Forschung im Ländle

Kettenroboter, Drohnen und Honig-Abfüllanlagen

Vorarlberg
02.04.2023 14:25

Die Ausbildung an der FH Vorarlberg ist nicht nur wissenschaftlich, sondern auch praktisch. So sehr, dass Studentenprojekte durchaus auch Anwendung in der Praxis finden. Die „Krone“ hat sich zwei Highlights dieser Projekte angeschaut.

Er ist klein und wendig, fährt bis zu zehn Kilometer pro Stunde und ist mit einem Sensor und einer Kamera ausgestattet. „Wir wollten ein Gerät bauen, das herumfährt und Bilder überträgt“, beschreibt Raphael Rieder, Maschinenbaustudent im vierten Semester, lapidar, wie er und seine drei Kollegen entschieden haben, was sie in der Lehrveranstaltung „Projekt und Projektmanagement“ im dritten Semester entwickeln wollen.

Herausgekommen ist ein Kompaktkettenroboter für den Katastropheneinsatz. „Unseren Roboter kann man überall dort einsetzen, wo der Mensch nicht hin soll oder will. Beispielsweise um zu testen, ob Gase in einem Gebäude ausgetreten sind.“ Der Sensor des kleinen remote-steuerbaren Geräts ist auf Kohlenmonoxid, Alkohol, Propan- und Rauchgas eingestellt.

Ein Lebensretter im Katastropheneinsatz
Fährt er in ein Gebäude, überträgt er Livebilder der Gegebenheiten vor Ort und schickt die gemessenen Daten unmittelbar auf einen Laptop. Im Ernstfall kann das Leben retten. „Kohlenmonoxid kann man nicht riechen. Da zuerst einen Roboter wie unseren hineinzuschicken, ist sinnvoll“, gibt Teammitglied Emanuel Matt ein Beispiel.

Den Kettenroboter haben die vier Studenten von A bis Z selbst konstruiert. Viel Zeit ist dabei draufgegangen: „Pro Person so 75 bis 80 Stunden“, umreißt Rieder. „Da waren schon auch einige Nacht- und Wochenendschichten dabei“, ergänzt Mechatronik-Studentin Johanna Wörz schmunzelnd. Ihrer Ansicht nach hat sich die Mühe aber gelohnt. Das Team habe wunderbar harmoniert. „Wenn wir uns aufgeregt haben, dann gemeinsam über irgendetwas, das nicht funktioniert hat.“

Das Lernen im Team und das gemeinsame Lösen von Problemen sind ganz zentrale Elemente der Projektlehrveranstaltung. „Die Studenten sollen einen ganzen Produktentwicklungszyklus durchlaufen“, erklärt Joachim Vedder, Leiter des Bereichs „Smart Engineering“. Die Teamentwicklung nehme dabei einen wichtigen Stellenwert ein, beispielsweise die Frage, wie man mit Zeitstress umgeht. „Den haben sie alle“, weiß Vedder und lacht: „Wie im richtigen Berufsleben, ich habe noch nie ein Projekt erlebt, dass zu früh fertig war.“

Das nächste Projekt steht schon in den Startlöchern
Den Team-Part haben die vier Studenten so gut gemeistert, dass sie bereits das nächste Projekt in Angriff genommen haben - einen „Quadrokopter“ mit Lawinensuchgerät. Einfacher ausgedrückt: eine Lawinensuchdrohne.

Lawinensuchgerät für den Ski-Rucksack
Das Gerät soll so klein sein, dass es in einen Rucksack passt. „Sobald eine Lawine abgeht, schickt man die Drohne los. Die sucht dann den Lawinenkegel nach Signalen von Verschütteten ab und markiert die Stelle mit kleinen, farbig blinkenden LED-Bällchen, die auch bei schlechter Witterung sichtbar sind“, beschreibt Maschinenbaustudent Sebastian Gehrer die Idee.

Zitat Icon

Teamentwicklung ist ein Teil des Lernprozesses - etwa wie geht man mit Zeitstress um. Den haben sie alle. Ich habe noch nie ein Projekt gesehen, das zu früh fertig war - auch nicht im Berufsleben.

Joachim Vedder, FH Vorarlberg

Den größten Vorteil sieht der 22-Jährige in der Schnelligkeit, Verschüttete zu orten: „Wenn man bedenkt, dass die Überlebenschance unter der Schneedecke bereits nach 15 Minuten erheblich sinkt, könnte unser Vorhaben vielen Wintersportlern das Leben retten.“ So vielversprechend das Projekt klingt, so schwierig ist die Ausführung. „Die Idee hat es schon gegeben. Sie hat aber noch nie funktioniert“, räumt Raphael Rieder ein. Entmutigen lassen sich die vier Studenten davon aber nicht. Für die in der Vergangenheit aufgetretenen Probleme haben sie sich Lösungswege ausgedacht. „Diese müssen wir jetzt austesten.“

Aufgetretene Probleme bereits erfolgreich gemeistert hat das Studenten-Team rund um Elias Braun. Die vier Maschinenbauer haben eine automatische Honig-Abfüllanlage für kleinere Imkerei-Betriebe entwickelt. Der Prototyp ist mittlerweile seit einem Jahr in der Imkerei von Brauns Familie erfolgreich im Einsatz.

Die Anlage wird mit einem Programm gesteuert und läuft über zwei Schrittmotoren ab. Einstellbar ist sie stufenlos für Abfüllmengen bis zu einem Kilo. Damit nichts schiefgeht, registriert eine Waage unter dem Füllgefäß, wie viel Honig bereits ins Glas geflossen ist.

Honig-Abfüllanlage hat Praxistest bestanden
Auf die Idee gekommen ist Braun über einen befreundeten Imker, dessen Abfüllanlage immer wieder Scherereien macht. „Wir haben uns angeschaut, was dort die Probleme sind und haben versucht, es bei unserer Anlage besser zu machen“, sagt Braun. Zwar war damit viel Aufwand verbunden, am Ende ist es den vier Studenten aber gelungen. In der Praxis läuft die Abfüllanlage nun wie am Schnürchen. Zur großen Freude von Teamkollegin Sarah Fenkart: „Wenn ein Projekt am Ende tatsächlich funktioniert - das ist das Schönste.“

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