Proteste in Bengasi

Nach Botschafter-Tod: Libyer stürmen Islamisten-Camps

Ausland
22.09.2012 08:31
In der ostlibyschen Hafenstadt Bengasi haben Bewohner in der Nacht auf Samstag bei einer Demonstration gegen Gewalt mehrere Lager islamistischer Milizen gestürmt. "Nach dem, was im amerikanischen Konsulat geschehen ist, haben wir genug von den Extremisten", so ein Demonstrant. Nach Berichten des arabischen Nachrichtensenders Al-Jazeera wurden bei Schusswechseln mindestens vier Menschen getötet und 40 weitere verletzt.

Bereits am Freitagnachmittag hatten sich rund 20.000 Menschen an einer Demonstration gegen Gewalt und die bewaffneten Islamisten beteiligt. Zehn Tage zuvor waren bei einem Angriff auf das US-Konsulat in der Stadt der amerikanische Botschafter und drei weitere US-Bürger getötet worden (siehe Infobox).

Bewaffneter Sturm auf Milizen-Hauptquartier
Mit Rufen wie "Libyen, Libyen" oder "Nein zu Milizen" stürmten den Berichten zufolge Hunderte aufgebrachte Bürger das Hauptquartier der Ansar-al-Sharia-Miliz, die an der Attacke auf das US-Konsulat beteiligt gewesen sein soll. Die zum Teil mit Schwertern und Fleischerbeilen bewaffneten Demonstranten hätten die Kämpfer aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen, und sie aus dem Lager vertrieben.

Das Gebäude wurde anschließend geplündert und in Brand gesetzt. Auf Fernsehbildern waren brennende Gebäude und Fahrzeuge zu sehen. "Nach dem, was im amerikanischen Konsulat geschehen ist, haben wir genug von den Extremisten", sagte ein Demonstrant laut Al-Jazeera.

Angreifer kamen mit Raketen und Schusswaffen
Anschließend zog eine Gruppe von Demonstranten mit Schusswaffen und Raketen vor eine Stellung der Raf-Allah-al-Sahati-Brigade, 15 Kilometer außerhalb von Bengasi. Nach einem zweistündigen Kampf räumte die Brigade das Gebäude in Hawari.

Die Regierung in Tripolis rief die Demonstranten auf, zwischen "illegitimen" bewaffneten Gruppen und solchen zu unterscheiden, die der Autorität des Verteidigungs- oder Innenministeriums unterstellt seien.

Als die Menge ein weiteres Milizen-Lager in der Stadt stürmen wollte, sei sie von Kämpfern aus Maschinengewehren beschossen worden. Mehrere Angreifer seien verletzt worden. Wie es unter Berufung auf Krankenhausangaben hieß, kamen insgesamt vier Menschen ums Leben.

Drahtzieher für Angriff auf US-Konsulat?
Der Ansar-al-Sharia-Miliz werden Verbindungen zum Terrornetz Al-Kaida nachgesagt. Schon kurz nach dem Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi, bei dem in der Nacht zum Mittwoch vergangener Woche US-Botschafter Chris Stevens und drei weitere Amerikaner getötet wurden, war die Gruppe als möglicher Drahtzieher genannt worden. Die Kommandanten der Miliz bestreiten allerdings jede Beteiligung an dem Angriff.

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