Nach Stresstest

Schwere Mängel bei Europas AKWs laut Länderbericht

Ausland
28.04.2012 12:43
Der AKW-Länderbericht zum EU-Stresstest offenbart schwere Mängel bei Europas Atommeilern. So gilt etwa das belgische AKW Tihange (Bild) nicht als flutsicher, obwohl es direkt neben dem Fluss Meuse liegt. Beim bulgarischen AKW Kosloduj würden Experten Feuerbekämpfungsmaßnahmen und Brandmelder bei der Lagerung von Brennstäben für ungeeignet halten. Auf die Ergebnisse aufmerksam gemacht hat nun der österreichische EU-Mandatar Hans-Peter Martin.

Martin zitiert in einer Aussendung aus den 17 Länderberichten des "Stress Test Peer Review Board", einem Gremium aus 80 Fachleuten, die ihre Eindrücke wiedergaben. Der Überblicksbericht zu den AKW-Stresstests der EU-Kommission, der am vergangenen Donnerstag bekannt wurde, selbst hatte keine Bewertungen zu einzelnen AKWs enthalten.

Laut dem Bericht könne in Kosloduj ein Stromausfall und ein Verlust der Kühlung nicht ausgeschlossen werden, wenn es gleichzeitig zu einem stärkeren Erdbeben und einer Überflutung komme. Einige Räumlichkeiten, die unter der Erdoberfläche liegen, seien gegen eindringendes Wasser nicht geschützt. Beim Besuch hätten die EU-Experten auch festgestellt, dass in Kosloduj bereits Temperaturen gemessen worden seien, die oberhalb der Grenze lägen, bei dem das Kraftwerk noch als sicher gelten könne.

Keine Notwasserzufuhr bei belgischem AKW
Das zweite belgische AKW in Doel verfüge in seinem Original-Design über keinen Erdbebenschutz und im Notfall fehle die Wasserzufuhr. Beide belgischen Atomkraftwerke seien nicht ausreichend gegen schwere Regenfälle oder Blitzeinschlag geschützt, hieß es weiter.

In Tschechien kritisieren die Experten laut Martin, dass sich bei den AKWs in Dukovany und in Temelin der bisherige Erdbeben-Check nur auf ein "subjektives Expertenurteil" stütze. Bei zu heftigem Schneefall bestehe in beiden tschechischen AKW die Gefahr, dass die Generatorenhallen derart in Mitleidenschaft gezogen werden, dass das essenzielle Brauchwassersystem gefährdet wäre. Auch zu große Kälte könnte zu Problemen wie einem Blackout führen.

Österreich stimmte Stresstest-Bericht nicht zu
Österreich hatte am Donnerstag als einziges EU-Land einem Entwurf für den Bericht nicht zugestimmt. Wie Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich in Luxemburg erklärte, hätten 26 EU-Staaten zugestimmt, Österreich habe sich der Stimme enthalten. Grundsätzlich seien solche Stresstests wichtig, der Weg sei der richtige, das Ziel sei aber noch nicht erreicht. Im Bericht fehle vor allem eine Bewertung der einzelnen Atomkraftwerke, ihrer Mängel und Probleme, hatte Berlakovich moniert.

Ein europäisches Nuklearsicherheitssystem, wie Berlakovich das fordert, sei laut Martin zu wenig. "Atomkraftwerke sind unverantwortlich und gehören vom Netz. Die EU-Kommission sollte dazu ein EU-weites Ausstiegsprogramm erarbeiten", meinte der EU-Abgeordnete.

Neue Vorwürfe gegen Hans-Peter Martin
An anderer Stelle hat Hans-Peter Martin selbst allerdings mit weiteren unangenehmen Vorwürfen seines ehemaligen Mitstreiters, dem EU-Abgeordneten Martin Ehrenhauser, zu kämpfen. Demnach soll Martin einen Freund im Jahr 2010 zehn Monate hindurch als parlamentarischen Assistenten angemeldet und bezahlt haben, ohne dass dieser tatsächlich für Martin tätig gewesen sei. Martin spricht in einer Aussendung von "haltlosen Vorwürfen". Eine Strafanzeige gegen Ehrenhausers Vorgehen sei eingebracht worden.

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