Kampf gegen Gasleck

Angst vor Explosion auf Total-Plattform in der Nordsee

Ausland
29.03.2012 07:58
An der havarierten Gasplattform in der Nordsee steigt die Explosionsgefahr. Ein Sprecher des französischen Energiekonzerns Total erklärte am Mittwochabend, dass sich für den Fall einer Detonation zwei Lösch-Schiffe in Position gebracht hätten, die sich - in einem Sicherheitsabstand - 3,7 Kilometer von der Plattform entfernt befänden. Insgesamt seien damit nun vier Schiffe rund 250 Kilometer vor der Ostküste Schottlands im Notfall "bereit einzugreifen".

Am Mittwoch gelang es laut Total, das Leck zu lokalisieren. Es soll 4.000 Meter unter dem Meeresgrund liegen, an einer vor einem Jahr außer Betrieb genommenen Gasbohrung. Eines der Schiffe vor Ort ist mit einem Unterwasser-Roboter ausgestattet, der mit einer Kamera das Leck untersuchen soll. Noch steht aber nicht fest, wann er zum Einsatz kommen soll.

Schiffe und Flugzeuge müssen Abstand halten
Das Gasleck an der Plattform "Elgin PUQ" war am Sonntag entdeckt worden, mehr als 300 Arbeiter mussten in Sicherheit gebracht werden. Experten warnten am Mittwoch vor einer drohenden Explosion, wenn das durch das Leck austretende Gas mit der Fackel an der Spitze der Förderplattform in Kontakt kommt. Mit der Fackel wird normalerweise nicht genutztes Gas über der Plattform verbrannt. Schiffe dürfen sich wegen der Explosionsgefahr nur auf zwei Seemeilen nähern, Flugzeuge müssen sogar drei Meilen Abstand halten.

Umweltschützer gehen davon aus, dass das austretende Gasgemisch giftige Schwefelverbindungen enthält. Der Total-Konzern dementierte dies. "Wir können mit Sicherheit ausschließen, dass sich in dem Gas giftige Substanzen befinden", sagte eine Total-Sprecherin. Der schottische Umweltminister Richard Lochhead forderte "maximale Transparenz" von Total und der Regierung in London. 1988 war es an fast derselben Stelle bei der Explosion der Plattform Piper Alpha zu einer Katastrophe gekommen - 167 Arbeiter starben.

Hoffen auf Versiegen der Quelle
Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Gasquelle von selbst versiege, hieß es bei Total. Der britische Energie-Staatssekretär Charles Hendry sprach von einer "aufgelassenen Quelle". Das Leck sei entstanden, als Arbeiter versuchten, die schon fast bis zum Ende ausgebeutete Quelle langfristig zu schließen. Bisher seien rund 20 Tonnen Gas ausgetreten, ein 4,8 Quadratkilometer großer Gasfilm habe sich auf der Meeresoberfläche gebildet.

Sollte die Quelle nicht versiegen, könnte das Bohrloch mit schwerem Schlamm vollgepresst werden - Experten nennen das einen "Kill". Sicherer wäre eine Entlastungsbohrung, die allerdings bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen kann.

Auf Total könnten wegen des Gaslecks riesige Kosten zukommen. Eine Explosion würde nach ersten Schätzungen von Analysten Ausgaben von zehn Milliarden Dollar nach sich ziehen. Bleibt die Explosion aus, aber die Reparatur zieht sich über Monate hin, fielen noch immer rund drei Milliarden Dollar an. Sollte es Total gelingen, das Leck schnell in den Griff zu bekommen, und die Produktion würde lediglich für zwei Wochen ausfallen, könnte der Ölmulti mit 150 Millionen Dollar davonkommen, so die Analysten am Mittwoch.

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