„Krone“-Interview

The Mountain Goats: „Ich bin nichts Besonderes“

Musik
15.01.2024 09:00

Martial-Arts, Black Metal oder ein Konzeptalbum über eine auf einer Kawasaki flüchtende Frau - bei den US-Weirdo-Folks The Mountain Goats muss man mit allem rechnen. Frontmann John Darnielle ist ein genialer Nerd, der keine Grenzen kennt. Ein „Krone“-Talk über Gott und Satan, Metal made in Wien und faschistische Umtriebe in der Musikwelt.

(Bild: kmm)

27 Jahre - so lange hat es gedauert, bis das US-amerikanische Indie-Folk-Rock-Gespann The Mountain Goats nach dem letzten Besuch wieder in Österreich aufschlug. Die Rückkehr im Herbst 2022 im Wiener WUK fiel musikalisch triumphal aus und Frontmann John Darnielle bot mit seiner perfekt eingespielten Band einen bunten Querschnitt aus gut 30 Jahren Bandgeschichte. In Europa war die abgedrehte Musik Darnielles, der die Band anfangs jahrelang als Soloprojekt von seinem Schlafzimmer aus betrieb, nie so populär wie in Übersee, was mehr als schade ist. Letzten Herbst veröffentlichten die Bergziegen mit „Jenny From Thebes“ ihr bereits 22. Studioalbum. Grob geht es in der - Eigenbezeichnung - „Rockoper“ darum, dass eine Frau namens Jenny eine Kawasaki kauft, um aus einer Stadt zu flüchten, die ihr schwer auf den Schultern lastet.

Mit ausgewalzten Prog-Rock-Epen hat das Werk naturgemäß wenig zu tun. Die auf 40 Minuten komprimierte Story wird mit Bläsern und Streichern gefeiert, Folk- und bekömmliche Indie-Pop-Zitate halten sich schwesterlich die Waage. Lose angeschnitten wurde Jennys Geschichte schon auf den Alben „All Hail West Texas“ (2002) und „Transcendental Youth“ (2012). Darnielle ist ein Nerd, der auf Martial Arts und Black Metal steht, sich aber auch treu zum Christentum bekennt und bizarre Romane schreibt. Der 56-Jährige ist ein nimmermüder, kreativer Freigeist, für den Grenzen und Beschränkungen noch nicht einmal eine Empfehlung sind. Im Gespräch quillt er über vor Begeisterung und Leidenschaft und man bekommt ein bisschen ein Gefühl dafür, wie stark es im Kopf des künstlerischen Freigeists rattert.

„Krone“: John, seit die Pandemie begonnen hat, gab es bis jetzt nicht weniger als fünf Alben der Mountain Goats. Andere Leute brachten in dieser Zeit überhaupt nichts auf die Reihe …
John Darnielle:
Man muss sich immer beschäftigt halten. Ich liebe es, zu arbeiten. Ich warte nicht, bis mir die Ideen zufliegen, sondern begegne ihnen aktiv. Wenn ich nicht gerade an Musik schreibe oder sie aufnehme, dann arbeite ich auf der Bühne und spiele vor anderen Menschen. Man muss aber auch sagen, dass zwei dieser Alben schon 2019 geschrieben wurden, als die Pandemie noch nicht einmal ein Thema war. Ich hatte da eine große kreative Phase und was dann kam, wissen wir alle. Ich brauchte aber auch in der Pandemie nur etwa eine Woche, um sofort wieder loszulegen. 

Du wurdest in Indiana geboren, bist in Kalifornien aufgewachsen, sehr oft umgezogen und schlussendlich in North Carolina gelandet. Wo fühlst du dich zu Hause?
North Carolina, dort lebe ich jetzt schon seit 2003. In Kalifornien war ich sicher auch 16 oder 17 Jahre lang in meinem jungen Leben. Ich war dann auch in Portland, aber North Carolina ist meine klare Homebase. Wenn du lange genug an einem Platz bist, dann kommt das Heimatgefühl wie von selbst. Dort, wo man seine Familie gründet, ist man auch daheim, was für mich eben North Carolina ist. Den Wohnort oder das Haus zu wechseln geht leicht, aber mit Kindern ist das anders. (lacht) Wir fühlen uns hier wohl und kennen genügend Leute. Es passt einfach.

