Hunderttausende dabei

Massendemos gegen rechts in ganz Deutschland

Ausland
20.01.2024 20:30

Deutschlandweit sind am Samstag Hunderttausende gegen rechts und für die Demokratie auf die Straße gegangen. Nach Zählungen der Polizei und der Veranstalter demonstrierten insgesamt mindestens 300.000 Menschen. Allein in Frankfurt am Main und in Hannover waren es demnach jeweils 35.000 Menschen - ein Motto war „Demokratie verteidigen“.

Auch in anderen Städten kamen Zehntausende Menschen zusammen, um friedlich zu protestieren - etwa gegen ein Erstarken der AfD. In Hannover rief Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) die Menschen bei der Kundgebung dazu auf, im eigenen Umfeld klare Kante gegen rechts zu zeigen und für Menschenrechte und Demokratie einzutreten. „Verteidigen wir unsere Demokratie“, appellierte er. Die Demonstranten trugen Plakate mit Aufschriften wie etwa „Wir sind bunt“ oder „Faschismus ist keine Alternative“. Auch in Braunschweig demonstrierten laut Polizei etwa 15.000 Menschen.

„Gegen Ausgrenzung, Hass und Hetze“
In Dortmund gab die Polizei die Teilnehmerzahl mit 30.000 an. In Wuppertal schätzte die Polizei die Zahl der Teilnehmer auf etwa 10.000, in Recklinghausen auf circa 12.000. Dort stand die Demo unter dem Motto „Gemeinsam und solidarisch! Gegen Ausgrenzung, Hass und Hetze!“. In Stuttgart versammelten sich die Menschen unter dem Motto „Alle zusammen gegen die AfD“. Veranstaltet wurde die Demo vom Bündnis Stuttgart gegen rechts, das die Teilnehmerzahl auf 20.000 Menschen schätzte - ein Polizeisprecher hielt das für möglich. Ebenfalls 20.000 waren es laut Polizei in Karlsruhe. Etwa 18.000 Menschen kamen nach Angaben der Polizei in Heidelberg zusammen.

Kassel: Zwölfmal mehr Teilnehmer als erwartet
In Kassel sprach die Polizei von 12.000 Teilnehmern - das waren zwölfmal so viele wie erwartet worden waren. Teilnehmer trugen dort Plakate mit Aufschriften wie „Nazis und Antisemiten müssen ausgebürgert werden“ und „Zusammen gegen Extremisten für Demokratie“. Mehr als 12.000 Demonstranten waren es laut Polizei auch in Gießen.

Tausende Menschen gingen auch in Bayern auf die Straße, darunter laut Polizei mindestens 15.000 in Nürnberg. Sprechchöre riefen dort: „Ganz Nürnberg hasst die AfD!“ In Erfurt waren es laut Polizei 9000 Menschen, die Organisatoren sprachen von 10.000. In Halle/Saale demonstrierten nach offiziellen Angaben rund 16.000 Teilnehmer.

Bereits am Freitagabend musste wegen des großen Menschenandrangs eine Demonstration gegen rechts und die AfD in Hamburg abgebrochen werden. Einer der Organisatoren verwies auf Sicherheitsbedenken.

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Die „schweigende“ Mehrheit erhebt ihre Stimme und zeigt, dass sie in einem Land leben möchte, das weltoffen und frei ist.

CDU-Chef Friedrich Merz

Insbesondere Vertreter von Gewerkschaften, Verbänden, Grünen und SPD hatten dazu aufgerufen, sich an den Protesten zu beteiligen. CDU-Chef Friedrich Merz bezeichnete die bundesweiten Demonstrationen als ermutigend. „Die „schweigende“ Mehrheit erhebt ihre Stimme und zeigt, dass sie in einem Land leben möchte, das weltoffen und frei ist“, erklärte er am Samstagmorgen in Berlin. „Wir stehen an der Seite derer, die sich für unsere Demokratie, unseren Rechtsstaat und unsere offene Gesellschaft einsetzen“, sagte Merz. „Lassen wir gemeinsam keine diskriminierenden Sprüche oder rechtsextreme Parolen zu.“

Auslöser der seit mehreren Tagen andauernden Proteste ist ein Bericht des Medienhauses „Correctiv“ über ein Treffen von Rechtsextremen in einer Potsdamer Villa vom 25. November. Daran hatten auch mehrere AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen. Dort berieten sie unter dem Stichwort „Remigration“, wie man Millionen Menschen ausländischer Herkunft aus dem Land vertreiben könnte.

„Erinnert an furchtbare Wannseekonferenz“
Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser (SPD) fühlt sich durch das Treffen in Potsdam an die Wannseekonferenz der Nationalsozialisten erinnert. „Das weckt unwillkürlich Erinnerungen an die furchtbare Wannseekonferenz“, sagte sie der Funke Mediengruppe. Sie wolle beides nicht miteinander gleichsetzen. „Aber was hinter harmlos klingenden Begriffen wie „Remigration“ versteckt wird, ist die Vorstellung, Menschen wegen ihrer ethnischen Herkunft oder ihrer politischen Haltung massenhaft zu vertreiben und zu deportieren.“

Bei der Wannseekonferenz hatten am 20. Jänner 1942 - vor genau 82 Jahren - hohe NS-Funktionäre über die systematische Ermordung von bis zu elf Millionen Juden Europas beraten. Ziel der Besprechung in einer Villa am Berliner Wannsee war es, die Umsetzung des Völkermords zu beschleunigen. Sie gilt als eines der Schlüsseldaten des Holocaust.

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