„Mehrere Hundert Mann“

Russische Legion kämpft gegen Putins Truppen

Ausland
29.12.2022 11:09

Wie viele es genau sind und wo sie sich aufhalten, ist streng geheim. Ihre Beweggründe sind höchst unterschiedlich. Und wer zu ihnen gehören möchte, muss einen Lügendetektortest über sich ergehen lassen. Doch es gibt sie: „Mehrere Hundert“ Russen, die an der Seite der Ukraine gegen russische Truppen kämpfen, vereint in der Legion „Freiheit Russlands“ unter ukrainischem Kommando.

„Ich bin kein Verräter. Ich bin ein wahrer russischer Patriot“, so der Sprecher der Legion, der sich Cäsar nennt. Journalisten führt er gerne zu den Ruinen eines orthodoxen Klosters in Dolyna, ein Gebiet, das im Herbst von der ukrainischen Armee zurückerobert worden ist. 

Seine Worte - manchmal russisch, manchmal englisch - wählt er sorgfältig. „Ich kämpfe nicht gegen das Mutterland, ich kämpfe gegen das Putin-Regime, gegen die Tyrannei“, sagt er. Die Legion bestehe aus „mehreren Hundert“ Russen, die nach einer zweimonatigen Ausbildung seit Mai im Donbass eingesetzt werden.

Freiwilligenkorps innerhalb der ukrainischen Armee
Die Legion ist Teil des internationalen Freiwilligenkorps innerhalb der ukrainischen Armee, ihr Emblem ist eine zuschlagende Faust, über der die Worte „Freiheit“ und „Russland“ stehen. Seine Männer seien unter anderem im seit Monaten hart umkämpften Bachmut an der Ostfront im Einsatz. Dort kämpften sie unter ukrainischem Kommando hauptsächlich in der Artillerie.

Rekruten würden vor der Aufnahme sorgfältig geprüft - in Gesprächen und mit einem Lügendetektortest -, um das Risiko einer Unterwanderung auszuschließen. 

Auf Kriegsgeschehen nur wenig Einfluss
Dem ukrainischen Militärexperten Oleg Schdanow zufolge hat die Legion vor allem eine politische Bedeutung: „Es ist gut für die Ukraine, wenn sie zeigen kann, dass auch Russen die Demokratie und Freiheit unterstützen und auf der richtigen Seite kämpfen“, sagt er. Auf das Kriegsgeschehen hätten die russischen Kämpfer allerdings „aufgrund ihrer geringen Zahl keinen großen Einfluss“.

Die Legionäre haben unterschiedliche Beweggründe, gegen Russland zu kämpfen. Für Tichij, einen Arbeiter aus der russischen Industriestadt Togliatti 800 Kilometer südöstlich von Moskau, sind sie eher persönlicher als politischer Natur: Seine Frau - die er in Russland kennengelernt hat - ist Ukrainerin. „Sie hätte es nicht verstanden, wenn wir in Russland geblieben wären“, sagt der 40-jährige Vater von zwei Kindern, der zum Zeitpunkt der Invasion mit seiner Familie in Kiew zu Besuch war.

„Wir werden die Ukraine befreien“
Von dort kehrte die Familie nie nach Russland zurück - Tichij trat der Legion bei. Seine Angehörigen in Russland könnten seine Entscheidung nicht nachvollziehen, er habe kaum noch Kontakt zu ihnen. Mit seinen Freunden hat er gebrochen. Sie säßen in Russland auf dem Sofa und wiederholten stur: „Wir werden die Ukraine befreien“, zitiert er sie. Russische Soldaten sieht Tichij als „Feinde“: Lieber würde er sich mit einer Granate in die Luft sprengen, als von ihnen gefangen genommen zu werden.

Cäsar hingegen hat politische Motive. Der ehemalige Physiotherapeut aus St. Petersburg bezeichnet sich selbst als „rechten Nationalisten“ und ist überzeugt, dass die Regierung von Wladimir Putin nur mit Gewalt gestürzt werden kann. „Russland stirbt“, sagt er. „Gehen Sie in die Dörfer - Sie werden Betrunkene, Drogenabhängige und Kriminelle sehen.“ Das sei das Ergebnis von 20 Jahren Putin.

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