Vor ein paar Jahren sind die Mountain Goats durch den Song „No Children“ plötzlich zu spätem TikTok-Ruhm gekommen. Jetzt seid ihr seid mehr als 30 Jahren eine beliebte, aber überschaubare Undergroundband. Wie fühlt es sich an, wenn man plötzlich von einer ganz neuen Generation entdeckt wird, ohne aktiv etwas dafür getan zu haben?
Es ist großartig. Die Mountain Goats hatten schon immer Glück, dass junge Menschen nachkamen. Normalerweise haben Bands Fans, die sich ungefähr in ihrem Alter befinden. Bei uns gab es schon immer große Sprünge zwischen Jung und Alt. Alles zwischen 16 und 65. Das Internet hat seine Vor- und Nachteile, aber was uns passierte, war nur gut. Wir haben noch nicht einmal nachhelfen müssen. Junge Menschen finden Spaß in unseren älteren Songs. Wir sind uns kurz ein bisschen wie ABBA vorgekommen.

Du hast die Mountain Goats einst als Soloprojekt gegründet, viele Mitglieder kamen und gingen wieder. Kannst du dich noch gut mit den frühen Tagen der Band identifizieren?
Mark E. Smith hat immer gesagt: „Solange ich und meine Oma die Bongos spielen, klingt es immer noch nach The Fall“. (lacht) Wir sind seit etwa einer Dekade ein Quartett, so solide war die Band noch nie zuvor. Im Endeffekt ist die Band aber ich, das ist klar. Ich schreibe auch Bücher und bin in anderen Bereichen tätig, aber die Band war immer da und die Songs kamen immer von mir. Es ist interessant zu sehen, wie ich früher bemerkt werden wollte. Es fühlt sich heute so an, als hätte ich damals bei jedem Album Angst gehabt, dass mich morgen keiner mehr hören möchte. Ich habe daher viel probiert. Poetische, abstrakte und dann wieder zugängliche Songtexte. Ein junger Mann, der alles auf einmal machen möchte und sich dabei ein bisschen übernimmt. Ich bin heute froh, dass ich damals so war. Die meisten Künstler folgen in ihrer Karriere einem Impuls - das war mir schon immer zu wenig. Mein Geist springt immer in alle Richtungen.

Einige deiner Alben sind sehr persönlich geraten, andere total fiktional. Auch diese Spannweite haben nicht besonders viele Bands. Hast du dir diese Freiheit bewusst gewährt?
Das kommt so hin, aber als ich meine ersten Songs schrieb, habe ich mich total gegen biografische Songs gewehrt. Ich spielte Akustikgitarre und wollte keinesfalls diesem klassischen Singer/Songwriter-Klischee entsprechen, das war meine größte Horrorvorstellung. Zehn Jahre später hatte sich viel verändert und ich habe mich und meine Sorgen und Emotionen ausgedrückt. Im Endeffekt schreibst du immer biografisch, denn selbst die Fiktion ist aus einer persönlichen Notwendigkeit heraus geboren. Gehe ich also in einen anderen Charakter, hat sich dieser Charakter in mir gebildet bzw. mich interessiert. Irgendwann habe ich akzeptiert, dass dem so ist. Am Ende ist alles, was du jemals auf Papier bringst, persönlich.

Fällt es jemandem wie dir, der sehr viel Wert auf Texte und Inhalte legt, schwer, wenn Fans sich nicht darum scheren, sondern sich nur von der Musik alleine mitreißen lassen?
Ich versuche nicht zu viel darüber nachzudenken. Ich sorge mich nur darum, dass die Leute eine gute Zeit mit meinen Songs haben. Jedes Individuum ist anders. Bei Albumhörern und Konzertbesuchern. Ich mache einfach das, was ich kann und will und hoffe, dass dabei jeder etwas für sich herausziehen kann. Wenn du kochst und dir ist etwas zu scharf, jemand anderem aber nicht und es schmeckt ihm trotzdem - perfekt. Dann haben alle gewonnen. Man muss sich immer von den Ergebnissen distanzieren und hoffen, dass man nicht nur sich, sondern auch andere erfreut.

Am Anfang hast du dich noch gar nicht mit deinem richtigen Namen präsentiert …
… weil die Leute Darnielle nicht richtig aussprechen konnten. (lacht) Vor dem Internet war das alles noch nicht so einfach. Als Lead-Sänger ist immer eine gewisse Form von Ego im Spiel, aber ich wollte dieses natürliche Ego nicht zusätzlich verstärken. John Darnielle ist nicht speziell. Ist es meine Arbeit, dann bin ich sehr glücklich und stolz darauf, aber ich selbst bin total uninteressant. Ich habe meinen Namen dadurch anfangs zurückgehalten. Celebrity-Kultur ist für mich total bizarr, in jeder erdenklichen Hinsicht. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie und das Schlimmste für mich ist, wenn man mich auf irgendeinen Thron heben würde. Das ist so gar nicht mein Ding.

Wie kommst du eigentlich mit einer Zeit wie der heutigen klar, wo die Selbstvermarktung und das bloße Ausstrahlen des Produkts mehr wert ist als das Produkt selbst?
Es fällt mir schwer, über dieses Thema zu reden, ohne wie ein verdammt alter Mann zu klingen. (lacht) Wir leben in einer Zeit, wo jeder sofort zu einem Idol werden kann, weil er bloß existiert. Es ist eine interessante Form von Narzissmus, die in unserer menschlichen Natur liegt, jetzt aber durch das Internet global öffentlich gemacht wird. Wir leben in einer sehr ungesunden Zeit, weil diese Verhaltensweisen alles andere als gesund sind. Es geht nur mehr um Persönlichkeiten und einzelne Menschen. Ich bevorzuge es, das Kollektiv zu schätzen. Zum Beispiel Ärzte, die in einer Gemeinschaft Unglaubliches vollbringen - warum idealisiert ihr nicht solche Leute? Das wäre doch wirklich cool. Doch so tickt der Mensch einfach nicht. Ich spiele natürlich gerne mit dieser Welt, weil das in der Unterhaltungsindustrie notwendig ist. Wenn jemand einen Helden von ihm für so unglaublich großartig hält, kann man das ja nicht ernst nehmen. Du fühlst dich als Mensch geschmeichelt und willst es glauben, weil es das innere Kind in dir will, aber gleichzeitig ist es absoluter Blödsinn.

Wenn Menschen sich total auf deine Musik einlassen und eben zu Fans werden, wirst du als Frontmann und Erschaffer in dieser Band natürlich gefeiert und hochgejubelt.
Es ist schön, das zu hören und zu sehen. Für mich zählt das Handwerk aber mehr. Mein Handwerk ist die Musik oder ein Buch und wenn das geschätzt wird, dann habe ich es gut gemacht. Es ist auch nicht die Musik selbst, die so großartig ist, sondern der Mensch, der aktiv zuhört und für sich etwas herauszieht. Wenn man genau zuhört, gibt man genauso viel, wie wenn man erschafft. Der Hörer ist genauso Teil des kreativen Prozesses, auch wenn er sich passiv vorkommt. An einem Fan im Publikum ist aber nichts passiv, weil er einen Abend aktiv mitsteuert. Der Prozess ist erst dann vollständig, wenn alle Teile im gleichen Maß mitarbeiten. Natürlich habe ich etwas in mir, was mich von allen anderen Künstlern unterscheidet, aber das macht mich nicht speziell oder besonders. Es ist nur eine eigene Form des Geschmacks, die sich daraus bildet. Für mich zählt das Kollektiv viel mehr als ich selbst als Individuum. Im Endeffekt mache ich nur, was ich machen muss, weil es nicht anders geht.

Fühlst du dich selbst als Person nach dem TikTok-Hype stärker idealisiert als es früher der Fall war?
Ich verspüre das gar nicht. Es geht ja nicht einmal um den Song. Der Song passte irgendwann einmal irgendwo zu etwas, das sich dann in größerem Rahmen verselbstständigte. Das muss man sich immer vor Augen halten. Wenn etwas verformt oder anders wiedergegeben wird, ist es nicht mehr meine Kreativleistung, sondern die von anderen. Ich finde eine Einstellung ziemlich faschistisch, die sich darauf berufen würde, immer die Alleinregentschaft über etwas zu fordern, das sich abgewandelt verselbstständigt. So etwas endet doch nie gut. (lacht) Genau so wurde Trump bei uns zum Präsidenten. Sobald jemand glauben, dass er alleine irgendwas regeln oder richten kann, sollte er sofort in eine dunkle Zelle gesperrt werden, weil man davon ausgehen kann, dass dem niemals so sein wird. Niemand kann alles alleine erreichen, es ist unmöglich.

Eine Wiederwahl von Trump ist 2024 nicht auszuschließen. Wie siehst du die Angelegenheit?
In Amerika hat man sich daran gewöhnt, medial einen solchen Radau zu machen, dass man die Meinungen der Menschen lenken kann. Ich meine damit nicht die unabhängigen Medien, an die ich glaube, aber die Strategien der Wahlkampfteams in den sozialen Medien und auf Online-Plattformen sind auf Hysterie und Empörung ausgelegt und das treibt immer mehr Menschen in die Hände von Typen wie Trump. Die Art der Kommunikation ist sehr zerstörerisch und das mit der freien Meinungsäußerung sehr gefährlich. Alles in allem bin ich aber überzeugt davon, dass die USA als solche stärker auf einer linken Seite stehen als es hier in Europa den Anschein macht. Die Amerikaner wollen klare, punktuelle Botschaften und die können die Rechten besser vermitteln, das muss man ihnen lassen. Aber der Preis dafür ist hoch. Es geht wild zu bei uns, aber wenn es um politische Diskussionen geht, ist es nirgends einfach. Trump will noch einmal an die Macht, furchtbar genug. Wenn man sich Europa so anschaut, ist die Lage aber ziemlich schwierig, da bewegt sich extrem viel in eine sehr rechtsgerichtete Richtung.

Als ich 1995 das erste Mal in Deutschland und Österreich unterwegs war, war der Krieg am Balkan noch sehr präsent und alle hatten Angst. Doch je friedlicher die Zeiten werden, umso mehr wollen die Menschen eine Führerperson zurück. Ich verstehe das nicht, aber es ist überall dasselbe. In Amerika sind unsere Politiker dafür unglaublich alt, wie sollen sie die Zukunft repräsentieren? Joe Biden vergisst seine Ansprachen und kippt um. Seine Ärzte sagen dann, sie hätten noch nie Politiker in seinem Alter gesehen, die besser drauf wären. Das ist eine schiefe, idiotische, fast faschistische Optik, weil Fakten einfach verdreht werden. Auch Trump war alles andere als fit und es wurde anders dargestellt. Ich vertraue darauf, dass die weniger furchtbaren Typen am Ende gewinnen. Wirklich gute gibt es ja ohnehin nicht. (lacht)

Sind die Mountain Goats heute mehr eine Band als es früher der Fall war? Oder ist es im Prinzip noch immer eine One-Man-Show mit Musikern?
Das ist eine gute Frage, weil es immer so rüberkommt, als wäre ich der Zauberer von Oz und würde diese Band regieren, was nicht stimmt. Jede Person in der Band hat die absolute Freiheit, sich künstlerisch auszudrücken. Wir sind eine Band und spielen im Kollektiv. Ich schreibe die Demos und sende sie an die anderen und Peter Hughes arbeitet sie dann mit mir aus. Das ist stets eine Kollektivleistung. Es gibt Bandleader, die ihren Musikern klare Vorgaben machen, aber dazu gehöre ich nicht. Die Stimme jedes Musikers und jedes Instruments ist wichtig. Am Ende ist ein Produkt immer mehr als nur eine Einzelleistung. Selbst bei Solomusikern.

Befruchten sich deine Kreativfelder Musik und Schriftstellerei eigentlich gegenseitig?
Nicht so wirklich. Das ist schwer zu beantworten, aber in meinen Büchern geht es kaum um Musik und vice versa. Das Handwerk des Schreibens ist wie ein anderer Planet verglichen mit der Musik.

Du bist gläubiger Christ und gleichzeitig ein riesengroßer Fan von Metal-Musik. Das ist eigentlich ein Widerspruch in sich …
Oh mein Gott, die Wiener Summoning gehören zu meinen absoluten Lieblingsbands. Ich habe mir ihr Album „Let Mortal Heroes Sing Your Fame“ auf den Unterarm tätowieren lassen. Ich liebe auch Mercyful Fate, die gerade in den USA touren, weil King Diamond in Texas lebt. Ich mag auch Klassik, Dub und Reggae und war schon immer sehr offen. Mir waren einzelne Genrefans zu engstirnig. Es wäre eine Schande, sich nicht überall auszuprobieren und sich alles anzuhören. Gerade heute, im digitalen Zeitalter, ist es so leicht, dich überall einzuhören. Ich habe einen Facebook-Freund, der sein ganzes Leben darauf verwendet, sich durch brasilianische Musik zu wühlen. Der Großteil der Menschen hört dafür das ganze Leben lang nur „The Girl From Ipanema“. (lacht)

Wie bist du eigentlich vor dem Internet zu Summoning gekommen? Oder kam diese große Liebe erst später?
Der Metal-Underground mit Mailorders und Tape-Trading war damals sehr vital und ich war voll dabei. Summoning haben 1993 angefangen und das Internet kam 1994 an die US-Colleges. Ich war schon in den 80er-Jahren in Kalifornien bei Thrash-Metal-Shows und habe mir Celtic Frost angesehen. In Kalifornien gab es auch eine geniale Radioshow, die sehr viel Wert auf Metal gelegt und das Augenmerk auf europäische Underground-Bands gesetzt hat. Es gab einen genialen Mailorder in Massachusetts, wo ich Produkte von Death-Metal-Bands aus den Sunlight-Studios aus Schweden bekam.

Ich habe den Song „The Best Ever Death Metal Band Out Of Denton“ geschrieben und Erik Rutan von Hate Eternal hat in Florida mit uns live gespielt. Das war ein genialer Fan-Moment. Wenn du jung bist, ist Metal deine Identität. Bis du irgendwann ein bisschen ausscherst, aber du wirst dem Metal immer treu bleiben. Das ist wie beim Essen. Je älter du wirst, umso mehr probierst du aus, aber die Favoriten von damals, die isst du dein Leben lang gerne. Ich war sehr stark in der Szene verankert. Ich habe damals auch für das Metal-Magazin „Decibel“ geschrieben. Es war eine humorige Kolumne von Ausgabe 1 bis ca. 140.

Wie passt denn dein christlicher Glaube mit deiner Liebe zu extremen Metal zusammen?
Die meisten Musiker, die über Satan singen, glauben selbst nicht daran. Sie verwenden die böse Symbolik und die Piktogramme, um ihre Wirkung zu verstärken, aber da steckt kaum tiefere Nähe zu den Themen dahinter. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass sich Gott darum schert. Du müsstest schon einen sehr infantilen Gott haben, der Songs, wo es um Satan oder überbordende Gewalt geht, ernst nimmt. Das ist doch lächerlich. Das Konzept von Gott ist, dass er alles sieht. Er kennt dich von innen und von außen und es interessiert ihn mehr, wie du dich anderen gegenüber verhältst. Metal-Musik gibt Menschen ein gutes Ventil, um ihre Aggressionen in eine gesunde, nicht gewalttätige Richtung ausleben zu können. Man kann seine echten Gefühle und Emotionen rauslassen, ohne etwas Schlechtes zu tun. Also ist diese Musik großartig.

Ich habe Megadeth 1987 gesehen. Oh Boy, du willst da nicht in den Moshpit. (lacht) Aber es war eine gute Möglichkeit für junge Leute, ihren Frust rauszulassen. Gott weiß genau, was mit dir los ist, aber da er kein Idiot ist, weiß er natürlich, dass die Musik nicht böse ist. Und diese Teufelskreatur mit Hörern und dem Schwanz? Das steht so nicht in der Bibel, das haben Poeten wie John Milton erfunden. (lacht) Das ist doch alles Nonsens. Ich glaube nicht an die Existenz eines immanent Bösen, das hier ist, um deine Seele zu stehlen. Das Böse ist ein Gegengewicht zum Guten. Was dein Satan macht, ist Gott egal. Also hat er auch kein Problem damit.

Wäre es für dich interessant, einmal in Songs Death-Metal-Vocals zu verwenden und zu grölen?
Das ist eine Fähigkeit, die ich nicht besitze. Ich lerne lieber jedes Jahr besser E-Gitarre zu spielen, aber mit der Stimme so tief zu gehen - das muss dir irgendwie im Blut liegen. Ich glaube nicht, dass man das lernen kann. Ob das meine Fans auch annehmen würden? (lacht) Wenn ich weiß, dass ich etwas nicht kann und auch keine Möglichkeit sehe, dorthin zu kommen, dann lasse ich es lieber bleiben. Das ist sonst verlorene Zeit. Viele Schauspieler schreiben Bücher, obwohl sie es nicht können. Aber sie sind berühmt und deshalb verkauft sich das Buch sehr gut, aber eigentlich ist es Verschwendung, weil viele andere gute Bücher dadurch untergehen. Ich habe Tattoos von Summoning und Mercyful Fate, meinen absoluten Lieblingsbands, aber ich weiß genau, dass ich aktiv in dieser Welt als Sänger nichts zu suchen habe. Ich habe erst mit 22 begonnen, Gitarre zu spielen. Da hole ich nicht mehr bei Leuten auf, die schon zehn Jahre früher angefangen haben.

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