"5 Mio. € sind genug"

Heftige Debatte über deutsche “Raffmanager”

Ausland
18.03.2012 20:55
In Deutschland gibt es derzeit angesichts deutlicher Gehaltssprünge erneut Diskussionen um die Gagen der Top-Manager. Selbst der Verband der Familienunternehmer setzt sich nun für eine Begrenzung der Vorstandsgehälter ein - und zieht dabei nicht gerade ein niedriges Jahreslimit. "Fünf Millionen sind eine vernünftige Grenze, das ist auch ein schönes Gehalt, und dafür kriegt man alle guten Leute", erklärte Verbandspräsident Lutz Goebel. Andere Wirtschaftsverbände wittern hingegen eine Neid-Debatte.

Goebels Kritik entzündet sich vor allem am Betrag von rund 17 Millionen Euro, den VW-Vorstandschef Martin Winterkorn 2011 kassiert hat. "Herr Winterkorn würde sicher auch für ein Drittel arbeiten", wird Goebel in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" zitiert. "Kein Top-Manager ist das 300- oder 400-Fache eines einfachen Angestellten wert: Solch hohen Beträge verderben die Sitten und auch die Gehaltsstrukturen."

"Ordinär hohe Gehälter"
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz wird von der Zeitung mit den Worten zitiert: "Jenseits der zehn Millionen Euro wird es sozial unverträglich." Auch der Hamburger Wirtschaftsrechtler Prof. Michael Adams kritisiert Vorstandsbezüge in dieser Höhe scharf: "Derart ordinär hohe Gehälter sind ökonomisch nicht erforderlich. Muss Herr Winterkorn wirklich das 50-Fache der Bundeskanzlerin verdienen? Das 180-Fache eines Professors oder 15 Mal so viel, wie ein Nobelpreisträger bekommt?"

Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, hat indes kein Verständnis für solche Kritik: "In Deutschland hat kaum jemand Probleme damit, dass Schauspieler und Fußballstars Millionen im Jahr verdienen. Nur bei Managern regt sich der Neid - obwohl sie es sind, die die Arbeitsplätze schaffen", sagte er der "Welt am Sonntag". "Der Arbeitsmarkt für Manager ist international, und an Top-Leuten gibt es weltweit keineswegs ein Überangebot."

Dabei ist die Diskussion um die moralisch vertretbare Höhe von Top-Gagen schon immer eine schwierige gewesen: 2009 hatte etwa der deutsche Bundestag ein "Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung" beschlossen, darin allerdings nicht beziffert, welche Höhe angemessen ist. Bereits einige Jahre länger müssen viele Unternehmen offenlegen, wie viel ihre Topmanager verdienen.

Saftige VW-Vorstandsgehälter wegen Rekordjahr
Volkswagen hatte am Montag seinen Geschäftsbericht veröffentlicht. Demnach erhielten die acht Männer im VW-Vorstand angesichts des Rekordjahres 2011 insgesamt mehr als 70 Millionen Euro, fast doppelt so viel wie im Vorjahr mit knapp 37 Millionen Euro. Den Angaben zufolge bekam allein Vorstandschef Winterkorn über 17,4 Millionen Euro, seine Kollegen jeweils zwischen 7,2 und 8,1 Millionen Euro.

Auch für die anderen börsennotierten Konzerne zeichnet sich ein deutlicher Anstieg der Vorstandsgehälter ab, wie eine kürzlich vorgelegte Auswertung von 17 der 30 Unternehmen der deutschen Topliga zeigt. Nach Berechnungen des Beratungsunternehmens Towers Watson stieg die Vergütung ohne Altersversorgung und Nebenleistungen auf rund 5,5 Millionen Euro, 14 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Hinter Winterkorn auf Platz eins der Spitzenverdiener landeten der Auswertung zufolge bisher Siemens-Chef Peter Löscher mit 9,8 sowie Daimler-Chef Dieter Zetsche mit 9,6 Millionen Euro.

"Der Raffmanager ist der Buhmann"
Einer kürzlich veröffentlichten Forsa-Umfrage für das "Handelsblatt" zufolge haben die meisten Deutschen jedenfalls kein Verständnis für die sehr hohen Gehälter von Managern. 71 Prozent der Befragten finden demnach, dass auch die Manager, die erfolgreich arbeiten und gute Gewinne einfahren, kein Millionengehalt bekommen sollten. Nur ein Viertel (26 Prozent) hält die hohen Summen für angemessen. Besonders für Frauen gilt laut Forsa-Chef Manfred Güllner: "Der Raffmanager ist der Buhmann." Für 78 Prozent der befragten Frauen haben die Millionenschweren die hohen Summen nicht verdient. Das sahen nur 63 Prozent der Männer so.

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