"Sommergespräch"

Strache: “Koalition nur mit Euro-Volksabstimmung”

Österreich
27.08.2012 22:15
FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache hat sich am Montag im ORF-"Sommergespräch" voll und ganz dem Kampf gegen den Euro verschrieben. Er ging im Schlagabtausch mit Armin Wolf gar so weit, eine Volksabstimmung über den Austritt aus der Währungsunion zur Koalitionsbedingung nach der nächsten Nationalratswahl zu machen. Die Aufregung über eine "Karikatur" auf seiner Facebook-Seite versteht Strache nach wie vor nicht, und wegen Frank Stronach macht er sich keine Sorgen - eher wegen der "medialen Hetze", der die FPÖ ausgesetzt sei.

Nach einer Eröffnungsdiskussion zwischen Wolf und Strache über "Wahrheit" bzw. über vor Jahren gepostete Internet-Kommentare und die laut Strache mäßige Bedeutung von Umfragen erfuhr man im filmischen Kurzportrait unter anderem, dass Strache "früher gern gebügelt" und seine Internatserziehung ihn wohl fürs Leben geprägt hat. Es folgten skurrile Szenen aus Straches Zeit als Dentaltechniker (im weißen Kittel) und aufgewärmte Bilder von "Waldspielen", bevor der TV-Zuseher am Montagabend wieder zurück an den Interview-Tisch im Wiener Kursalon Hübner geführt wurde.

"Fechten ist doch kein Sport"
Thema war dann unter anderem das burschenschaftliche Fechten (Wolf: "Das ist doch kein Sport", Strache: "Natürlich ist das auch ein Sport"), und es dauerte nicht lange, bis sich die beiden Gesprächspartner verbal richtig an die Gurgel gingen. Strache beklagte "Schubladendefinitionen" und ein weiteres Mal die "Hetze" und die "Inquisition", der die FPÖ durch "die Medien", allen voran durch den ORF, ausgesetzt sei. Wolf bemerkte zum Beispiel: "Sie sehen überall Linke", bevor er versprach: "Sie werden nicht gefoltert."

"Selbstverständlich kein Antisemitismus"
Schließlich ging es auch um aktuelle Themen. Wolf konfrontierte Strache mit der umstrittenen auf Facebook geposteten "Karikatur" (siehe auch Infobox). Der wollte darauf weiterhin "keine Davidsterne" erkennen. Er habe lediglich aufzeigen wollen, wie heute Umverteilung stattfinde. "Ich habe viele israelische und jüdische Freunde, die nichts Antisemitisches erkennen - selbstverständlich ist kein Antisemitismus mit dem Bild verbunden", betonte der FPÖ-Chef. Die Kritik an der Zeichnung sieht er als Ausdruck "der Angst, die man hat, dass Heinz-Christian Strache stärkste politische Kraft wird".

"Landtagsmehrheit unbedeutend"
Ein weiteres Thema war Kärnten: Als Mitstreiter im Kampf gegen die Europapolitik hob Strache die dortigen Parteifreunde hervor: "Die freiheitliche Landesregierung in Kärnten ist die einzige, die eine Verfassungsklage gegen den ESM-Rettungsschirm sicherstellen kann." Und: Auch wenn die Mehrheit im Landtag für eine Neuwahl sei, "heißt das nicht, dass die Mehrheit der Bevölkerung diesen Wunsch hat".

Wie schon beim Thema Kärnten und "Karikatur" waren sich Wolf und Strache auch bei der "Stiftungs-Causa" um den Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf sichtlich uneinig. Wolf stellte das für FPÖ-Mann Graf positiv ausgefallene Gutachten (Infobox) als lückenhaft bloß - worauf Strache auf ein "laufendes Verfahren" verwies und darauf pochte abzuwarten.

Stronach als "Käufer"
Angesprochen auf Umfragewerte für Stronachs Partei, meinte Strache, dass damit versucht werde, "künstliche Bilder zu schaffen, die davon abzulenken versuchen, dass es bei der nächsten Wahl das Duell Strache gegen Faymann geben wird". Stronach werde keinen Erfolg haben. Die FPÖ sei immer der Schmied, daher gebe es (für den Wähler) keinen Grund, die Interessenvertretung woanders zu suchen. Stronach habe sich immer schon Politiker und Helfer "gekauft".

"Euro-Austritt ist ein Weg"
Nach heftigen Attacken auf die europäische Politik und einer wenig aufschlussreichen Diskussion über die Sinnhaftigkeit einer Wiedereinführung des Schilling bzw. die Aufteilung des Euro in "Nord-Euro" und "Süd-Euro" ließ sich Strache doch relativ eindeutige Aussagen zum Thema Währung entlocken. "Ein Euro-Austritt ist ein Weg, über den wir nachdenken müssen, und es ist notwendig, die Bevölkerung abstimmen zu lassen", meint er. Die direkte Frage, ob er eine Volksabstimmung über den Euro-Austritt zu einer Koalitionsbedingung machen würde, beantwortete Strache mit: "Ja, ich will das Initiativrecht der Bevölkerung geben."

"Keine Angst"
Die Frage, wie lange er als aktuell am längsten amtierender Parteichef noch in der Politik bleiben möchte, "wird demokratisch von den Bürgern zu entscheiden sein. Ich will die Ohnmacht der Bürger überwinden, dafür braucht man Macht", so Strache. Vor ihm brauche man im Übrigen keine Angst zu haben - im Gegenteil.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele