Thronfolger geschockt?

Margrethe sagte es Frederik erst 3 Tage vorher!

Nicht nur das dänische Volk, auch Kronprinz Frederik soll von Königin Margrethes Ankündigung, am 14. Jänner ihre Abdankungserklärung unterschreiben zu wollen, überrumpelt worden sein. Gerade einmal drei Tage vor dem Rest der Welt soll die Monarchin ihren ältesten Sohn informiert haben, dass er jetzt seine Pflicht erfüllen muss.

In einer überraschenden Enthüllung gegenüber einer Lokalzeitung sagte der Kommunikationschef des dänischen Königshauses, dass Königin Margrethe ihren Söhnen Kronprinz Frederik und Prinz Joachim nur drei Tage, bevor sie die Nachricht mit der Welt teilte, ihren Rücktritt mitgeteilt habe. Wie der Thronfolger und sein Bruder das verdaut haben, ist unklar.

 „Ich kann bestätigen, dass die Königin am 28. Dezember sowohl den Kronprinzen als auch Prinz Joachim über die Entscheidung informiert hat“, sagte Lene Balleby, Kommunikationsdirektorin des dänischen Königshauses, am Mittwoch gegenüber „Berlingske“. Wann Premierministerin Mette Frederiksen über die große Neuigkeit informiert wurden, wollte der Beamte nicht preisgeben. „Ich kann nur sagen, dass es ein sehr kurzer Vorlauf war“, erklärte er. Frederikson musste jedenfalls alle ihre Pläne für den Jahreswechsel ändern.

Königin Margrethe hat ihren Sohn Frederik nicht in ihre Abdankungs-Planung involviert, sondern ihn nur drei Tage vor allen anderen darüber informiert, dass er jetzt seine Pflicht erfüllen muss.

(Bild: APA/AFP/Ritzau Scanpix/Mads Claus Rasmussen)

Wollte bleiben, bis sie „umfalle“
Dass Königin Margrethe in ihrer Neujahrsansprache ihre Abdankung ankündigte, kam trotz ihres Alters von 83 Jahren und ihrer Rückenoperation im Februar 2022 tatsächlich sehr überraschend. Schließlich hatte die humorvolle Monarchin immer wieder versichert, sie bleibe auf dem Thron, bis sie „umfalle“. Seit dem Tod ihrer entfernten Cousine Elizabeth II. im September 2022 war die Dänin die letzte Königin, die in Europa regierte, und zugleich die dienstälteste Monarchin des Kontinents. 

Gemunkelt wird, dass die spontane Abdankung auch mit der Ehekrise des Thronfolgers zu tun haben könnte. Der wurde im letzten Jahr bei Treffen mit einem prominenten mexikanischen Ex-Model fotografiert.

Einer Umfrage zufolge sind 82 Prozent der Dänen trotzdem überzeugt, dass Frederik X. ein guter König wird. „Die Leute finden, dass er einer von ihnen ist, sie lieben ihn wirklich“, sagte die Königshaus-Expertin von Dänemarks öffentlich-rechtlichem Sender DR, Cecilie Nielsen.

„Er mag Sport, ist nett und die Dänen geben nicht viel darauf, was ausländische Medien über ihn schreiben“, so Nielsen bezugnehmend auf die Fremdgehgerüchte.

Hunderttausende Menschen erwartet
Die Abdankung von Königin Margrethe II. erfolgt 52 Jahre nach ihrer eigenen Thronbesteigung am Todestag ihres Vaters König Frederik IX. Der 55-jährige Kronprinz Frederik ist der nächste in der Reihe und wird am Sonntag als König Frederik X. proklamiert werden.

Nach skandinavischer Art wird das Ereignis mit deutlich weniger Pomp zelebriert als etwa die Krönung des britischen Königs Charles III. Dennoch wird erwartet, dass sich etwa hunderttausend Menschen zu Ehren des neuen Königs Frederik X. auf Kopenhagens Straßen versammeln.

