15.05.2012 13:29 |

Aufregung in Kärnten

Scheuch findet "a klane Tetschn" für Schüler in Ordnung

In der Diskussion um ein neues Lehrerdienstrecht hat Kärntens Landeshauptmannstellvertreter Uwe Scheuch am Montagabend in der ORF-Sendung "Streitkultur" härtere Durchgriffsrechte von Lehren gegenüber Problem-Schülern gefordert. Es sei "sinnvoll und gut", wenn Pädagogen einem Schützling hin und wieder "a klane Tetschn" geben könnten. Für den Sager erntete Scheuch heftige Kritik von allen Seiten. Am Dienstag relativierte der FPK-Chef seine Aussagen, er habe "alles andere als körperliche Gewalt" gemeint.
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Auf die Frage eines Anrufers, was denn die Erziehungsaufgabe der Eltern sei, antwortete Scheuch in der Diskussionssendung: "Ich trete als politischer Vertreter auch dafür ein, dass Lehrer wieder mehr Durchgriffsrechte an der Schule bekommen. Es ist zum Teil für die Pädagogen sicher sehr, sehr schwierig, mit den pubertierenden Damen und Herren umzugehen. Es wäre oft sinnvoll und auch gut, wenn der Lehrer hin und wieder eine kleine 'Tetschn' geben oder etwas schärfer reagieren könnte." Die Kinder würden dies "auch vertragen". "Wir sind alle so groß geworden und aus uns allen ist was geworden", so Scheuch.

"Überspitzt formuliert"
Am Dienstag relativierte Scheuch seine Aussage in einer Aussendung. Er habe die Wortmeldung "überspitzt formuliert", und das tue ihm leid. Es sei dennoch für Pädagogen sehr schwierig, ihrem Erziehungsauftrag nachzukommen. "Ich habe Erziehungsmaßnahmen gemeint, mit denen sich Lehrer wirkungsvoll gegenüber Schülern durchsetzen können", so Scheuch. "Ich bin keinesfalls für körperliche Gewalt."

SPÖ: "Kein Platz" für Scheuch
Die SPÖ ortet hingegen einen "unglaublichen verbalen Ausritt" des FPK-Obmanns. "Ein politischer Vertreter, der Schläge gegen Kinder für ein probates Unterrichtsmittel hält, darf in unserer solidarischen Gemeinschaft, in der es immer wichtiger wird, Kindern und Jugendlichen Werte wie Hilfsbereitschaft, Verständnis, Miteinander, Respekt, Fürsorge zu vermitteln, keinen Platz haben", meinte Kärntens SPÖ-Klubobmann Reinhart Rohr in einer Aussendung und forderte eine "öffentliche und glaubwürdige Entschuldigung".

Die ÖVP findet den "Tetschn"-Sager einfach nur "peinlich": "Nachdenken, was sinnvoll und nachhaltig ist, scheint es bei Scheuch nicht zu geben", so Kärntens ÖVP-Obmann Josef Martinz.

"Untragbar", "Aufruf zur Kindesmisshandlung"
Für das BZÖ ist Scheuch als Bildungsreferent "untragbar und hat in dieser Funktion nichts mehr verloren". "Mit dieser Aussage beweist Uwe Scheuch wieder einmal, dass er von vorgestern ist. Gewalt gegen Kinder ist nie eine Lösung, und wer Gewalt gegen Kinder befürwortet, der bricht einen gesellschaftspolitischen und bildungspolitischen Grundkonsens und hat in einem politischen Amt nichts mehr verloren", so BZÖ-Landesobmann Stefan Petzner.

Ebenfalls für "in dieser Funktion untragbar" halten die Landes-Grünen den Bildungssprecher. Die Aussage, dass Kinder so etwas "durchaus vertragen" würden, sei geradezu ein Aufruf zur körperlichen Kindesmisshandlung, ist Frank Frey empört.

Die Aktion Kritischer Schüler (AKS) bezeichnet Scheuch als "rückständig" und rät ihm zu einem Grundkurs in Pädagogik. "Wer mehr Durchgriffsrechte für Lehrpersonen und Rohrstaberl-Pädagogik fordert, hat von Bildung nicht viel verstanden. Die Schule ist keine Bluatwiesn", so die AKS in einer Aussendung.

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