Lentos-Jubiläum

Linzer mussten lange auf ihre „Kunstkiste“ warten

Kunst
29.04.2023 16:00

Das Lentos feiert im Mai sein 20-jähriges Jubiläum. Viele Jahre wurde für das Kunstmuseum ein Grundstück gesucht. Kurios: Nach der Eröffnung war es kurz „illegal“, heute gilt es als Wahrzeichen mit internationaler Strahlkraft.

(Bild: kmm)

Viele erinnern sich: Die Neue Galerie der Stadt Linz, ab 1979 im Einkaufzentrum „Lentia 2000“ in Urfahr untergebracht, platzte bald aus allen Nähten. Die „Chagall-Ausstellung“ (1994) wurde gar von 75.000 Besuchern gesehen. „Aber ein richtiges Kunstmuseum für Linz ließ lange auf sich warten, denn man fand viele Jahre kein geeignetes Grundstück“, erinnert sich der damalige Direktor Peter Baum im „Krone“-Gespräch.

Schweizer planten das Lentos
„Eines Tages rief mich Bürgermeister Franz Dobusch an und sagte: ’Jetzt haben wir den richtigen Platz!’“ Die Stadt konnte das Grundstück an der Donau erwerben. Dann ging es zügig: Aus einem Wettbewerb ging der schlichte Betonbau mit Glashülle der Züricher Architekten Weber & Hofer hervor (Gesamtkosten 33,1 Millionen Euro).

Am 8. September 2000 erfolgte der Spatenstich und eine große „Bausteinaktion“ begann. Wer wollte, konnte ein gläsernes Lentos-Modell zum Preis von 5000 Schilling (ca. 360 Euro) erwerben, die „Bausteinbesitzer“ sind bis heute im Foyer verewigt.

Drei Jahre später, am 18. Mai 2003, wurde der eindrucksvolle Neubau eröffnet. „Es war ein sonniger Tag“, erinnert sich Baum, der nun als erster Direktor der „gläsernen Kunstkiste“ fungierte. Unter den Festgästen: Bundespräsident Thomas Klestil und Gattin Margot, Landeshauptmann Josef Pühringer und Bürgermeister Franz Dobusch.

Plötzlich „illegaler Bau“
Kurioses Nachspiel: Im Oktober 2003 hob der Verwaltungsgerichtshof die Baubewilligung plötzlich auf. Damit war das Lentos rechtlich „illegal“. Eine Anrainerin befürchtete, dass die Hitzeabstrahlung und Beleuchtung der Glashülle ihre Wohnqualität beeinträchtigen könnten. Sie hatte den Rechtsweg beschritten. Die Beschwerde wurde letztlich abgewiesen, die „Illegalität“ widerlegt.

Ein perfekter Ort für Kunst auch nach 20 Jahren
Die Eröffnungsschau widmete sich der „Avantgarde und Tradition“. Stella Rollig, heute Direktorin des Wiener Belvedere, wurde 2004 zur neuen Direktorin berufen, da Baum in den Ruhestand wechselte: „Ich übernahm ein wunderschönes Haus, das auch heute, 20 Jahre nach seiner Errichtung, perfekt als Museum funktioniert. In den Beständen des 20. Jahrhunderts sind Perlen vorhanden – Schiele, Kokoschka, Helene Funke, aber auch viele Raritäten“, sagt sie rückblickend zur „Krone“.

Helnwein bisher größter Name
1,3 Millionen Besucherinnen und Besucher sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten in das Lentos gekommen. Zu sehen gab es knapp 150 Ausstellungen, darunter Publikumsmagneten wie etwa „Best of Austria“ im Kulturhauptstadtjahr Linz09. Der internationale Höhepunkt aber war zweifellos die beeindruckende Werkschau „Face it“ von Gottfried Helnwein, die er selbst gehängt hatte.

Das schwierige Erbe des „Zauberprinzen Gurlitt“
Die von der Stadt angekaufte Sammlung des Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt bildet seit 1953 den Grundstock des Bestandes. Gurlitt hatte in der NS-Zeit trotz seiner teilweise jüdischen Herkunft vom Handel mit enteigneten Kunstgütern profitiert. Es wurde zum Gebot der Stunde, die Herkunft der Werke zu überprüfen.

Es gab auch Unverständnis
Warum ist Provenienzforschung so wichtig? „Unrechtmäßig erworbenes Gut zurückzugeben ist ethische Pflicht. Ich war froh und stolz, dass die Stadt Linz sich den Regeln des Restitutionsgesetzes des Bundes angeschlossen hat“, erzählt Rollig. „Am Anfang gab es auch Unverständnis. Ich erinnere mich, dass ich nach der Restitution von Gustav Klimts ’Ria Munk’ beim Einkauf im Supermarkt von jemandem verbal attackiert wurde!“ Bisher wurde die Herkunft von 64 Bildern beforscht, 13 Gemälde – zuletzt Emil Noldes „Maiwiese“ – wurden restituiert.

Rollig wechselte 2017 ans Belvedere. Ihr folgte Hemma Schmutz nach, die über ihre „Handschrift“ sagt: „Ich lege besonderes Augenmerk auf die Frage, wie sich starke regionale und österreichische Positionen mit internationalen Strömungen verbinden lassen.“

Die ersten 20 Jahre lässt das Lentos am 25. Mai mit einem Fest hochleben.

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