Drama in Dorf

18 Volksschulkinder bei Erdrutsch in China getötet

Ausland
05.10.2012 07:36
Bei einem durch heftige Regenfälle ausgelösten Erdrutsch im Südwesten von China sind 18 Volksschulkinder ums Leben gekommen. Die Erdmassen begruben eine Grundschule und drei Bauernhäuser in dem Dorf Zhenhe in einer abgelegenen Bergregion unter sich. Eigentlich sind in China Ferien, doch die Behörden zogen den Schulbeginn vor, um den Unterrichtsausfall nach einem Erdbeben im September wieder auszugleichen.

Auf Bildern des staatlichen Senders CCTV war zu sehen, wie die gewaltige Mure - insgesamt 160.000 Kubikmeter - von einem bewaldeten Hügel das kleine Schulgebäude und die drei Bauernhöfe verschüttete. Unter der Schlammlawine wurde auch ein erwachsener Dorfbewohner begraben, der ebenfalls starb. Zu dem Zeitpunkt des Unglücks - gegen 8 Uhr - hätten bereits 18 der mehr als 30 Schüler in ihren Klassenräumen auf den Unterrichtsbeginn gewartet, sagte ein örtlicher Beamter.

Die Erdmassen stauten zudem einen Fluss auf, vorsorglich mussten 800 Einwohner weiter flussabwärts in Sicherheit gebracht werden. Knapp 2.000 Helfer waren im Einsatz, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Vorziehen des Schulbeginns war Todesurteil
Zhenhe liegt im Bezirk Yiliang an der Grenze zwischen den Provinzen Guizhou und Yunnan. Dort waren bei einem Erdbeben Anfang September 81 Menschen umgekommen, mehr als 200.000 wurden obdachlos. Um den Unterrichtsstoff nachzuholen, beschlossen mehrere Schulen in dem Gebiet, die einwöchigen Ferien im Anschluss an den Nationalfeiertag am 1. Oktober zu verkürzen.

Diese Entscheidung bringt den Behörden jetzt Kritik von Internetnutzern ein: "Wären die Schüler in den Ferien geblieben, hätte es diese Tragödie nicht gegeben", schrieb ein Blogger. Die wütenden Reaktionen häuften sich, so war etwa auch zu lesen: "Behörden, Schulen und Lehrer sind zu sehr auf schnellen Erfolg und sofortige Ergebnisse aus."

Ein Beamter sagte, Untersuchungen nach dem Erdbeben im September hätten keine Anzeichen für einen möglichen Erdrutsch ergeben. Die Berge, die das Tal mit der Schule umgeben, seien dicht mit Pflanzen bewachsen. Nach Medienangaben wollen die chinesischen Behörden Familien, die ein Kind verloren haben, mit 20.000 Yuan (knapp 2.500 Euro) entschädigen.

Bei Erdbeben 2008 über 5.000 Schüler getötet
Seit einem verheerenden Erdbeben in der Provinz Sichuan im Mai 2008, bei dem viele Schulen eingestürzt waren, reagieren die Menschen in China besonders sensibel auf Unglücke in Verbindung mit Schulen. Die Behörden wehren sich bis heute gegen hartnäckige Vorwürfe, die Schulen in Sichuan seien schlampig gebaut worden und das dadurch eingesparte Geld hätten sich Bauunternehmer und Beamte in die eigene Tasche gesteckt. Unter den mehr als 80.000 Toten waren damals mehr als 5.000 Schüler.

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