„Boarder-König“ Karl

„Jetzt ist der Druck abgefallen“

Benjamin Karl hält endlich seine vierte große Kugel in Händen.

(Bild: GEPA pictures/ Patrick Steiner)

Knapp verpasste er beim Finale des Alpinboarder-Weltcups die K.o.-Runde, seine vierte große Kristallkugel hatte Benjamin Karl aber ohnehin schon vorher eingesackt. Nun bekam er sie auch überreicht. Und sprach mit der „Krone“ über Gefühle, Rekorde, Zerbrechlichkeit und Zermürbendes.

Neun Tage, nachdem du als Gesamtsieger im Snowboard-Weltcup feststandest, hast du jetzt beim Finale in Winterberg endlich die große Kugel bekommen–ist das Gefühl jetzt wirklich ein anderes?

Es ist wirklich so! Jetzt ist der Druck abgefallen. Die Emotionen sind irgendwie nicht so da, wie wenn du WM gewinnst, weil der Erfolg passiert über die ganze Saison hinweg. Im Grunde sind es die gesammelten Emotionen über die Saison, und es gab heuer viele schöne Momente.

Was waren die Schönsten?

Über die Siege in Cortina und Rogla hab ich mich sehr gefreut - das sind Hängen, wo ich mir sonst schwerer tue.

In einem Jahr ohne Olympia und WM war die große Kugel das Wichtigste, du hast Sie geholt–wie kann man immer so auf den Punkt abliefern?

Mit sehr viel Vorbereitung, extrem viel Einsatz, Fokus–und zwar in jeder Hinsicht. Man muss jeden Tag dazulernen. Zuhören, hat die Mutter immer gesagt. Das hab ich dann irgendwann gemacht (lacht).

Im Parallel-Riesenslalom hast du heuer dreimal gewonnen, die kleine Kugel geholt, im Parallelslalom ging sich kein Stockerl aus–wer dich kennt, weiß, dass dich sowas wurmt…

Das wurmt mich, vor allem weil wir sehr knapp dran sind. Ein paar Mal hab ich selbst verbockt. Aber es ist absolut das Ziel fürs nächste Jahr, im Slalom zuzulegen und stärker zu werden. Da schmieden wir jetzt schon die Pläne. Wir sind eh schon sehr knapp am Slalom-Sieg dran.

Wir, das bist du und dein Brett-Hersteller Virus?

Ja, genau.

Benjamin Karls Vorbereitung in seinem eigenen Fitnessstudio

(Bild: ZVG)

Mit vier Gesamtweltcups liegst du gleichauf mit dem Kanadier Jay Jay Anderson an der Spitze. Hältst du es mit Lewis Hamilton in der Formel 1 und willst den alleinigen Rekord?

Natürlich ist das immer das Ziel! Es geht in meiner fortgeschrittenen Karriere nur noch darum, Rekorde zu brechen!

Matthieu Bozzetto ist bei den Einzelsiegen mit 35 Triumphen Nummer 1, du hast 22–ist das ein Ziel, oder nimmst du das mit?

Vor ein paar Jahren hätte ich gesagt, das ist nicht zu knacken, mittlerweile sieht es schon danach aus.

Du hast zwei Kinder, wo versteckst du die zerbrechlichen Glaskugeln alle?

Die Mädels sind nicht mehr so klein, dass sie nicht wissen, dass sie das nicht angreifen können. Wir haben die letzten Tage eh schon die Probe aufs Exempel gemacht und die kleine Kristallkugel die ganze Zeit auf dem Küchentisch stehen gehabt.

Olympia 2026 in Cortina ist nicht weit weg, 2027 ist die Heim-WM in Montafon–da musst ja eigentlich weitermachen…

Ich muss schon lange nicht mehr weitermachen. Aber ich mache es gerne, weil es schon schön ist. Wenn man merkt, dass man ansteht, das macht mürbe. Das hat mich vor dem Olympiasieg in Peking schon ein paar Jahre verfolgt - mitzufahren und keinen Vorsprung aufzubauen. Aber jetzt, wo wir die Speerspitze bilden und die anderen schauen, wie wir das machen, das ist schön.

Ganz ist die Saison noch nicht vorbei. Nächste Woche ist Europacup in St. Moritz, wo 2025 die WM steigt…

Ja, das wird die Generalprobe, die beiden Rennen fahr ich noch mit.