„Keine Gefangene der Konventionen“
Für den Historiker Bo Lidegaard spricht Margrethes Abdankung dafür, dass die dänische Königsfamilie keine „Gefangene der Konventionen“ sei. Margrethe II. sei „bewusst, dass sie körperlich geschwächt ist“, sagt der Experte. „Ihr Sohn ist bereit und in einer besseren Position als sie, um das Familienunternehmen zu übernehmen.“

Bislang gab es in Dänemark erst eine Abdankung eines Monarchen. Und das war vor fast 900 Jahren, wie Nielsen hervorhebt. Die Dänen haben sich aber schnell mit Margrethes Entscheidung abgefunden und sind froh, dass sie ihnen erhalten bleibt. Sie darf weiter den Titel Königin tragen und das Königshaus bei offiziellen Anlässen vertreten.

Außerdem freut sich das 5,9-Millionen-Einwohner-Land auf die Feier von Frederiks Einsetzung als König. Seit Margrethes Abdankungsankündigung erleben Kopenhagens Hotels einen großen Ansturm. Es ist kaum mehr möglich, Zugtickets oder Inlandsflüge in die dänische Hauptstadt für das Wochenende zu ergattern.

Peter Dahl von der Kopenhagener Polizei rechnet mit zahlreichen Besuchern, die dem neuen König zujubeln wollen. „Wie viele? Unmöglich zu sagen, aber ich rechne mit mehr als 100.000 Menschen.“ Zur Verstärkung werden Polizeikräfte aus dem ganzen Land nach Kopenhagen kommen.

Königin Margrethe von Dänemark 1968 mit den neugeborenen Kronprinzen Frederik

(Bild: APA/AFP/Ritzau Scanpix/ALLAN MOE)

Königin Margrethe und Prinz Henrik 1969 mit Baby Prinz Joachim und Kronprinz Frederik

(Bild: APA/AFP/Ritzau Scanpix/Allan Moe)

Proklamation am Balkon von Christiansborg
Die dänische Ministerpräsident Mette Frederiksen wird Frederik X. am Sonntag um 15 Uhr vom Balkon des Regierungs- und Parlamentssitzes Schloss Christiansborg zum neuen König ausrufen, nachdem Margrethe II. um 14 Uhr genau 52 Jahre nach ihrer Thronbesteigung ihre Abdankung unterzeichnet hat.

Von Frederik wird eine Rede erwartet, in der er den Wahlspruch seiner Regentschaft verkündet. Es heißt, dass der Thronfolger ungern Reden hält und sich jetzt von seiner Frau Kronprinzessin Mary, die früher PR-Assistentin war und selbst vor ihrer Hochzeit eine Sprecher- und Präsentationsausbildung gemacht hat, ihn jetzt coacht und mit ihm trainiert.

Danach fahren Frederik X. und seine Frau Mary, die neue Königin, in einer Kutsche durch das Stadtzentrum zu ihrer Residenz Schloss Amalienborg.

Eine echte Krone wird dem neuen König nicht aufgesetzt und er besteigt auch nicht im wörtlichen Sinne einen Thron. Auch sonst ist die Zeremonie relativ schlicht gehalten. Ausländische Würdenträger sind, wie in Dänemark in diesem Fall üblich, nicht eingeladen.

König Frederik wird bei seinem Amtsantritt eine Rede halten.

(Bild: APA/Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix via AP)

Dänemarks König setzt zwar die Gesetze mit seiner Unterschrift in Kraft und trifft sich regelmäßig mit der Regierung, hat aber eine vornehmlich repräsentative Rolle.

Paradoxerweise seien die Monarchen des Landes „keine Bürger, sie sind außerhalb der politischen Debatte, aber trotzdem der Spiegel Dänemarks“, sagt Lidegaard. Er rechnet damit, dass Frederik X. wie seine Mutter eine stark einigende Rolle spielen wird, „weil er, wie der Rest der königlichen Familie, über den Unstimmigkeiten in der Gesellschaft steht.“