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Versager-Kommission | Jahrzehnt-Peinlichkeit

Versager-Kommission. Zunächst war die Aufregung groß, als sich herausstellte, dass sich die SPÖ-Wahlkommission am Kampfparteitag in Linz bei der Auszählung von 601 (oder 602) Stimmen vertan hatte und fälschlicherweise den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil damit zum neuen SPÖ-Parteichef gekürt hatte. Weil ein ORF-Moderator nicht locker ließ, weil ihm eine Stimme im Ergebnis fehlte, zählte man nach - und musste zugeben, dass man sich geirrt hatte. Irrtum: Doch Andreas Babler der Parteichef. Und so zeigte die „Krone“ diese 19-köpfige Nieten-Truppe als „Kommission des Versagens“ auf der Titelseite. Alle, die angeblich gezählt, alle die angeblich gerechnet hatten - mit der steirischen Abgeordneten und Doskozil-Unterstützerin Michaela Grubesa an der Spitze. Die hatte wenigstens die Konsequenzen gezogen und die Kommission verlassen. Ihre Nachfolgerin, die Gewerkschafterin Klaudia Frieben, erregte sich weit mehr über die Berichterstattung der „Krone“, als über das eigene Versagen und twitterte mit Schaum vor dem Mund: „Spinnt ihr? Das ist Rufschädigung an unbescholtenen Menschen! So eine Sauerei!" Rechtlich, das war auch den “Versagern„ rasch klar, wäre allerdings für sie wenig zu holen. Aber der Presserat, der von mehreren Seiten angerufen wurde - der werde für ein gerechtes Urteil sorgen.  

Jahrzehnt-Peinlichkeit. Und genau das hat er nun auch getan. Der Presserat beschäftigte sich mit den Beschwerden, mit dem Einwand, die Mitglieder seien durch ihre Darstellung samt Fotos auf der Titelseite der Lächerlichkeit preisgegeben worden. Dazu muss man sagen: Unter den 19 befinden sich Landtags-Klubobleute genauso wie der vormalige Bundesratspräsident - nicht gerade kleine Lichter in der Partei. Und wie urteilte nun der Presserat? Er sieht keinen Ethikverstoß: Die scharfe Kritik habe vielmehr eine „sachliche Grundlage“. Schließlich sei der Kommission ein außergewöhnlicher Fehler unterlaufen. Die „Krone“-Wortwahl samt Fotoveröffentlichung sei von der Presse-Meinungsfreiheit gedeckt. Genau das finden wir auch. Es spielt gar keine wesentliche Rolle, dass mittlerweile der Ex-Kommissionsvorsitzenden Grubesa in einer anonymen Strafanzeige sogar Betrug rund um die Auszählung vorgeworfen wird. Wir wissen und hätten die Bestätigung durch den Presserat gar nicht benötigt: Die „Kommission des Versagens“ darf und muss an den Pranger gestellt werden. Immerhin hat sie der an Peinlichkeiten keineswegs armen SPÖ die schlimmste zumindest des Jahrzehnts beschert.

Kommen Sie gut durch den Samstag!

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