Russland empört
Stalin-Porträt auf Schulheften sorgt für Aufregung
Swetlana Gannuschkina von der Menschenrechtsorganisation Memorial sprach am Samstag im Radiosender Moskauer Echo von der "Schändung unserer Geschichte" und der Beleidigung der zahlreichen Stalin-Opfer. Initiativen wie die des Verlags, bei dem die Hefte erschienen, zeugten von der Weigerung Russlands, sich kritisch mit seiner Geschichte auseinanderzusetzen, sagte Gannuschkina.
Ein Verlagsvertreter verteidigte im Radiosender die Entscheidung, Stalin in die Reihe aufzunehmen - zusammen mit dem Komponisten Sergej Rachmaninow oder Zarin Katharina II. "Stalins Rolle lässt sich nicht ignorieren. Über ihn lässt sich diskutieren, er kann kritisiert werden, aber er hat existiert, das ist die Geschichte Russlands, die die Kinder in der Schule lernen", sagte Dmitri Krasnikow vom Verlag Alt. Die Diskussion ins Rollen gebracht hatte übrigens ein russischer Weblogger. Er veröffentlichte Fotos des Schulheftes im Internet.
Kreml will "keine politische Propaganda" an Schulen
Im Kreml ist man mit der Aufnahme des Diktators in die Serie nicht glücklich. "Schulen sind kein Ort für politische Propaganda", sagte der Menschenrechtsbeauftragte der Regierung, Michail Fedotow, nach Angaben der Agentur Itar-Tass. "Das ist so unzulässig wie ein Hakenkreuz", sagte auch der Abgeordnete Sergej Wolkow am Sonntag in Moskau gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Stalin stand fast drei Jahrzehnte bis zu seinem Tod 1953 an der Spitze der Sowjetunion. Sogar seine Anhänger räumen ein, dass er Millionen Menschen in die gefürchteten Gulags und damit in den Tod schickte. Dennoch erfreut er sich bei vielen Russen, die ihn mit dem Sieg der Roten Armee über Nazi-Deutschland in Verbindung bringen, großer Beliebtheit.
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