz
Wie berichtet, war der Angeklagte mehr als zehn Jahre als freiwilliger Einsatzfahrer, Rettungs- und Notfallsanitäter beim Roten Kreuz in St. Pölten aktiv gewesen. Als man dort erfuhr, dass er sein Studium abgeschlossen habe, sei er gebeten worden, eine Kopie des akademischen Diploms vorzulegen, erklärte der 34-Jährige.

Das Rote Kreuz fühle sich durch das Geschehen nicht geschädigt, gab der damalige Ausbildungsleiter jetzt im Zeugenstand an. Der Angeklagte habe zwar den Vorsitz in der Prüfungskommission übernommen, aber keine höheren Entgelte aufgrund des Titels bekommen. Seine Lehrtätigkeit und auch die Abnahme von Prüfungen hätte er auch ohne den Titel leisten dürfen, "nur den Vorsitz nicht".

Gefälschte Gehaltszettel für Bankkredit
Der Angeklagte gab auch zu, gefälschte Gehaltszettel und Lohnbestätigungen über eine "für einige Jahre" andauernde Tätigkeit als Chirurg im Wiener AKH vorbereitet zu haben. Diese "musste" er regelmäßig seinen Eltern vorlegen. Aber als der falsche Arzt einen Kredit benötigte, legte er diese Dokumente auch seinem ebenfalls beim Roten Kreuz tätigen Bankbetreuer vor, als dieser danach verlangte.

Der Angeklagte hätte den Kredit von knapp über 60.000 Euro und eine spätere Aufstockung um weitere 10.000 Euro ohne Vorlage der Papiere nicht bekommen, bestätigte der Bankangestellte im Zeugenstand. Die letzten gefälschten Lohnzettel lagen von Jänner und Februar diesen Jahres vor.

Erfolgsdruck durch den Vater
Der Angeklagte wies wiederholt auf das schwierige Verhältnis zu seinen Eltern und den Erfolgsdruck durch seinen Vater hin, einem gut betuchten Unternehmer, der einst selbst nicht fertig studiert hatte. Aufgeflogen war die Geschichte rein zufällig, als die Polizei im Zuge einer Eigentumsermittlung auf ihn aufmerksam geworden war.

Mildernd auf die Strafbemessung wirkten sich das Geständnis, der bisher untadelige Lebenswandel des 34-Jährigen und die Tatsache, dass dem Roten Kreuz kein Schaden entstanden war, aus.

Bei der Kreditaufnahme war der Schädigungsvorwurf für den Richter nicht gültig, da der Mann davon ausgegangen war, in absehbarer Zeit aus einer gemeinsamen Immobilie von einer Ex-Freundin Geld ausbezahlt zu bekommen.

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