Mitarbeiter in Sorge:

„Eine Kinderstation muss im Sommer zusperren“

Oberösterreich
21.04.2023 10:00

Der nächste Hilferuf aus den Krankenhäusern: Die Personalsituation sei prekär, die Notaufnahmen voll. Erste Stimmen denken schon über eine Ambulanzgebühr nach. Müssen wir bald fürs Spital zahlen?

Schon wieder eine Hiobsbotschaft aus den Spitälern! In der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Linzer Kepler Uniklinikum (KUK) gibt es ärztlichen Aderlass: Primar und Oberarzt gehen Ende April in Pension, und eine Fachärztin wechselt auf eine andere Station. Ab 1. Mai bleiben auf der Kinderstation am Med Campus IV. dann nur noch eine Fachärztin und eine Assistenzärztin übrig – plus eine interimistische Leiterin. Das berichtet der „Krone“ ein Mitarbeiter, der aus Angst vor Konsequenzen anonym bleiben will: „Die Lage ist prekär, aber es traut sich fast niemand, offen zu reden.“

„Personaldecke extrem dünn“
Der betroffene Primar Michael Merl bestätigt die Personalnot wenige Tage vor seinem Ruhestand: „Wir können weniger Kinder behandeln, müssen sie auf den niedergelassenen Bereich oder auf die regionalen Spitäler verweisen.“ Zwar könne man sich durch den zweiten Standort der Jugendpsychiatrie im Kepler Uniklinikum intern gegenseitig vertreten, „aber die Personaldecke ist extrem dünn“.

So dünn, dass die Kinderstation am Med Campus IV. laut einem Mitarbeiter im August vorübergehend völlig geräumt und zugesperrt werden muss. Der Grund: Nur so könne die einzig verbliebene Fachärztin Urlaub nehmen. KUK-Geschäftsführer Franz Harnoncourt verweist auf den EU-weiten Mangel an Fachkräften für die Kinderpsychiatrie. Die beiden pensionierungsbedingten offenen Stellen seien zeitgerecht ausgeschrieben worden, „jedoch ist es schwierig, Bewerberinnen und Bewerber zu erreichen“.

137 Stellen sind im Kepler Klinikum derzeit unbesetzt
Das gilt wohl auch für andere Fachbereiche. Aktuell sind im Kepler Uniklinikum 48 ärztliche Stellen unbesetzt, bei knapp 900 Ärztinnen und Ärzten, die im Linzer Krankenhaus arbeiten. Insgesamt hat das KUK 137 Jobs ausgeschrieben. Neben der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind auch andere Bereiche betroffen: Jedes zehnte Bett ist wegen des Personalmangels gesperrt, Patienten müssen „kreuz und quer“ liegen (wir haben berichtet).

Notaufnahme überlastet
Und die Notaufnahme platzt aus allen Nähten: „Die Situation ist enorm belastend“, sagt KUK-Chef Harnoncourt. „Wir appellieren, eine Spitalsambulanz wirklich nur im Notfall oder mit vereinbartem Termin aufzusuchen.“

Zitat Icon

Die Situation in der Notfallambulanz ist enorm belastend, diese wird überbordend beansprucht.

Franz Harnoncourt, Geschäftsführer der Kepler Universitätsklinik

Andere Spitalsbetreiber wollen sogar schon über einen Selbstbehalt für Ambulanzbesuche nachdenken: Wer ins Krankenhaus will, soll zahlen. Dadurch erhofft man sich, dass Patienten zuerst zum Hausarzt und nicht gleich ins Spital gehen.

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