Unter Krisendruck

Griechische Institute zu Mega-Bank fusioniert

Ausland
29.08.2011 15:23
Unter dem Druck der Schuldenkrise fusionieren die griechischen Branchenriesen Alpha Bank und Eurobank zum größten Finanzinstitut in Südosteuropa. Die Verschmelzung erfolge über einen Aktientausch, teilten die Nummer zwei und drei am Markt am Montag mit. Die Fusionsnachricht löste eine Rallye griechischer Bankenwerte an der Athener Börse aus. Der Branchenindex legte mehr als 20 Prozent zu, Alpha- und Eurobank-Papiere kletterten gar um 30 Prozent.

Das fusionierte Institut stößt den einheimischen Marktführer National Bank NBG vom Thron. NBG hatte Anfang des Jahres erfolglos die Hände nach der Alpha Bank ausgestreckt.

Alpha Bank und Eurobank vollführen ihre Fusion via Aktientausch. Dabei kommen sieben Eurobank-Aktien auf fünf Alpha-Anteilsscheine. Mit dem Zusammenschluss wollen sie zudem bis Ende 2012 eine Stärkung ihres Kapitals um 3,9 Milliarden Euro in die Wege leiten. Dabei wird sich Katar an einer Kapitalerhöhung von 1,25 Milliarden Euro beteiligen und eine Wandelanleihe von 500 Millionen Euro voll zeichnen. Das Emirat werde mit einem Anteil von 17 Prozent Großaktionär, teilten die Banken mit.

Stehen weitere Fusionen bevor?
Anleger hoffen nun auf weitere Zusammenschlüsse in der gebeutelten Branche. Auf sich allein gestellt sind die meisten Hellas-Geldhäuser von der Refinanzierung über den Interbankenmarkt abgeschnitten. Mitunter war bereits vermutet worden, es werde deswegen ein Rettungsfonds für die Banken nötig. Das Zusammengehen von Alpha Bank und Eurobank gilt nun Zeichen dafür, dass die Institute sich selbst zu helfen wissen und keine Staatshilfen benötigen.

Die Banken kämpfen im Strudel der Schuldenkrise vor allem mit dem Abfluss von Kapital, der Abwertung von Staatsanleihen, einer steigenden Risikovorsorge und Belastungen durch den geplanten Tausch von griechischen Staatsanleihen im Rahmen des zweiten internationalen Hilfspakets.

Griechen-Banken sind größter privater Anleihen-Gläubiger
Griechische Banken sind die größten privaten Gläubiger der sich auf mehr als 300 Milliarden Euro belaufenden Verbindlichkeiten des Landes. Im Gegenzug für das 110 Milliarden Euro schwere Programm von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds hat der Mittelmeerstaat eine stärkere Überwachung seines Bankensektors zugesichert, einschließlich vierteljährlicher Stresstests.

Politik und Märkte loben Zusammenschluss
Der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos begrüßte die Fusion in der schuldengeplagten Wirtschaft: "Diese Initiative zeigt, dass die heutige Krise eine Chance für strukturelle Veränderungen bieten kann, die den Finanzsektor und die Realwirtschaft stützen." Auch Analysten halten das Zusammengehen für den richtigen Schritt. "Es zeigt, dass die Banken willens sind zu kooperieren, um die Schwierigkeiten zu meistern", sagte Alexander Kyrtsis von der Investmentbank UBS.

Immer wieder hatte auch die Europäische Zentralbank die griechische Bankenbranche zu Konsolidierungen ermutigt. Griechenland befindet sich seit mehreren Quartalen in der Rezession, die Banken sind auf die Finanzierung über die EZB angewiesen.

Synergie-Effekte sollen schon bald 650 Millionen Euro bringen
Aus dem Zusammenschluss versprechen sich die Häuser binnen drei Jahren vor Steuern Synergien von 650 Millionen Euro. Das fusionierte Institut erwartet, dass es durch den geplanten Tausch von griechischen Staatsanleihen im Rahmen des zweiten internationalen Hilfspakets für die Regierung in Athen mit etwa 1,2 Milliarden Euro nach Steuern belastet wird.

Alpha Bank und Eurobank werden früheren Angaben zufolge gemeinsam Vermögenswerte über 150 Milliarden Euro und Einlagen von über 80 Milliarden Euro verwalten. Die Marktkapitalisierung beider Institute liegt bei jeweils rund einer Milliarde Euro.

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