An Grenze erwischt

Gadafis Frau und Kinder in Algerien aufgetaucht

Ausland
29.08.2011 21:55
Während das Rätselraten um den Aufenthaltsort des untergetauchten lybischen Diktators Muammar al-Gadafi kein Ende nehmen will, dürfte nun zumindest über einen Teil seiner Familie Gewissheit bestehen. Seine Frau Safia, die Söhne Hannibal und Mohammed sowie die Tochter Aisha seien am Montag in Algerien eingetroffen, berichtete die algerische Nachrichtenagentur APS unter Berufung auf das Innenministerium. Gadafi wird indessen in der Nähe von Tripolis vermutet.

Die Familienmitglieder überquerten am Morgen um 8.45 Uhr die algerisch-libysche Grenze, wie das Ministerium in Algier am Montag mitteilte. Über den Aufenthaltsort Gadafis machte das Ministerium keine Angaben. Nach einem Bericht der italienischen Nachrichtenagentur Ansa ist der flüchtige Diktator in Bani Walid 100 Kilometer südöstlich von Tripolis untergetaucht. Die Agentur meldete dies unter Berufung auf "diplomatische libysche Quellen".

Gadafi sei mit seinem Sohn Al-Saadi zusammen, während die Familie sich in Algerien aufhalte. Gadafis Sohn Khamis sei mit höchster Wahrscheinlichkeit während des Rückzugs auf der Straße nach Bani Walid erschossen worden, meldet Ansa. Khamis, der eine Eliteeinheit seines Vaters gegen die Rebellen kommandierte, war schon mehrfach für tot erklärt worden.

Rebellen empört über Algerien
Die libysche Übergangsregierung hat Algerien scharf kritisiert. Die Aufnahme von Gadafi-Familienmitgliedern sei "ein Akt der Aggression gegen das libysche Volk und seine Hoffnungen", sagte Informationsminister Mohammed Schammam laut Nachrichtensender Al-Jazeera.

"Wir werden alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um diese Kriminellen zurückzubekommen und sie vor Gericht zu stellen", sagte der Informationsminister. Zugleich warnte er davor, Gadafi selbst Unterschlupf zu gewähren. Jeder, der dies versuche, sei ein "Feind des libyschen Volkes". Die algerische Zeitung "Al Watan" berichtete, Algerien wolle nun die Grenze zu Libyen schließen.

Vormarsch auf Geburtsstadt Gadafis
Der Rebellenvormarsch auf die Geburtsstadt des bisherigen libyschen Machthabers kommt unterdessen nur langsam voran. Für die Operation in der Küstenstadt Sirte fehlten erfahrene Kämpfer, berichtete eine Korrespondentin des Nachrichtensenders Al-Jazeera am Montag. Die NATO beschoss nach eigenen Angaben zuletzt Radarstationen sowie Abschussbasen für Boden-Luft-Raketen in der Umgebung von Sirte.

Die libysche Übergangsregierung in Tripolis verhandelte am Montag weiter mit Stammesführern in Sirte über eine friedliche Übergabe der Stadt. Nach Einschätzung der militärischen Führung könnte es noch zehn Tage dauern, bis die Rebelleneinheiten Sirte erreicht haben. Laut Al-Jazeera haben die Kämpfer eine wichtige Kreuzung beim Ort Nawfalija auf der Straße nach Sirte erreicht. Aber noch mehr als 100 Kilometer liegen vor ihnen.

"NATO-Einsatz noch nicht zu Ende"
Der Vorsitzende des libyschen Übergangsrates, Mustafa Abdel Jalil, rief die NATO zur Fortsetzung des Kampfes gegen Gadafi auf. Gadafi sei "immer noch in der Lage, etwas Grauenvolles anzurichten", sagte Jalil in Doha bei einem Treffen mit Vertretern der NATO-Staaten. "Wenn die NATO Libyen nicht unterstützt hätte, wäre es zum größten Massaker in der modernen Menschheitsgeschichte gekommen."

Ein NATO-Vertreter sagte, der Einsatz des Bündnisses sei noch nicht zu Ende, schließe aber keine Bodentruppen in Libyen ein. "Die Anwesenheit solcher Truppen hängt von der Entscheidung des Nationalen Übergangsrates ab, der bestimmt, was in der nächsten Phase geschieht", sagte der Kommandant der NATO-Einsatzzentrale in Neapel, Samuel J. Locklear.

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