Oberösterreich ist Spitzenreiter! Und zwar - wenig rühmlich - beim Ausstoß von klimaschädlichen Abgasen. 21,6 Millionen Tonnen Emissionen pumpte unser Bundesland im letzten vollständig ausgewerteten Jahr in die Luft. Das sind 14,5 Tonnen pro Einwohner.
Zum Vergleich: Das zweitplatzierte Niederösterreich stieß 16,4 Millionen beziehungsweise 9,6 Tonnen pro Kopf aus. Oberösterreichs Spitzenplatz hat mehrere Ursachen, erklärt Michael Anderl vom Umweltbundesamt im „Krone“-Gespräch. Allen voran: die Voest. „Die Eisen- und Stahlindustrie ist extrem energieintensiv.“ 2020 stieß der Linzer Stahlkonzern 8,6 Millionen Tonnen CO2 aus. Ab 2027 will die Voest auf Elektrolichtbogenöfen umsteigen, das soll den Ausstoß um fast ein Drittel senken.
Zerstreute Siedlungsstruktur und viel Verkehr
Aber nicht nur die Industrie jagt Schadstoffe in die Atmosphäre. Der Mobilitätssektor ist für fast ein Fünftel der Emissionen verantwortlich (siehe Grafik). „Oberösterreich ist ein flächenmäßig großes Bundesland mit einer zerstreuten Siedlungsstruktur. Deshalb gibt es viel Verkehr und viel CO2“, sagt Anderl. Zwischen 1990 und 2020 stiegen die Ausstöße durch Verkehr um 58 Prozent. Gesunken sind hingegen die Energie-Emissionen.
Unsere Wohnungen werden immer grüner
Das liegt unter anderem daran, dass vor einigen Jahren Oberösterreichs letztes Kohlekraftwerk schloss. Riedersbach II in St. Pantaleon produzierte 2016 letztmals Strom aus Steinkohle. Auch bei den Gebäuden geht der Trend nach unten: Die Heizungen der Häuser und Wohnungen stießen zuletzt 42 Prozent weniger Schadstoffe aus als vor 20 Jahren.
Noch eine regionale Besonderheit erkennt Anderl: „Oberösterreich hat einen hohen Viehbestand.“ Das heißt: Auch die Landwirtschaft rund um unsere Schweinderl und Rinder stößt eine Menge Schadstoffe aus.
„Krone“-Kommentar: Beamen und der Hausverstand
Die Klimakleber machen sich unbeliebt: bei den Pendlern, die wegen ihnen im Stau stehen und bei den Politikern, denen sie ihre Untätigkeit in Sachen Klimaschutz unbequem vor Augen führen.
Auch wenn die Klebeaktionen nervig sind: Sie sind als Mittel des Protests offenbar dringend notwendig. In Oberösterreich, wo sich verantwortliche Politiker gerne das blassgrüne Mäntelchen „Klimaschutz mit Hausverstand“ umhängen, wird am meisten CO2 in die Luft geblasen. Das ist keine Panikmache von Öko-Traumtänzern, sondern die trockene Statistik des Bundesumweltamtes.
Eh klar, die Voest, ist man geneigt, auf diese Tatsache zu reagieren. Ja, stimmt: Die Industrie ist in Oberösterreich der Hauptverursacher von CO2. Allerdings tut die Voest schon seit Jahren alles dafür, dass die Stahlproduktion immer weniger schmutzig wird. Alleine 1,5 Milliarden Euro investiert sie bis 2027 in den Bau von zwei Lichtbogen- anstelle der umweltschädlichen Hochöfen. So viel Engagement würde man sich im „Autoland Österreich“ (© Kanzler Nehammer) auch von Infrastrukturpolitikern wünschen. Doch die treiben, wie in Oberösterreich, unverdrossen den Straßenbau voran - mit dem flapsigen Argument, das Beamen sei ja noch nicht erfunden.
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