Deutlich aggressiver

Obama macht im 2. TV-Duell gegen Romney Boden gut

Ausland
17.10.2012 07:16
US-Präsident Barack Obama hat sich in der zweiten TV-Debatte mit seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney deutlich aggressiver als beim ersten Duell gezeigt. Steuern, Budget, Arbeitslosigkeit und die US-Außenpolitik waren am Dienstagabend die bestimmenden Themen der CNN-Livesendung aus Hempstead im US-Bundesstaat New York. Gleich mehrfach fuhr der Amtsinhaber dabei seinem Gegenüber in die Parade: "Was Gouverneur Romney sagt, ist einfach nicht wahr."

Diesmal handelte es sich bei der Debatte (in voller Länge hier) um eine "Town Hall Debate", eine Art Bürgerversammlung. Die Fragen stellten die Zuschauer, die vom renommierten Umfrage-Institut Gallup ausgewählt wurden. Themen waren sowohl Innen- als auch Außenpolitik. Obama machte einen bedeutend angriffslustigeren Eindruck als im ersten Rededuell vor zwei Wochen, als er kraftlos gewirkt und Romney praktisch das Feld überlassen hatte. Romney hatte seitdem deutlich in den Umfragen zugelegt.

Gegenseitige Vorwürfe in Sachen Steuern und Budget
Obama warf seinem republikanischen Herausforderer eine Politik für die Reichen vor. Romney verfolge das Ziel, "dass für die Leute an der Spitze andere Regeln gelten". Der Republikaner wies dies erneut zurück und betonte, dass seine Steuerpläne vor allem der Mittelschicht zugute kämen. Er plane keine Steuererleichterungen für die Oberschicht. "Die oberen fünf Prozent der Verdiener werden weiterhin 60 Prozent der Abgaben beisteuern", so Romney.

Obama kritisierte daraufhin die Durchführbarkeit der Vorhaben seines Kontrahenten. Die Kosten für Romneys Steuersenkungen würden bei fünf Billionen Dollar liegen. Dazu kämen zwei Billionen für Militärprogramme sowie eine weitere Billion aus den Steuererleichterungen für die Spitzenverdiener, auch wenn Romney Letzteres abstreite. Bei insgesamt acht Billionen Dollar an Investitionen sei ihm völlig unklar, wie der Republikaner steuerliche Erleichterungen für die Mittelklasse finanzieren wolle, rechnete Obama vor.

Romney attackierte den Präsidenten dagegen wegen der Staatsverschuldung. "Als er sich um das Amt bewarb, sagte er, er könne das Defizit halbieren. Stattdessen hat er es verdoppelt." Durch die hohen Schulden bringe der Präsident die USA "auf den Weg Richtung Griechenland". Er warf Obama zudem vor, die Öl- und Erdgasförderung in den USA zu behindern. Obama konterte auch hier scharf und sagte wie so häufig an diesem Abend: "Was Romney sagt, ist nicht wahr." Die Ölproduktion in den USA sei gestiegen, man importiere weniger Öl und Erdgas als zuvor.

Schlagabtausch um Angriff auf US-Botschaft in Libyen
Auch die Tötung des US-Botschafters Chris Steven in Libyen provozierte eine harte Auseinandersetzung. Romney machte den Versuch, Obama den Schwarzen Peter dafür zuzuschieben. Der Republikaner hielt der Regierung vor, zunächst verschleiert zu haben, dass es sich um einen Terroranschlag gehandelt habe. Obama gab sich präsidial und wies dies scharf zurück: "Die Andeutung, dass jemand in meinem Team irreführend gehandelt hat, als wir vier der Unseren verloren haben, ist beleidigend", sagte er und warf Romney vor, mit der tödlichen Attacke versucht zu haben, politisch zu punkten. "Man schlägt aber aus einer Angelegenheit nationaler Sicherheit kein politisches Kapital", meinte Obama scharf.

Reaktionen: "Obama hatte deutlich die Nase vorne"
Nur Minuten nach dem Rededuell kommentierte die "New York Times": "Obama zeigte den Kampfgeist, den er in der erste Debatte vor zwei Wochen nicht gezeigt hat." Auch CNN-Experte David Gergen meinte: "Romney hatte einen soliden Auftritt, aber Obama hatte deutlich die Nase vorn." Joe Trippi, ein Berater der Demokraten, sagte dem Sender Fox News mit Blick auf Obamas ersten Debatten-Flop: "Romney ist gut, wenn der andere Typ nicht präsent ist. Aber diesmal war Obama präsent." Eine Schnellumfrage des TV-Senders brachte ein eher gemischtes Meinungsbild zutage: 46 Prozent der Befragten fanden Obama besser, 39 Prozent Romney.

Drittes TV-Duell am 22. Oktober, Wahl am 6. November
Drei Wochen vor den Wahlgang am 6. November wird immer klarer: Es könnte einer der spannendsten Wahlen in der jüngsten US-Geschichte werden. Dennoch: Ein "Game Changer", ein Ereignis, das das Spiel völlig auf den Kopf stellt, war diese zweite Debatte nicht. Experten meinen, überhaupt sei es in der Geschichte der US-Wahlkämpfe nur extrem selten vorgekommen, dass die Rededuelle entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis hatten. Die beiden Kandidaten treffen am 22. Oktober in Florida noch einmal in einem dritten TV-Duell aufeinander.

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