„ADHS“

Prinz Pi spricht auf seinem neuen Album Klartext

Musik
07.02.2023 09:00

ADHS steht für Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit, Impulsivität. In seinem neuen Album „ADHS“ widmet sich Rap-Urgestein Prinz Pi der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Es ist kritisch, ehrlich und tiefgründig. Damit will er seine vergangenen drei Jahre verarbeiten und eine Welt darstellen, die erkrankt ist.

(Bild: kmm)

Der 43-Jährige hat sein 17. Studioalbum so benannt, weil ADHS für ihn seine Altersgruppe und auch die nachfolgenden Generationen widerspiegelt. Generationen, „die immer stärker bombardiert worden sind mit Medieninhalten“, sagte der Künstler der Deutschen Presse-Agentur. „Alles, was man sieht, ist übertrieben, optimiert, darauf runtergeschnitten, dass man den krassesten Teil sieht.“

Kein Blatt vor dem Mund
Wer sich in der Rap-Welt auskennt, weiß um dieses Urgestein der Szene. Prinz Pi kritisiert mit seinen Texten, regt zum Nachdenken an, drückt einem die unschöne Realität aufs Ohr. Dabei nimmt er in seinem neuen Album definitiv kein Blatt vor den Mund - der Berliner Rapper selbst ist wütend. Wütend auf die tägliche Medienflut, ungleiche Gesellschaftsstrukturen, Pandemie und Krieg. Und er ist erschöpft.

Das äußere sich vor allem durch eine immer stärker werdende Medienpräsenz im Alltag. „Das ist sicherlich etwas, was einen negativen Effekt hat, weil wir total zugeballert werden damit“, so Prinz Pi. Die Flut an Beiträgen und Inhalten verstärke die Symptome der Krankheit, den Bedarf an neuen Reizen und verschiebe dabei auch die Realität. „Ich sehe die Welt durch meinen Insta-Filter, in meiner Bubble wird mir sicher nichts passieren“, rappt er im Song „ADHS“.

Album als Therapie
Das neue Album diene ihm dabei als eine Art Tagebuch und sei „ein Coping Mechanismus“, der für ihn jetzt privat so ähnlich sei wie eine Therapie. Damit verarbeite er seine Erfahrungen der letzten drei Jahre, mit denen er „sehr zu kämpfen“ habe. „Mich hat es jetzt noch nicht komplett weggehauen, aber es hat mich ... sowohl psychisch als auch ganz rein materiell auf jeden Fall schwer beschädigt“, sagt er. Das merkt man vor allem am letzten Song des Albums „Angst“, in dem sich der Künstler noch einmal tiefer öffnet: „Kennst du Angst vor dem Spiegelbild, denn es zeigt nur die schlechte Witzversion von einem Standard, den man nie erfüllt.“

Damit regt der Rapper in lyrischen Glanzleistungen, leichten Beats und alter Manier dazu an, Sichtweisen zu hinterfragen. Für Hörer sei das Album wie ein Lexikon aufgebaut - aber ohne einen konkreten, einheitlichen Handlungsbogen, sondern mit verschiedenen Themenschwerpunkten: von der Präsidentschaftswahl in den USA über die Pandemiejahre bis hin zum Krieg in der Ukraine und seinen eigenen Alltag als Vater. „Manche Themen sind eher leicht zugänglich, manche sind relativ kompliziert, manche sind sehr tagesaktuell, manche weisen aber auch so ein bisschen in die Vergangenheit hin“, erklärt er. „Das Album ist halt so ein bisschen wie der Kumpel, der dir sagt: Ja, das sehe ich auch so. Ich habe das auch miterlebt, ich war auch dabei und mich beunruhigt das genauso wie dich auch.“

Kein ausgesprochenes Urteil
Dabei ist es ihm wichtig, keine Meinung vorzuschreiben. „Ich bin Künstler und deswegen stehe ich so ein Stück weit am Rand“, betont er. „Es steht mir nicht zu, irgendwie das Urteil zu sprechen oder irgendwie zu sagen, wer Recht und Unrecht hat.“ Schlüsse aus seinen Zeilen zu ziehen, bleibt also den Hörern selbst überlassen.

Für das Album hat sich der Rapper auch ein paar jüngere Feature-Gäste dazu geholt, darunter Wavvyboi und Sierra Kidd. Das bringt frischen Wind in das Album, was vor allem im Song „WinAmp“ deutlich wird. Bei der Auswahl der Künstler ist Prinz Pi wichtig gewesen, dass diese in ihrer Musik ihren eigenen, ungefilterten Weg gehen - weg vom Mainstream. Wie er selbst. „Das ist etwas, was ich extrem schätze an Künstlern, wenn sie keinen Beraterstab haben, keine Strategie haben, sondern einfach das machen, was ihnen ihre Kunst vorgibt“, sagt Prinz Pi. „Und das kann dann mitunter auch mal eine geschäftlich schlechte Entscheidung sein. Aber es ist dann künstlerisch immer die richtige Entscheidung.“

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