Vereiste Tragflächen

„Vertrauliches Dokument“: Ryanair kontert Vorwürfe

Wien
05.12.2022 14:05

Zu jenem Flug der Ryanair-Tochter Buzz, der Mitte November von Danzig in Polen nach Wien mit einer gefährlich vereisten Tragfläche unterwegs gewesen sein soll, hat sich nun der Mutterkonzern zu Wort gemeldet. In dem als „Strictly Private & Confidential“ („Streng privat und vertraulich“, Anm.) eingestuften Schreiben konstatiert Ryanair, dass „die Sicherheit der Fluggäste und der Besatzung der Ryanair-Gruppe (einschließlich Buzz) stets oberste Priorität“ habe. Alle Vorwürfe werden kategorisch abgestritten.

Von dem Vorfall berichtete zuerst das heimische Luftfahrtmagazin „Austrian Wings“: Demnach hob die betreffende, in Ryanair-Farben bemalte Boeing 737-800 mit der Ryanair-Flugnummer FR1662 Mitte November vom Flughafen in Danzig ab, obwohl die Tragflächen stark vereist gewesen seien. „Eis und Schnee auf den Tragflächen eines Flugzeuges können den Auftrieb empfindlich stören. Vereisung war deshalb schon für zahlreiche tödliche Abstürze verantwortlich.“

Nach dem Boarding habe sich auf der linken Tragfläche, wie auch ein Foto belegt, eine deutlich erkennbare Eis- oder Schneeschicht befunden, die sogar Teile der Vorflügel und der Steuerflächen bedeckt habe. Der Zustand der linken Tragfläche mache, so wurde es „Austrian Wings“ unabhängig von mehreren Verkehrspiloten bestätigt, jedenfalls eine Enteisung vor dem Start zwingend notwendig. Der Flug fand dennoch statt. Zudem wurden Vorwürfe laut, dass sich ein Passagier nach der Landung in Wien an die Crew gewandt und auf die Gefahr aufmerksam gemacht habe. Dieser sei allerdings vom Kapitän mit den Worten „This is my aircraft!“ in die Schranken gewiesen worden.

Streng vertrauliche Stellungnahme
Am Montag meldete sich schließlich Ryanair mit einer Stellungnahme (datiert auf den 2. Dezember) zu dem Vorfall. Das Schreiben, das im Briefkopf mit dem Vermerk „Strictly Private & Confidential“ („Streng privat und vertraulich“, Anm.) versehen ist, ging sowohl an „Austrian Wings“ als auch an die „Krone“. Ryanair erklärt darin eingangs, dass es eine „Reihe von verleumderischen und falschen Behauptungen“ gebe. Die Beweise seien „diffamierend“, die Maschine habe eine entsprechende Zulassung, der sogenannte Cold Soaked Fuel Frost (CSFF), eine kältebedingte Vereisung durch Treibstoff, stelle für die Maschine kein Sicherheitsproblem dar.

„Kein Eis/Schnee auf der Tragfläche“
Die Besatzung dieses Fluges habe „alle Sicherheitskontrollen vor dem Abflug durchgeführt“. Zum Zeitpunkt der „Kontrollen (die durch technische Aufzeichnungen des Flugzeugs belegt sind) befand sich weder Eis/Schnee auf den Tragflächen des Flugzeugs, noch musste das Flugzeug, wie fälschlicherweise behauptet, enteist werden“, heißt es in dem vom Ryanair Press Office gezeichneten Schreiben. Daher sei laut Ryanair überhaupt keine Enteisungsprozedur notwendig gewesen.

Auch die Kontaktaufnahme eines Passagiers mit der Crew streitet man seitens Ryanair ab. Weder vor noch nach der Landung sei die Crew auf „Probleme im Zusammenhang mit dem Betrieb des Flugzeugs“ aufmerksam gemacht worden. „Die Sicherheit unserer Fluggäste und unserer Besatzung“ habe für Ryanair oberste Priorität „und wir werden unsere 37-jährige makellose Sicherheitsbilanz rigoros verteidigen“.

Sicherheitsbedenken von Experten aufrecht
Seitens des heimischen Luftfahrtmagazins „Austrian Wings“ reagierte man ebenfalls auf das Schreiben: Das Statement von Ryanair habe man an die bereits zuvor konsultierten Experten mit der Bitte um (erneute) Einschätzung und Beurteilung weitergeleitet. Sämtliche von „Austrian Wings“ konsultierten Berufspiloten hätten ihre kritischen Aussagen „vollinhaltlich“ aufrecht erhalten, auch nachdem sie den Standpunkt von Ryanair kannten, hieß es.

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