Geldhahn aufgedreht

US-Notenbank geht im Kampf gegen Krise in Offensive

Wirtschaft
13.09.2012 22:32
Die US-Notenbank geht im Kampf um mehr Arbeitsplätze und ein Ende der zähen Wirtschafts- und Immobilienkrise in die Offensive. So sollen unter anderem pro Monat für 40 Milliarden Dollar Immobilienpapiere gekauft werden, bis sich die Perspektiven am Arbeitsmarkt "substanziell aufhellen", teilte die Federal Reserve am Donnerstag mit. Zudem wollen die Notenbanker ihren bei faktisch null Prozent liegenden Leitzins bis Mitte 2015 nicht erhöhen.

Mit den Maßnahmen der Fed sollen der Häusermarkt gestützt und das langfristige Zinsniveau gesenkt werden. Der Beschluss der Fed-Gouverneure soll schon ab Freitag umgesetzt werden. Das ganz große Geschütz, weitere massive Staatsanleihenkäufe, sparten sich die Zentralbanker um Fed-Chef Ben Bernanke (Bild) zur Enttäuschung vieler Investoren aber noch auf - schließlich droht zum Jahreswechsel die nächste finanzpolitische Klippe, sollte sich der Kongress bis dahin nicht auf die Verlängerung von Steuererleichterungen für viele US-Amerikaner einigen.

Bernanke: "Zum Handeln bereit"
Dennoch deutete der Notenbank-Chef weitere Maßnahmen an, sollte sich die Lage nicht verbessern. "Die Arbeitslosigkeit ist eine große Sorge", sagte Bernanke vor der Presse in Washington. Die Fed werde ihre "höchst stimulierende Geldpolitik deshalb sogar noch dann für eine gewisse Zeit fortsetzen, wenn sich die wirtschaftliche Erholung verstärkt haben wird". Sollte der Wirtschaft die Puste ausgehen, sei die Fed zum Handeln bereit, so der Notenbanker.

Die jetzt beschlossenen Maßnahmen stellen jedenfalls einen sehr substanziellen Stimulus dar - immerhin nehmen die Notenbanker durch die Kombination des Kaufs von Immobilienpapiere und der Umschichtung ihrer Staatsanleihenbestände jeden Monat 85 Milliarden Dollar in die Hand. Die Leitindizes an der Wall Street bauten nach der Zinsentscheidung ihre Gewinne aus. Der Dollar gab zum Euro und zum Yen nach und fiel zeitweise auf den tiefsten Stand seit vier Monaten. US-Staatsanleihen drehten auf breiter Front ins Minus. Der Goldpreis hingegen erklomm den höchsten Stand seit einem halben Jahr.

Fed-Maßnahmen bislang nur mäßig erfolgreich
Die Fed hat in den vergangenen Jahren für rund 2,3 Billionen Dollar Staatsanleihen und Immobilienpapiere in ihre Bilanz genommen. Bis dato waren die Bemühungen von Bernanke aber nur von mäßigen Erfolg gekrönt. Die Arbeitslosenquote liegt mit 8,1 Prozent für US-Verhältnisse derzeit nach wie vor deutlich über dem langjährigen Schnitt, im vergangenen Monat wurden in den Vereinigten Staaten lediglich 96.000 neue Stellen geschaffen - ein sehr niedriger Wert.

Bernanke muss zudem aufpassen, dass er im Wahljahr nicht zwischen die Fronten gerät. Selbst Republikaner, muss er im Falle eines Wahlsiegs seiner Partei damit rechnen, dass er wegen seiner ultraexpansiven Geldpolitik 2014 keine dritte Amtszeit bekommt. Vor der Presse beteuerte er, dass die Entscheidungen der Notenbank ausschließlich ökonomische Gründe hätten und kein politisches Kalkül seien.

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