Er ist braun, nur fünf Millimeter klein und lebt verborgen in Höhlen. Obwohl daher selbst die allermeisten Fachleute den Käfer noch nie zu Gesicht bekommen haben, erregt Anophthalmus hitleri wegen seines Namens die Gemüter. Trotzdem wird das Tier wohl auch weiterhin nach Adolf Hitler benannt bleiben.
Der Käfer, der in Höhlen in Slowenien lebt, wurde in den 1930er-Jahren entdeckt. Der Forscher Oscar Scheibel, ein glühender Anhänger des Deutschen Reichs, benannte das Insekt damals nach seinem Idol. Aus Berlin soll er dafür sogar ein Dankesschreiben erhalten haben.
Bisher habe es keine Anträge gegeben, wissenschaftliche Namen von Tierarten aus ethischen Gründen zu ändern – auch bei Anophthalmus hitleri nicht, sagte der Taxonomist Daniel Whitmore, der Mitglied der internationalen Kommission für zoologische Nomenklatur ist. Dieses Gremium gibt die Regeln zur Benennung neuer Tierarten heraus.
Jahrzehnte alte Namen wegen Rassismus in der Kritik
Einige vor Jahrzehnten vergebene Namen stehen heute in der Kritik, weil sie umstrittene Personen ehren, koloniale Ortsbezeichnungen verwenden oder aus Sicht mancher Wissenschaftler diskriminierend oder rassistisch sein können. Mehrere Hunderttausend wissenschaftliche Namen könnten nach Einschätzung der internationalen Kommission betroffen sein.
Diese lehnt eine Umbenennung aus ethischen Gründen jedoch ab. „Wir verstehen natürlich, dass manche Namen Unbehagen oder Anstoß erregen können“, sagt Whitmore. Priorität habe aber eine universelle und stabile Nomenklatur, damit es keine Verwirrung gebe. „Es ist nicht unsere Aufgabe, darüber zu urteilen, ob Namen beleidigend oder ethisch nicht vertretbar sind, denn das ist eine sehr subjektive und persönliche Angelegenheit.“
Keine inhaltlichen Vorgaben bei der Nomenklatur
Jedes Jahr werden weltweit Tausende neue Tierarten beschrieben. Wie dabei vorzugehen ist, das ist in den internationalen Regeln für die zoologische Nomenklatur festgelegt. Inhaltliche Vorgaben mache die Nomenklatur dabei nicht, sagt der Zoologie-Professor Michael Ohl vom Museum für Naturkunde in Berlin. Die Forschenden können die Namen frei wählen, sofern diese technisch korrekt gebildet werden.
„Diese gelten, sobald sie publiziert sind und können dann auch nicht mehr gestrichen werden. In einem Fall wie bei dem Hitler Käfer würde eine Umbenennung gar nicht viel ändern“, meint Ohl. Denn der Name würde nicht komplett verschwinden.
Der Grund: Oft haben Tiere mehrere wissenschaftliche Bezeichnungen, in einer Art Katalog werden diese deshalb alle unter dem aktuell gültigen Namen aufgelistet. Wer den Hitler-Käfer wegen des Namens sammeln wolle, werde dies auch weiter tun, meint Ohl.
Eine lange Tradition habe dabei, neu entdeckte Tierarten nach Personen zu benennen – um einem großzügigen Geldgeber zu schmeicheln, Familie oder Freunde zu ehren oder mithilfe prominenter Namensgeber Aufmerksamkeit zu erregen, wie Ohl in seinem Buch „Die Kunst der Benennung“ schreibt.
So trägt etwa eine Tausendfüßler-Art den Namen von Popstar Taylor Swift, eine Spinne den von Beatles-Legende John Lennon, Käfer sind u.a. nach dem Schauspieler Leonardo DiCaprio sowie der Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg benannt, eine Mottenart erinnert an den früheren US-Präsidenten Donald Trump (siehe Bild oben).
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