"Lizenz zum Töten"

Syrien: Brutale Alawiten-Miliz geht gegen Sunniten vor

Ausland
06.12.2011 10:39
Der unverändert blutige Machtkampf in Syrien verschärft den Konflikt zwischen den regimekritischen Sunniten und den regimetreuen Alawiten (Bild). Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldete am Dienstag, in der Protesthochburg Homs habe ein Aktivist auf einem Platz 34 Leichen gefunden. Bei den Getöteten soll es sich um Sunniten handeln, die zuvor von der gefürchteten Shabiha-Miliz aus den "Vierteln der Revolutionäre" verschleppt worden waren.

Alleine am Montag sollen laut den Beobachtern landesweit 50 Menschen von Angehörigen der Sicherheitskräfte und der Milizen getötet worden sein, die meisten von ihnen in Homs. Die syrische Opposition bemüht sich, eine Spaltung zwischen sunnitischen und alawitischen Muslimen zu vermeiden - die Spannungen zwischen den Religionsgruppen sind groß, da sich das Regime von Präsident Bashar al-Assad vor allem auf Alawiten im Sicherheitsapparat stützt. Auch Assad selbst und seine Familie gehören der alawitischen Glaubensgemeinschaft, einer islamischen Sekte, an.

Shabiha-Miliz mit "Lizenz zum Töten"
Die Angehörigen der alawitischen Shabiha-Miliz sind in Syriens Bevölkerung gefürchtet. Für das bedrängte Regime sind sie ein Stoßtrupp, der seine Macht mit Terror gegen das eigene Volk aufrechterhalten soll. Die Mitglieder der Truppe sind jung, lieben Gewalt und haben die "Lizenz zum Töten". Der Name der Miliz leitet sich von dem arabischen Wort "shaba" für "Phantom" oder "Gespenst" ab, assoziiert mit ihrer Vorliebe für schwarze Kleidung und schwarze Autos. Mit Religion hat die Organisation der Freischärler gar nichts zu tun - es geht eher um Loyalitäten eines Clans. Der Kern der Shabiha-Miliz stammt aus dem Umland von Latakia, woher auch die Assads kommen.

Die "Phantome" handeln meist im Windschatten der regulären Streitkräfte. Haben die Militärs ein Dorf oder ein Stadtviertel einmal militärisch unterworfen, schwärmen die Shabiha aus. Sie plündern und morden, außerdem ist es laut Überläufern auch ihre Aufgabe, jene Soldaten hinzurichten, die sich weigern, auf die eigenen Bürger zu schießen. In Homs, wo eine starke alawitische Minderheit lebt, sollen sie außerdem einen Bürgerkrieg mit der sunnitischen, Assad-feindlichen Mehrheit provozieren.

Günstlinge des Regimes "revanchieren" sich
Die Mannstärke der Shabiha ist nicht bekannt. Schon lange vor den Protesten, die Mitte März begannen, erwarben sie sich ihren zweifelhaften Ruf durch ihre Verstrickung in Schutzgelderpressung, Schmuggel und Drogenhandel. Als Günstlinge des Regimes durften sie diesen Betätigungen straflos nachgehen, jetzt bedanken sie sich bei den Herrschern in Damaskus mit ihren Terror-Diensten.

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