krone.at-Kolumne

„Grüß Gott“ vs. „Guten Tag“: Oida, geht‘s noch?

Kolumnen
07.12.2022 11:55

Dieser Tage lassen uns unsere Politiker wieder durch mangelnde Sensibilität staunen. Inmitten von Krieg, Teuerung & Co. lässt es sich so mancher Volksvertreter nämlich nicht nehmen, übers richtige Grüßen zu debattieren. Vielleicht könnte man auch folgende Anrede für Politiker in die Diskussion aufnehmen: „Oida, geht’s noch?“

Denn es ist schon haarsträubend, mit wie viel Hingabe unnötige Scheindebatten besprochen werden. So verstieg sich SPÖ-Fraktionsführer Kai Jan Krainer im ÖVP-U-Ausschuss zur Feststellung, in Wien sage man nicht „Grüß Gott“, sondern „Guten Tag“. Wer gedacht hat, es geht nicht mehr skurriler, der irrt: denn die ÖVP ließ es sich nicht nehmen, empört zurückzuschießen und per eigener Aussendung von einer „massiven Grenzüberschreitung“ zu sprechen.

Statement von Kanzler zu richtiger Begrüßung fehlt!
Und es wird noch befremdlicher: Krainer ortet bei der ÖVP wiederum „Empfindlichkeit“, wenn sie sich von einem freundlichen „Guten Tag“ schon angegriffen fühle. Er stellt in Abrede, dass sich der „Vorfall“ so zugetragen haben soll: „Man soll nicht alles glauben, was die ÖVP so von sich gibt“, schreibt er auf Twitter. Auf weitere Reaktionen aus der Politik darf gewartet werden, vielleicht möchte sich auch noch Bundeskanzler Karl Nehammer zu dieser brisanten Causa zu Wort melden?

Verblödelung ist österreichisches Phänomen
Man könnte es als österreichisches Phänomen verstehen, dass in angespannten Zeiten die Politik durch solche Nonsens-Diskussionen verblödelt wird. Es mangelt offensichtlich an Sensibilität, wenn der Durchschnittsösterreicher nicht weiß, wie er durch den Winter kommen soll und der politische Diskurs von Grüß-Gott-Pöbeleien, teuren Klavier-Einkäufen oder internen Machtspielen durchsetzt ist. Von den nie enden wollenden Chat-Leaks ganz zu schweigen.

Können ÖVP und SPÖ jemals wieder zusammenarbeiten?
Aber Sarkasmus beiseite: So bizarr dieser Zwist auch ist, macht er einmal mehr offenkundig, wie verhärtet die Fronten zwischen den beiden Traditionsparteien sind. Wenn selbst ein „Grüß Gott“ zu gegenseitigen Beflegelungen führt - wie sollen dann SPÖ und ÖVP jemals wieder seriös zusammenarbeiten können? Die Stimmung zwischen den beiden scheint auch abgesehen von dieser Lächerlichkeit so schlecht, dass eine schwarz-rote Regierung in weiter Ferne liegt. Und Rot-Pink-Grün immer wahrscheinlicher macht.

Was Rot-Pink-Grün noch sprengen könnte …
Eine Koalition aus einem Frauen-Trio Beate Meinl-Reisinger, Leonore Gewessler an der Spitze der Grünen und Pamela Rendi-Wagner, wenn sie denn nicht zur nächsten Wahl vom burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil ersetzt wird, wäre zumindest stimmungsmäßig realistischer. Was Rot-Pink-Grün-Träume vielleicht noch sprengen könnte: Die Haltung von NEOS und Grün zur richtigen Begrüßungsformel ist nicht überliefert.

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