Beschäftigungsrekorde und einen Wandel im Denken nimmt das AMS Kärnten wahr: Nicht nur das Geld zählt, auch Wertschätzung, Zeit und andere Anreize machen ein Unternehmen für Mitarbeiter attraktiv. Und der Markt wandelt sich vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt.
Eine der großen Herausforderungen ist es, für jeden Topf einen Deckel zu finden", so Melanie Jann, sie stellvertretende Geschäftsführerin des AMS Kärnten. Also für jede Arbeitsstelle die passende Person, für jede Lehrstelle einen Lehrling. Im Vorjahr kamen auf 815 Lehrstellen nur 366 Suchende, also ein halber Lehrling pro Arbeitsplatz oder zwei mögliche Jobs für einen Jugendlichen.
Früher war ökonomischer Wohlstand erstrebens- wert, heute ist es der Zeitwohlstand. Ein Wertewandel ist spürbar.
Peter Wedenig, Geschäftsführer des AMS Kärnten
Allein diese Tatsache legt schon neue Herausforderungen dar: “Wir unterstützen Betriebe im Recruiting. Oft sind Stellenbeschreibungen jahrzehntealt; heute muss ein Lagerist keine schweren Lasten heben können, weil das eine Maschine macht„, nennt Jann ein Beispiel.
Was muss der Mitarbeiter können, was lernt er im Betrieb, was bringt er von seinem Hobby mit?
Es gehe um die Fragen: Welche Kompetenzen muss jemand mitbringen? Welche kann er im Betrieb lernen? “Wichtig sind auch informelle Kompetenzen. Wer Feuerwehrkommandant ist, bringt Kompetenzen mit, die nicht im beruflichen Lebenslauf abgebildet, aber wertvoll sind„, so AMS-Chef Peter Wedenig über neue Wege in der Vermittlung.
Schon 2022 gab es Branchen mit einem ganzjährigen Überhang an offenen Stellen. Beispiel Metall/Elektro: Hier kamen 1588 offene Stellen auf 933 Arbeitsuchende. Der Markt hat sich vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmer-Markt gewandelt. Diese Veränderung ist markant und - mit Blick auch auf die demographische Entwicklung - gekommen, um zu bleiben.
Peter Wedenig, AMS Kärnten
Da es mehr Stellen als Suchende gibt, müssten auch Unternehmen ihre Attraktivität steigern - nicht unbedingt mit mehr Gehalt oder Lohn, sondern mit Anreizen wie flexiblen Dienstzeiten, Wertschätzung, beispielsweise der Nutzung des Firmenfuhrparks am Wochenende. „Und Betriebe müssen schneller entscheiden bei Bewerbungen, sonst ist der Bewerber weg. Der Markt ist schnelllebiger geworden“, so Jann.
„In erster Linie gilt es, das heimische Potenzial am Kärntner Arbeitsmarkt zu nutzen, dann ist auch qualifizierte Zuwanderung nötig: Denn es gibt 98 Mangelberufe, die Demographie macht sich bemerkbar", so Wedenig, der aucvh Rekordzahlen nennt: 221.824 Beschäftigte 2022: Plus 2,6% gegenüber 2021. 16.997 Arbeitslose (+18,9 Prozent). 8419 offene Stellen (+37,6%).
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