"Sie sind Hunde"

US-Journalistin in Kairo von Polizei misshandelt

Ausland
25.11.2011 07:40
Die ägyptisch-amerikanische Journalistin Mona al-Tahawy (im Bild) ist von der Polizei in Kairo nach eigenen Angaben geschlagen und sexuell misshandelt worden. Die bekannte Publizistin teilte am Donnerstag via Kurznachrichtendienst Twitter mit, Angehörige der Ordnungspolizei hätten sie während einer Protestaktion in der Nähe des Tahrir-Platzes festgenommen.

Nach der Verhaftung habe man sie ins Innenministerium gebracht, wo man sie in einen Raum geführt und ihr die Augen verbunden habe, berichtete Al-Tahawy auf ihrer Twitter-Seite. Fünf bis sechs Männer seien rund um sie gestanden und hätten sie immer wieder im Brust- und Intimbereich begrapscht. "Ich konnte irgendwann nicht mehr mitzählen, wie viele Hände versuchten, in meine Hose zu gelangen", schrieb Al-Tahawi.

Linker Arm und rechte Hand gebrochen
Nach zwölf Stunden sei sie schließlich freigekommen und habe sich sofort in medizinische Behandlung begeben. Ein Röntgenaufnahme zeige, dass ihr linker Arm und ihre rechte Hand als Folge der Schläge gebrochen seien, schrieb sie weiter. "Sie sind Hunde und auch ihre Chefs sind Hunde. Verdammte ägyptische Polizei", erklärte Al-Tahawy. "Gott weiß, was passiert wäre, wenn ich keine doppelte Staatsbürgerschaft gehabt hätte." Ein Angehöriger der Militärpolizei habe sich später für das Verhalten der Polizei entschuldigt.

Im Februar hatte kurz nach dem Ende der Mubarak-Herrschaft der Fall der US-Kriegsberichterstatterin Lara Logan international für Aufregung gesorgt. Die gebürtige Südafrikanerin war während der Feierlichkeiten zum Rücktritt des Ex-Diktators auf dem Kairoer Tahrir-Platz von einem Schlägertrupp umkreist und sexuell attackiert worden (siehe Infobox).

Militärrat ernennt neuen Regierungschef
Unterdessen hat der Militärrat den früheren Regierungschef Kamal Ganzouri zum neuen Ministerpräsidenten ernannt. Das berichtete das ägyptische Staatsfernsehen am Donnerstagabend. Der 78-Jährige war bereits von 1996 bis 1999 Regierungschef. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler setzte sich während dieser Zeit unter anderem für die Armutsbekämpfung ein. Ganzouri tritt die Nachfolge von Essam Sharaf an, dessen Kabinett nach Ausbruch der neuen Protestwelle den Rücktritt eingereicht hatte.

Bislang mindestens 41 Tote
Nach Angaben des ägyptischen Gesundheitsministeriums sind bei den jüngsten Protesten bislang mindestens 41 Menschen getötet worden. Allein in der Hauptstadt Kairo starben demnach 36 Menschen. Vier Todesopfer wurden aus Ismailija und der zweitgrößten Stadt Alexandria gemeldet. In der nordwestlichen Stadt Mersa Matruh wurde am Mittwoch ein Demonstrant erschossen, als eine aufgebrachte Menge versuchte, eine Polizeiwache zu stürmen.

Die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz geben trotz der Verluste noch lange nicht auf. Sie haben bekannt gegeben, dass sie am Freitag mit einem Millionenaufmarsch den Druck auf den Militärrat weiter erhöhen wollen. Die Aktivisten riefen zum "Freitag der letzten Chance" auf, um der Forderung nach einem sofortigen Entmachtung des Militärrats Nachdruck zu verleihen. Auch ägyptische Gewerkschaften haben ihre Mitglieder zur Teilnahme an dem Marsch aufgerufen und wollen die Demonstration mit einem Generalstreik unterstützen.

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