Raub für Magen-OP

Versuchter Mord an Juwelier: Acht Jahre Haft für 20-Jährigen

Wien
12.01.2012 14:48
Acht Jahre Haft – dieses rechtskräftige Urteil von einem Wiener Schwurgericht hat ein 20-Jähriger am Donnerstag wegen versuchten Raubmordes an einem Juwelier ausgefasst. Der junge Mann zeigte sich geständig, den Überfall auf den 46 Jahre alten Geschäftsmann sorgfältig geplant zu haben, weil er seinen Eltern nicht mehr auf der Tasche liegen wollte. Als er dem Juwelier ein Messer in den Rücken stieß, habe er in Tötungsabsicht gehandelt, bestätigte der Angeklagte seine Angabe vor der Polizei, wo er erklärt hatte: "Ich wollte, dass der Mann tot ist."

Bei der Strafbemessung wurden die bisherige Unbescholtenheit des jungen Mannes sowie seine von Anfang an geständige Verantwortung mildernd berücksichtigt. "Ich habe in 20 Jahren als Verteidiger noch nie ein rückhaltloseres Geständnis erlebt", hatte Anwalt Werner Tomanek in seinem Plädoyer erklärt. Einbrechen war dem 20-Jährigen "zu gefährlich, weil man da leichter erwischt wird", zitierte Tomanek seinen Mandanten. "Es war ein ganz großer Fehler, was ich gemacht habe", erkannte der 20-Jährige am Ende der Verhandlung selbst. Er habe den Juwelier "zur Seite geben" wollen, "damit ich das Geschäft ausräumen kann".

Abhängigkeit von Eltern nervte jungen Mann
Der 20-Jährige (im Bild mit Tomanek) war ein Musterschüler, galt als zuvorkommend und nett. Nach dem Abschluss des Polytechnikums fand er allerdings keinen Job, weil ihn wegen seiner chronischen Fettleibigkeit angeblich keine Firma einstellen wollte. Zwar hätten ihn seine Eltern in finanzieller Hinsicht großzügig unterstützt, "aber es hat ihn genervt, dass er von ihnen abhängig war", erklärte Staatsanwältin Stefanie Bauer.

Nach einer Magen-Bypass-Operation wären weitere kosmetische Eingriffe angestanden, die die Krankenkasse allerdings nicht bezahlt hätte. Um nicht schon wieder auf das Geld seiner Eltern angewiesen zu sein, entschloss sich der Jugendliche, einem in Wien-Margareten ansässigen Juwelier "das Gold wegzunehmen", wie er sich in der Verhandlung ausdrückte.

Räuber gab vor, von der Wirtschaftskammer zu sein
Eine Woche vor dem Überfall war er bereits einmal in das Geschäft marschiert, wo er vorgab, sich für eine Goldkette zu interessieren. Er erkundigte sich höflich, ob er das 3.000 Euro teure Schmuckstück auch in Raten bezahlen könne. Als er am 25. Juli 2011 neuerlich bei Yusuf K. auftauchte, hatte er allerdings keine Kaufabsichten, sondern ein am selben Tag erworbenes Messer mit einer Klingenlänge von elf Zentimetern eingesteckt.

Außerdem hatte er in einem Copy-Shop angefertigte Visitenkarten mit dem Logo der Wirtschaftskammer dabei, die er dem Geschäftsmann präsentierte. Der 20-Jährige behauptete, er sei ein Kontrollor der Kammer und müsse die Alarmanlage und die Überwachungskamera überprüfen. Der Juwelier glaubte das, weil er zufälligerweise kurz zuvor tatsächlich ein Schreiben der Wirtschaftskammer erhalten hatte.

Messer mit voller Wucht zwischen Schulterblätter gerammt
Eine halbe Stunde lang führte der Räuber mit dem Juwelier ein angeregtes Gespräch, in dessen Verlauf er sich unter anderem die Fluchtwege zeigen ließ. Auch den Gewerbeschein ließ er sich vorlegen. Am Ende des Gesprächs überreichte er K. ein Formular und bat darum, ihm mit seiner Unterschrift den Besuch zu bestätigen. Als der Juwelier dem 20-Jährigen den Rücken zukehrte und sich zum Papier hinab bückte, zückte der Räuber sein Messer und stach es dem Juwelier mit einem lauten Schrei und mit voller Wucht bis zum Klingenansatz zwischen die Schulterblätter.

Der Schwerverletzte taumelte in Panik auf die Straße, wo ihm ein Passant das Messer entfernte. Dann zog K. eine Pistole, die er zum Selbstschutz trug, aus dem Hosenbund und kehrte in sein Geschäft zurück, da sein 13 Jahre alter Neffe, mit dem er bis zum Eintritt des Räubers in einem Hinterzimmer Gold gewaschen hatte, noch in den Räumen war.

Der Bub hatte sich keineswegs versteckt, als er den Onkel schreien hörte, sondern versucht, den Täter am Leeren der Vitrinen zu hindern. Es kam zu einer Rangelei, die der Juwelier beendete, indem er zweimal auf den Räuber schoss und diesen am rechten Oberarm traf. Dann hielt er mit der auf den 20-Jährigen gerichteten Waffe den Räuber bis zum Eintreffen der Polizei in Schach.

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